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Die Quelle: Wochenbeilage für Bildung und Unterhaltung — 1.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.44514#0028
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. Hederutnts s aber hatte der Tas des Jahresbeginnes fon im Alter- 1

tum. Die Inden vegrüßten das neue Jahr mit Trompeten- und

. VPoſaunenſchatl, weshalb es ihnen auch das Trompeten- und Po-
_ launenfesſt war. Die alten Perſer beſcheukten ſich an dieſem Tage
w mit Eiern. Die Römer pflegten am Neujahrstage ihrem Gotte
_ Janus zu opfern, auch war ihnen alles, was an diesem Tage vor
sich aging, je nach der Auslegung, von aqauter oder schlimmer Vor-

. bedeutung ſür das lommende Jahr. Die Ourngatetſpiele zur Ergrün-
dung der Gejichicke im kommenden Jahr haben fich. ja bis heute er-
hallen, beſonvers aber die Befragung des Schickſals. Beſonders
wird der erſten Vegegnung mit Perſonen am Neujahrsmorgen

reine beſtimmte Vorbedeutung äugeſprochen, was ebenſo alt wie

verbreitet iſt.

. _ Wägen dieſe Orakelſpiele früher auch mit heiligem Ernſt be- |
Hauvett worden fein, heute bieten jie, wenigstens bei uns, nur noch
Anlaß zu allerlel Scherzen, wobei der Spruch des Orakels mehr

W geschickt korrigiert wird. Die Grüctwunſchveſuche
iind ja ſo gui wie gänzlich abgekommen, werden aber noch z. B.
auf Helgoland mit seltenen PVilichteiser ausgeführt, wobei der Be-
agiüückwünjſchte antwortet: „Das gebe Gott wiederum ſo.“ Wie hier

. halten fich üverau Glückwunich und Dant in eine fseſte Formel
.ÒÊ.ÒeÔeÒ.Ô cee b So heißt ein beſon-

vers urwüchtiger Spruch vom Nieverrhein:
Proſt Neujohre
E Parick (Perücke) von Gashor (Geishaar),
E Bretzel wie en Scheundohr,
C KNuche wie en Oweblatt (Ofenplatte),
_.. Do wern mer au mitnander ſatt!

Da die Gratulanten festlich bewirtet wurden, die Kiuver tleine

. Hefſchenke erhielten, erfültten unſere Kleinen natürlich mit Freuven

. fuolche Pſtichten. In der Schweiz hat fich dieſer Brauch bis heute
erhalten und wird mit ſjeliener Treue gepflegt. Zünfte und Vereine
_ Hdaben ihre Neujahrsblätter heraus und die Kinder ziehen umher
. aunu ringen jie an, dabei allertei Reimiprüche herſagend. Derariige

inverreime sino uns auch aus Gegenden überliefert, da dieser
. Vrgauh. längiſt abgekommen ift. Ein ſolcher lautet:
Glückſelig neu Jahr,

Die Augen hübſch klar, U
î Stets. was Gutes auf dem Teller ..

Und mir einen Heller. [:




















L hittérlsten:
; Jum neuen Jahre Gliück und Heil,
Shür alte Wunden gute Salben, ,
Auf groven Klot nen groben Kein... ]
Auj einen Schelmen anderrhaeven.
_ Recht bezeichnend für die gute alte Zeit, die so viel gerühint
ird und nach der ſich wunderliche Leute zuriicksehnen, iſt der

Nnabenchor von Haus zu Haus zogen und Gaben einfamnreelten,
die einen Teil des ſchulmeisterlichen Einkommens ausmachten. In
heiniſchen Gegenden war es Sitte, daß der von dem anveren ein
eſchent erhielt, der diesem mit dem Glüctwunſch zuvor gekommen
war. Um diesen Zweck zu erreichen, wurden dann allerlei listige
Manöver angewandt und beſonders verſucht, ſich durch Vermum-
mungen unteuntlich dem anderen nähern zu tönnen, was zu den
dvrolligſten Verwicklungen führte, was dann eigentlich zu dem
Hauptstück ver Gratulationsconr wurde. In Böhmerwald isſt in
den abgeſchiedenen Gegenden der Brauch noch heute üblich, wo man
t riüs ti? ie nach der Perſon die verſchiedenſten Sprüche vor-
. it. :

at va freilich nichts mehr gemein mit dem urſprünglichen volks-

lümdlichen Treiben. Es ift nichts anderes mehr als vom Uebermut

eingegevene tolle Allotria, meiſt zum. Unfug ausartend und un-
eteiligie beläſtigend, vbildei er nur noch eine urnſchöne Erſcheinung
nſeres öffentlichen Lebens. Man vergleiche ſolches Treiben ein-
mal mit den Brauch in Nieveröſterreich Da werden von den
ucen Leuten die Wände der Wirtsftube ganz mit Tannengrün
dbeſtectt. Zu der Mitte wird von der Decke herab ein Kranz gehängt.
HUm Ofen aber wird eine vermummte Person, ver Silvester, auf-
geſtellt. Kommt uun ein Bursſche mit einem Mädchen unter : den

î Tannenzweig zu ichenken. Der Silveſter aber hat die aanze Gefſetc-
chaft zum Tor hinauszujagen. Wir köunen uns ſchon hiernach
vorſtellen, daß dieſes Spiel luſtiger iſt als das heutige Gebahren
. im Bars und Dielen.



,1 Der Meriſch ſolc nicht über seine Zeit klagen, dabei kommt
Mut heraus. Die Zeit ift ſchlecht. Waohlau, er iſt da, ſie besser

I
! haben alauven, daß ſie dieſelve veutſch nennent. Es ijt der Givfet

ber nationgten Vero um mu ug und Frech ett.
. z Friedrich Nieuſche.

Cineu ähulichen. Spruch, nur erheblich perber, bat uns auch Goetye

rauch, daß die Schulmeifter am Nenjahrsmorgen mit einem.

. er arößie Mummenschanz wird natürlich iu der Silvesternacht
umu die zwölfte Stunde getrieben. Was wir heute davon erleben,

HHMranuz, jo ſpringi der Silveſter vor und gibt dem Mädchen einen
Kuß. Der Wirt hat um die zwölfte Stunde jedem Gaſt einen

1 machen. . ! T h. Cgrlyle. ;

! Es gibt pirtlich Meniſchen, welche eine Sache damit geehrt zu i



Peter der Große.
Ein richtiges Märchen.
Von P aul W. Eiſo ld.

Es war einmal irgendwo, ein kleiner Zunge. Der hieß Peter..
Es war ein blondhaariges, aufgewecttes Bübchen. Der ſchönſte

Blauhimmel wogynte in sſeimen Augen. Um seine Lippen ware alle
Triller der Morgenlerchen ausgegoſſen. Und wer es anſah, dem

löſten ſich die in der Alltagspfiicht erſtarrien Züge umd tauſend si- t

cheln flogen ſeinem Antlitz auf..

Peters Eltern hatten mühſatvoti um die äußerſte Notdurft zu .
schaffen. Viele hungrige Mäuler versammelte das Abendticht um
den einfachen Tiſch. Peter war von ihnen das jüngfîte. Vielleicht ]

darum, oder weil er ein fo von seinen Geschwistern ab



Kind war, ließen die Eltern ihm feine volle Kindheit- und Iugenn.

freiheit. Er durfte, da die Geschwister ſchon um den Unterhalt mit-
ichaffen mußten, ſich ſeinen Träumen, Wünjſchen und Lieblingsbe-
ſchästigungen hingeben. Das tat er reichlich und wie mit selbstver-
ständlichem Recht. Er streifte durch Garten, Wieſe und Wald, bel
Sonne und Regen, im Sommer und da der Schnee auf Strauch

und Baum und Ebene eine weiße, luſtige Veiertichteit gezaubert ;

hatte.

.. So wurde Peierchen möählich Die ganze Welt zum Freunde..
| Die ganze Welt, von den fernen kleinen, langſam fortwandernden

| Schäfchenwolken bis zu der gemächlich über seine Hand griechende

Schnecke, die klug und vorsorglich in dieſer wohnungsarmen Zet.

| ihr ſelbſtgefertigtes Häuschen auf vem Rücken mit ſich trne. Bale
wußte er um die Gewohnheiten ver Tiere und Pflanzen. Kannte

ihre geheimnisvolle Sprache, ihre Freuden und ihre Leiden. Den

janften Abenvchoral in den Baumkronen, den Brummgeſang der

Bienen, die köſtlichen Unterhaltungen zwäiſchen Infskten und Blüä-

ten, das zierliche Liebeswerben der Vögel: Peterchen fühlte vnan.

lem den Widerklang in ſeinem Herzen und ſang und jubelte mit.

Die Geschwister lachten und ſpotteten heimlich ob der ſelttane..

Neigungen Peters. Laut aber wagten sie es nicht, da die El

sonfi böſe wurden. Und Peterchen? Der trug ſeine Seligkeit wien.
einen köſtlichen Schatz und kein hößliches Wort vermochte ihm den

Schimmer auch nur leiſe zu trüven.

Da geſchatz in Peterchens Leben das erſte Wunder. ;
In alaſfiender Sonne lag er auf ver Wieſe. Der warme süße

| liche"Duft und vieltausendfältige Chor der zirpenden, zwitſschernden,
ſingenden und piepſenden Stimmen und Stimmchen ſchaffte leiſe

Betäubung. Wohkhlige Behaglichkeit serrtie an den Augenlidern,
zerrte sie zu . . . . Die Wirklichkeit verſank. Das Braufſen wurde

G zu zartem Aeolsharfenton. Und plöslich ſlolte ſich Peterchen fan

len, tief, endlos tief, fallen.

Er wollte zuerſt ein klein wenig ſchreien. Aber dann beſfann
er ſich doch eines beſſeren und öffnete die Augen. Da vergaß er den
Schrei: statt ſeiner drehte sich eine lange Entzückung aus seinem
runden Mäulchen. Dann rieb er jſich die Augen, ſchloß ſie wieder,
öffnete ſie ~ und ſah nun wirklicht Oh, wie ſchön! Alle seine
Blumen und Pilanzen, alle seine Tierchen waren Zwerge mit rich-
tigen Antliven, mit Händen und Füßen. Sie waren alte eifrig bei
der Arbeit, halfen einander beim wachſen, blühen und reifen, be-
schützten und dienten fich. Und da fie dies taten, ſich hingaben und

opferten, vollendeten sie fich ſelber, wurden immer ichöner, reichen

und strahlender. Peterchen. konnte ordentlich sehen, wie ſie heller
und leuchtender in ein ewiges Glauben, in einen Himmel der Voll-
kommenheit wuchſen. Und immer neue kamen auf, tauſenb und

| abertauſende. Sie hatien erſt eint kleines, rotes Herz, das leiſe aus

ihrer Bruſt schimmerte. Im aroßen Einander aber nahm das
Herz die kleine Geſtalt immer mehr ein und zuletzt gingen nur
lauter große strahlende Herzen in das ewige Glänzen, das selbſt
nur ein unendliches Herz war. s

Peterchen uußte ſich geblendet die Augen- zuhalten ung *
da fiel auch noch der letzte Schleier zurück, der ihm bisher die aro-
ßen Zuſammenhänge nicht erkennen ließ. Nun war alles fabelhaft

klar und ſcharf. Sinnvoll geordnet vollzog fich alles Geſchehen, ewie..

ger Ablauf eines großen ewigen Gejietes. Das Geheimnis des

iortwährenden Werdens und Vergehens, die tiefe Tragik der

Selbſtvernichtung um einem Beſſeren, Größeren, Höheren Platz zu
machen, ward ihm offenbar. Peterchens Geiſt machte gleichſam
einen Sprung über die Jahre der Vernunft und Wiſſensanhänufung
in die ſpielende Leichtigteit geniehafter Erkenntnis. Es war alles
so ſelbſtverſtändlich, alles ſo einfacht

Die ungeheuerliche Großartigkeit hieß Peterchen einen Augen- '

blick jich abwenden. Doch da war alles wieder verſchwunden und

nur die Herzen waren noch da und die Zwerge. Sie dienten un.
ſchafslen wie vordem, das Glänzen umfing Peterchen wieder unn.

der Wille mitzutun. Und da er dies dachte, erſah er schon ſein Hers
unter den vielen anderen.

Alle die Geschehniſſe und Dinge, vie er mit ſeinen Tieren und

Pflanzen erlebt, wiederholten ſich und da ſah er auch, wie ſein Herz
um ein klein wenig größer und leuchtender geworden war. Aver
es ging lange nicht so schnelt als. vei den anderen. Und doch ge-

nügte das wenige, um ihn, wieder erwacht aus ver märchenen. ..
| Schönyeit, mit einem Abglanz hunvertfacher Sonnen wieder uin.



vie wrenſchen treten zu laſſen. Sein Herz aber vtiev int dem sau-

vervollen Land bis .
. Ja, bis der kleine Peter eit großer Peter wurde. Da

waren. feine Eltern wie leergebrannte Lämpchen still und langſam

erlöſcht, die Geichwiſter übten offenen Spott, die Not kroch ihn an

_ mit grinſenden Fingern. Peter mußte ſich wehren. Mußte, als ein |
lleines und ſchwaches Zahnrävchen erſt, in das große Räderwerk

eingreifen, mußie sein Denken und Gefühlsleben vor den elendhen|]
îHarren der nackten Notdurft ipamten, soltten nicht vie tauſend Wid-

rigkeiten des Lebens ihn überreiten. Müde und armgefroren ging
Peter in die freardloſen Abende und tiefen Nächte. Unluſtig und

mit Ekel gefüllt irat er den Morgen als neuen Pflicht- und Müſ- -

. ensbringer in eine blinde Finsternis. Das große Grau und daes | _
_ tödliche Ginertei- hockten in ſeinen Augen und sein Mund, der einst

. der Lerchentriller überſftrömte, war su einem böſen, serfurchten Ak- |:

Uns den Menfchen fiel das .. verquälte Ktetv lauaſem G Ü .
per ab. Leiſe und verſchüchtert erſt ölühten auch in ihren antliven ..
die köſtlichen roten Blumen. Ein neuer Frühling begann. Ein
heller Sommer folgte, va viele hingingen, sleichen Herzens uns

Mundes voll. ihre Erlöſung anderen mitzuteilen. So quollen, ve- .

freit vom jahrzehntelangen Joch, igufenyrattg die Freuvenfeuer

auf, an denen eine geeinte Menfſchheit ſich zu ewiger Mn. .
Um Peter spülte zu dieſer Zeit der Winter leicht fröſteinde unv . ..
gebrechliche Wellen. Als das einigende Feuer aufglühte, as des.
Land der Harzen und Zwerge Virtlichkeit geworden, da war auh ..

Peters Herz in das große Gtänzen eingegangen. .

Denkmal, ein rieſenhaſtes, weithinleuchtendes Herz..
Das kaut ieder finden, der es nur ſuchen wu :





Im Antang wehte fich Peter wohl manchmal hinein in das | ft ...... ..

. Land, da er sein Herz gelaſſen. Aber er hatte Mühe, daß seine un. |)
lter den vielen anderen zu entdecken, so klein und blaßrot war es | , |

: gewordert. Und da war auch in Peters Gesicht das lezte unn |

lleinſte Lächeln gestorben. k

Seit dieſer Zeit ging in Peter jene ungeheure Wüſte auf, die

. keine Oaſen flülter Sammlung, keine noch ſo ferne Fata morgana
eines einftigen Frühlings zeigte. Es war alles kalt und feindlich,
: es ftierte alles mit rieſigen Fratzen, in deren Grinſen tauſend neue |

Gräßlichkeiten lanuerten. Peter war nur noch eine willenloſe, ge

quiälte Maſſe Menich, eine Maschine, von den Dolchen des Hungers
zimmer neu in einen langſamen mitder werdenden Gang gehest.

Bis fie eines Morgens, der blaugolden über den grauen Straßen

ichwebte, nur noch ganz leiſe ging und eben im gleichen Augenblick,
: Y h le tus ins hotrteve der. anderen eingreifen ſottte, "auseinander-

. . . . . . . . . Zz

Nun lag Peter im Krankenhaus. Nach vielen Stunden war
langîam ſeine innere Maichine wieder in Gang gekommen. Das
feierliche Weiß, die Stille, und die schöne Behaglichkeit schafften
eine wohlige Beruhigung. Eine Schwester kam und redete ihm gut
zu: da ſchloß er mit dem Bewußtsein der Geborgenheit die Augen

wieder. Ein tiefer Schlaf kam und mit ihm nach langer, langer
. heit ein Traum. Wieder fühlte er sich fallen, endlos aten ..
. . Wiedet wurde das Braufen ſanfter und süßer . . . . ô

“Und da geschah in Peters Leben das andere Wunder.

.. Das zauberhafte Land mit den eifrigen Zwergen tauchte ivie- (
der auf. Die ungezählten Herzen wuchsen, erleuchteten und ver-
| Ute: ins große Glänzen. Und mitten unier ihnen ſah er wieder
sein eigenes Herz .
Tagen. Doch auch das andere Bild stieg: die Zuſammenhänge und
tiefsten Geſete allen Geschehens lagen bis ins lette vloß; vas Ein. |
Hache, Selbktverſtändliche drehte fich ſieghaft und strahlend anf. |
. Aber neben diesem war plöslich ein anderes, irübes, häßliches

„alles war so, wie damals in den herrlichen

Erscheinen. Alle die Bitterkeiten und Härten, alle die Not und Ent-

hehrung., das körperliche und seeliſche Elend erſchienen in greifbar-
: ſten Gestalten. Das Leben in seinen finfterſten, letteſten Tiefen,
in seiner ungebeuren ſchreckthaften Geißel des Hungers, des Schmer-
_ hes und der Scham: tat ſich wie ein unergründtich gähnender Rachen
î ank. Wilde Schreie zitterten empor und gräßliche Flüche misſchten

ſich in das Lachen der Wahnsinnigen: Der oberflächliche, äußerliche
Glanz der menſchlichen Gemeinſchaft zeigte seine wahrsten, stärk-

ſien Urgründe. Vou der falschen Güte und Aufopferung blieb nichts
als eine schale, verlogne Geste. und über allem thronte, ein gigan- |-
waffnet. Eines Vegetariers, der ein zäher und fähiger. Sports-
mann iſt. Eines Offiziers, der in einem afrikaniſchen FelÊlzuaae.
| Pazifiſt wurde, und ſich ſpäter öffentlich in einer Schrift anttagte, §
gam Weltkrieg mit schuld zu sein, weil er nicht in: Eutopa . geen.
den Krieg (den er ja „drüben“ kennengelernt hatte) gepredigt habe.
Eines zart empfindenden Menſchen, der doch mit Berliner Drocle.
kentuischern, mit Straßenfegern und Fiſchdampfer- Matroſen tt .

tiſcher König, die erbärmliche, verkrüppelte Gesſtatt des Ewiageizi-
den, der ſich letlich in maßloſer Habgier jelbſt vernichten muß.

Peter fah vas Toben. Ihn ichreckte es nicht mehr. Es ver-
mochte nicht einmal ihm ein leiſes Grufeln über die Haut zu jagen.

t Nur ein ganz großes. und gans tiefes Lachen ſprang ihn an. Ein
Lachen, das aus Wut und Scham und Ekel geboren, doch auch die
tiefe Kraft in ſich barg, alle die tauſend Sonnen der Kindheits- uno

IZugendiahre wieder zu entzünden. So daß ſein Wille unüber-

windlich aufstand und alle Hindernisse beiseite schob und, in Er-
kenntnis und Liebe gereift, Peters Leben in neue Bahnen lenkte.

Noch einmal sah dieſer in die Welt der Zwerge und der Her-

zen. Inmitten der vielen anderen erſah er sein Herz, arößer, hel-

î ler.und leuchtender geworden. Und in Peters Gesicht blühte wie-
der der ſseltſane Glanz, die .hezies und häßlichen §yrcet mit einer
mitven Güte vergotdend .

und atſo ging Peter unter die Menschen. Von ren Lippen J

brachen die Strönte eines neuen Geiftes. Seine Worte malten das

Morgenrot éiner schöneren, lichteren Zeit. Keine Not, keinen Hun-

ger gab es mehr, alles war sinnvoll und planmäßig geordnet. Ein

einziger Mille triev alte Menichen: einander zu helfen. Im Die-
nen sich opfernd felbft zu vollenden. Freude verſchönte ein jedes
! Anttiy aur Heilandsmiene und vas Lächeln war hochaufgerichtet

In die Straßen und die Fabriken stand Peter hin, in die Ver-
wärmsten und vegeiſtertſten Worte ſüße Melodie. Ueberatit vaute

.! rr neue ſeltets ss v den é Irtinsiern d der herswettet brrichägrteh |

.. 19.4 „Zivilif ation“ ſcharf ſieht und in ihrer Wi d
.. jammtungsjätle und düfteren Wohnungen. Ueberatt klang seiner | ; j ]

Michweritevens over Vericgrtweritehen “itte





Bücher- J |

.. Paaſche, der Trager
î vRMevolutionär.



Redensart, dieses Buch dürfe auf keinem Weihnachtstifch fehlen.

Wenn man überhaupt gelten laſſen will, daß einige Werke überen Ut
gelesen werden müfſen, dann iſt zu Weihnachten doch zweifelen.

etwas Weihnachtliches . heißt aber:. eiwas, das
vom Frieden redet; denn Weihnachten iſt doch das Feſt des Frie-
dens und der Menſchenliebe.

Aber der Frieden in der Welt“rommt nicht durch ättßertiche

Einrichtungen zuftande, sondern nur dadurch, daß jeder einenee.
bei ſich anfängt, für ſeine Perſon eine beſſere, friedliche Gefinnuna 4

zu pflegen. In diesem Sinne faßte Hans Paas ch e den Frie-

Ddenswillen auf: Der Pazifismus kann nur zum Teil durch Kon- /
greſſe und Beſchlüſſe in die Welt eingeführt werden; zum anderen.
aber wohl noch richtigeren Teile, durch die Arbeit eines jeden einn

feinen § ics etft, durch Streben nach Lebenserneuerung, nach
reform. .!

P]. Hans Paaſche kann uns seine Lehre nicht mehr vertütiven; ...e
. | denn dieser Pazifift wurde bekanntlich „b e i einem Flucht-
Ver f uch“ von Reichswehrfotdaten erſchoſſen. Aber sein Werk. lee.
Und es iſt ein Verdiensi des Hamburger Verlags „Zunge Men- :
ſchen“, daß er uns jetzt zwei hübiſche, leine Paaſchebücher beſcherte .
in der Preislage von 8 Mk., die wie dazu geſchafſen ſind, beim Feſte
der Menſchenliebe verſchenki zu werden. §

Das eine Büchelchen ſtammt von einem langjährigen. Freunde

| des Toten, von O. Wanderer, der uns erzählt, daß ex Medi-
zinex iſt und bei der Marine den „tollen“ Paaſche kennenlernte, von
dem er vorher ſchon fabelhafte Dinge hatte erzählen hören, und mit.

dem ihn dann eine innige Jreundſchaft bis zum Tode verband. ;
In einem „P a a j < e b u ch“ von 46 Seiten erzählt er uns allerle
Von seinem toten Freunde, was wir mit Spannung und Anteil-

nahme lesen. Das Bild einer überſprudelnd lebendigen Perſön-

| lichkeit wird uns gezeichnet, eines Mentcchen, in dem heiligster Eriut.
|. für seine Sache mit einem ganz köftltichen Humor ſich paart. Eines
Mentichen, der den Alkohol als das Grundübel und als die Wurz.

aller Kulturtoſigkeit leidenschaftlich betämpft, und - der doch nicht
Moralpauken losläßt, ſondern seine Gegner durch Veräppeln ent-

ihrer Sprache reden konnte. Eines Pazifiſten, der doch ein unend-

lich fchneider Angreifer war. Eines Menſchen von überſprudetnder ..
Jugendlichkeit, der nach lanagweilig-offizielen Veranstaltungen. den.

„guten Ton“ und ſämtliche Kleidung von fich werfen und: ſich ins
Meer stürzen mußte. Selbstverſtändlich hing die Jugend in Wan-

derkluft und die in Matroſenuniform mit abgsöttiſcher Verehrung |
an ihm, und ebenſo ſselbſtverſtändlich machte er ſich beim alen.
Offizierkorps und bei deſſen Nachfolgern zuerſt „unmöglich“ und .
: dann verhaßt. w
Und dieser seltene Menſch redet in dem: zweiten der .
kleinen Bücher selbſt zu uns in den „Neun Briefen des Ken.
gers Lukan ga Mukara“. Einige waren schon früher aus
der Zeitſchrift „Der Vortrupp“ bekannt. Die Herausgade der ür.

gen verdanken wir Franziskus Hähnel.

Ein Afrikaner komnit-auf einer Forſchunasreife in das inneren.
: Deutfehtand und beobachtet die Sitten und Gebräuche der „Ein-

aeborenen“. Und wie er da unsere erb ärmliiche eu rop ät







Ä

Und die Menfchen bauten aus atem ihrem so weer . ein ü

Zn Bücher-Reklanmeanzeigen findet man häufiger die vuninie. 1 .



 
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