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Die Quelle: Wochenbeilage für Bildung und Unterhaltung — 1.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.44514#0015
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t ; pre I. petvettocten fotietr. Irtforgedefſett bester auch vie Fe- .
| | aenmacher den arößten Einfluß, und da die Einger or:nen genau
J | wisſen, daß ihre Arbeit ohne Regen vergeblich ift, ſo sizen ſie mit

getreuzten Arnren und warten, bis die Mühe des Regenmachers

) | von Erfolg gekrönt iſt. Wenn dann der erſehnte Regen endlich

Der Une Mond. |
Die jünaſte Mondfinsternis hat zwar keine jebendett Vejer
_ Huf dem treuen Gefährten unserer Erde enthüllt, deren Vorhan- |
denſein der amerikaniſche Aftronom Pickering behauptete, aber sie |

Hat doch erftaunliche Tatſachen zum Bewußtſein gebracht, die auf
die Pünttlichkeit und Ordenttlichkeit dieſes von uns für so zuver-
î läsſig gehaltenen Geftirns ein ſchlimmes Licht werfen. Beobach-

tungen, die der Astronom des engliſchen Greenwich- Obſervato-

riums, Dr. A. C D. Crommelin, in engliſchen Blättern mitteilt,

. jeigen, daß der Mond ſich weder in seiner Bahn noch in ſciner
Fortbewegunagsgeſchwindigkeit an die durch die Forschung er-
tannten Geseße hält, ſondern daß er sowohi etwas aus qjeiner
Bahn gewichen ist, wie auch über zwölf Bogenſekunden in der
. Zeit den Berechnungen gegenüber voraus iſt. „Rechnei man eine

Bogettfekunde mit einer englischen Meile, so ifi der Mond um 12

Meilen etwa von seiner Bahn abgewichen“, ſagt Crommeiin.
„Tatſächlich ift er noch etwas mehr voraus, und der unterschied

. dt für Astronomen schon ziemlich beträchtlich" Der unpüntttich-

Erbheller unserer Nächte richtet durch dieses Abweichen von dem
gewohnten Pfade auch allerlei Verwirrungen an, denn er macht
î eine Abänderung in den aſtronomiſchen und nautiſchen Almana-

hat, zeigen deutlich, daß dieses ungewöhnliche Benehmen des

_ Mondes nicht von heut und gestern iſt, ſondern bereits vor etwa

dreißig Jahren begonnen hat; doch haben die Abweichungen ſeit

_ 19% nicht mehr zugenommen. Die Ursache dieser Mondungenau-

igkeit iſt in ein Geheimnis gehüllt. Nach der Anſicht Cromme-
lins ſind es irgendwelche unbekannten Einflüſsſe, die auf den Mond

.. eiitwirken, und trotz jahrelanger Anstrengungen iſt es nicht gelun-

cheit, ſie aufzufinden. Vielleicht ſind maanetiſche Kräſte dabei am
_ HVWerke. Die Annayme einer unbetannten Macht, die in dem Son-
_ uenſyftem wirkſam ist, würde zu ſel1ſamen Möalichceiten führen.
_ Man hat dieſe Kraft mit den Erſcheinungen, die wir Sonnenftlek-

len nennen, in Verbindung bringen wollen, ohne aber dabei zu

einem Ergebnis zu gelangen. Ales, was wir iagen tönnen, it,

daß irgend etwas auf den Mond in zweifacher Fiujicht cinwirktt,

_ indem es ihn ſchneller vorwärts zieht und aus seiner Bahn drängt
und daß dies seit etwa vierzig Jahren der Fall ist. Die Kraft,

die dabei angewandt wird, muß riesenhaft sein, denn es ſind un-

geheure Kräfte, die ſelbſt einen so kleinen Himmerskörver wie den | "
_ Mond in ſeiner Bahn und in ſeiner Geschwindigkeit erhactcn. |
_ Es wäre möalich, daß dieſe Kräfte auf der Erde ihren Mirtct- | ||

î yvuntt haben, aber bisher haben wir auf unjerem Planeten noch | Y

'. nichts Derartiges feſtſtetten können.

Ew Die veutſche Mutfik an der Mailänder Stala.
Nach vollendeter Renovierung der berühmten Mailänder

. 6

. Oper, deren techniſche Bühneneinrichwug insbeſondere eine rurch-

* greifende Umgeftaltung im modernen Sinn erfahren hat, wird die

_ Slal1a demnächſt nach langer Paujſe iyre Tore wieder öffnen. An

Wagneropern bringt der Plan in der neuen Spielzeit neven Den.
„Meciſterſingern“ auch den „Parsifal“. der, mit der Wildbrunn

. als Nundry, unter Leitung des Kavellnrei eifrers Panrzza, in Szene

gehen wird. Die männlichen Hauptroltcn ſind mit den italieni-

ſchen Sängern Amedeo Basſſi, GCaleffi und De Angelis besetzt. Au-

ßer Ten beiden Wagner-Opern iſt von deutschen Werken noch Mo-
zaris „Entführnng aus dem Serai.“ zur Aufführung in Auszjicht
genommen, die damit zum erſtennmat im Spielplan der Skala er-

cinen würde. Wenn bisher noch tein vestimmter Entschluß
über die Aufführung gefaßt worden ist, ſo liegt das an den |
l Schwierigkeiten der Besetzung, die sich daraus ergeben, Sänger

zu sinden, die den Mozartſiil beherrſchen und imstande iind, die

î reine Schönheitslinie dieser Mutik wiederzugeben.

; Ein Land, in dem es nicht regne.
In manchen Gegenden des Betſchuana-Landes itt Südafrika

Ut reanti es nur etwa alle zwölf Jahre einmal. Ueber dieſe unge-
_ wöhnliche meteorologiſche Erſcheinung gibt der italieniſche Miſsio-

nar Pater Porta intereſſante Einzelheiten. Es klingt ungiaub-
lich, ſagt er, aber es iſt dennoch wahr; überall reanet es, nur
hier nicht. Sowohl im Transvaal, wie im Bafutoland erntet

î man Mais und Korn, aber hier kann man nicht einmal ans Säen

denken. Bereits vor etiva ſechzig Jahren beſchries Livingstone
: das Land als unfruchtbar, und seitdem hart ſich ſein Charakter nicht

geändert. Livingſtones Beobachtungen hatten ergeben, daß nur
alle zwölf Jahre einmal ein wirtlich reichlicher und frücbtebrin-
gender Regen fällt. Die Erfahrungen, die man seitdem gemacht

hat, bestätigen vollauf seine Angaben, und auch unſere eigenen |

Aufzeichnungen beweisen, daß es im Betſchuanaland nur alle 12
Jahre gründlich regnet. Was das ſür ein Land bedeutet, deſſen

_ Einwoyner hauptſächlich von Getreidebau und Viehzucht leben,
_ vrauchi man nicht zu betonen. Das geſamte Intereſſe der Be- |
dvölterung séfteh: hauptsächlich aus gveratäuviſchen Hcotäuchcit. :



“ | faut, herrſcht im aanzen Lanve eitel Freude; und nun : tann man

auf eine reiche Ernte hoffen.

&æ / z ! i
Das „Lebenselizier“/ der Schmetterlinge. währeny es wos. .
aller. neueren Verſuche doch noch nicht ſo recht gelingen will, des
Leben des Menſchen zu verlängern, iſt dies einem Schweizer Ge- i
lehrten, Louis Desi o uch es, wenigstens bei den Schmetterlingen .
gelungen. Er hat es fertig gebracht, das Leben dieſer anmutigeennen.
aber so raſch vergehenden Tierchen um das Fünf- bis Sechsfache f

ihrer normalen Lebenszeit zu verlängern. Er fand durch zahl-

reiche Verſuche heraus, daß Schmetterlinge, wenn man sie an een.
wechselnden Tagen in eine Temperatur gerade unter dén Gefrieen.
punkt oder wenigstens übereinstimmend mit. ihrer Bluttemperauen
bringt, 30 bis 35 Tage leben, während sie unter den natürltichn
Bedingungen nur ein Dasein von ſechs bis ſieven Tagen haben.
Während dieser verlängerten Lebenszeit legen die Tiere zweiein.
halb Mal soviel Eier als unter normalen Verhältnissen. Es ist

damit gezeigt, daß gewisse Insekten unter besonderen klimatiſchen

Einflüssen viel länger leben können, und der Gelehrte hofft ſogar, .
daß es möglich ſein wird, dieſe neuartigen Verſuche güch tuf den s .
j HMentrchen anzuwenden. f
î «hen für das Jahr 1923 notwendig. Die neuen Mondtiafeln, die |
Profeſſor Ernft Brown von der Yale-universſität ausgearbeitet |

Ein argentinischer Niagare. Das Weltwunder, das die

J älle des N iagara darſtelten, ſcheint durch ein bisher ganz

unberanntes Naturſchauſpiel ähnlicher Art noch in den Schatten

gestellt zu werden. Es sind dies die Fälle des Jau az u, eines

Fluſſes in Argentinien, der bisher ſelbſt der einheimiſchen Be-

völterung nahezu unbekannt geblieben war. Ein von einer ita-
lieniſchen Zeitſchrift veröffentlichter Bericht, der die Eindrücke
| einer Reiſe längs dieſes Fluſſes wiedergibt, bezeichnet die Gegend

als die ſschönſte und an wilder Romantik unveragleichlichſte der

Welt. Es sind im ganzen zehn Fälle, von denen der tleinſte eile.
Höhe von 40 Metern und der größte eine Höhe von 70 Metern

aufweist. Die dynamiſche Kraft dieſer Fälle iſt gewaltig und die
argentiniſche Regierung hat ihre wirtschaftliche Ausnutzung be-

ſchloſſen. Man schätzt die auszunutzende Waſſermenge auf 40000.

bis 80 000 Kubikmeter pro Sekunde, eine Maſſe, die eine Betriebs-

| kraft von 250 000 Pferdestärken darstellt, und deren Kraft man
teilweise bis nach Vrsfitien und nach Bu e n o 5 Aire s au Leiten

hedentt. .



Humorvolle Grabinſchrift. uu

Die Zeitschrift „Nieverſachſen“ veröffentlicht Ä! zacetrac Grab-

inſchrift, die weniger von Trauer als Humor zeugt: „Hier ruht
| Augufte Tappen. Sie nähte Mützen und Kappen, Gott "chente ihr
die ewige Ruh: Doch wer näht nu?“

Weit derber iſt eine Grabfteininſchrift auf dem Friedhof von /

Dobberan; sie lautet: „Hier liggt Gottlieb Merkel, as Kind was
ſityt n Gerte as Mann was hei n Schwin, wat mag het nu woll

|

Das Wunder. Der Polizeikommissar: „Also, Sie wollen den
hat.: ſprechen, der in der letßten Woche bei Ihnen eingebrochen

„Ia, ich wollte ihn bloß fragen, wie er das fertig gekriegt hat,
ohne. meine Frau aufsuwecken. s vVerſuch's ſeit 15 Jahren.“ ;

Ein Schlaumeier. Der teu Adolf schläft ſonſt immer auf
dem Sofa: heute aber will er durchaus in Mamas Bett. „Bleive

nur ruhig auf dem Sofa,“ ſagt Mama, „in meinem Bett ift eine

aroße Maus." Adolf denkt ein Weilchen nach, dann ruft er:
„Aber nein, Mana, es ift ja eine ganz kleine, ich habe ſie doch vor-
hin über die Decke laufen ſehenl“ – Im Nu ift Mama aus dem
Bett und legt ſich aufs Sofa, während- ber Echlindet es é n in
ihrem Bette bequem macht.

Streng. Komm i 38: „Herr Prinzipal, ich bitte um Ent-
ſchuldigung, daß ich gestern "richt hier war. Ich hatte mir den
Magen verdorben, lag krank im Bette und konnte den ganzen Tag
fiches MC val: „Nichts eſſen? Na, das hätten Sie auch
hier veſorgen rönnen!“ . (y Der )

Weiße Woche. Der Roßmetger Baftian überlegt bin und her,
wie auch er die Konjunktur der weißen Woche ausnügen könne.

Schließlich läßt er folgende Anzeige los:.

„Während der weißen füothe hxtuit Echtuurelug. Pferde-

ichlächter Bastian. : § („Nebetsſpalter“.)

„Meine Tochter laſſe ich auch moderne Tänzerin werden.“ .

Warum. denn?“
„Da ſpztt ſie viel Gerd für die Kleidern.
(8uſtiges Blatt“.)



T. ,

Vaterland, ein hohes Licht,
Freiheit glänzt von deiner Stirne.
_ Von der Marſch zum Alpenfirne
glühen Herzen, wachen Hirne
j uno die heilige Flamme ſpricht:
Voll, hab acht! z :

_ GBrüover, wacht!
Eher soll der letzte Mann ververbeu,
als vie Freiheit wieder fterben.

Brübver, schwört euch in die Hand: .
Morgenrot um alle Bergen
Nusgetilgt der letzte Scherge!
Freies Leben, freie Säürzüt,.
freier Sinn im freien Lannt .

. Boll, hab acht!

Brüder, wacht! .

Hell die Augen, heller die Gewifsen!
Sonft ift bald das edle Band zerrissen.

Deutscher Menſch, ver nie verdirbt:
Eins die Stämme, eins vie Auentn..
Deutscher Geiſt in allen Gauen
sou nach. einem Ziele f<auen,
paß er nicht in Kleinheit ftirvi. ;
_ YYVoalk, hab acht! .
î Brüver, wacht!
Groß aus grofem Leiv zu erheben,
muß nech einem Reiche alles fireben.

Brüver, laßt uns armverſchränkt

mutig in das Morgen schreiten!

Hinter uns die schwarzen Zeiten,

Vor uns helle Sonnenweiten!
soit nur, wer die Freiheit kräntt!

îYVollk, has acht! :

. Brüser, wacht! .
Deutſc<e Repusödlikt, wir alle sh wüören:

Legtes froxyſen Blut s oll dir gehören!
. K a r1 Bröger.



; Ser nacile Mensch.

f Dort, wo die Dampshämmer auf weißlohende Eisenmaſſe
. ſchlagen und ſsprühende Funken, Feuergarben durch die Halte

lohen, wo Menſchen, umalühte nackte Körper mit Stangen und

Hebeln an den ſchweren Eiſenbrocken reißen und Frauen fie mit

Karren und Wagen durch die Halle zerren, ſteht ein junger

î Menſch.

Einer, der müde wurde von dem Haſten und Drängen in

Der heißen Lohe, dessen Körper zittert unter den wuchtigen Schlä-

den der Hämmer. Er lehnt an einem hohen Pfeiler, ſeine Hände

] wu! V fich um das Eiſen, seine Augen sind geſchloſen, er sinkt

Aber va reißt er sich wieder auf, ſeine Augen starren in den
Raum, seine Hände krampfen fich, ſein Atem ſtockt, alles ift Lohe
um ihn, Lohe und Flamme und kommt auf ihn zu wie ein
Festzt®s. o), gewaltige Halle iſt ein unförurlicher Flammenleib
geworden, der in der arauen Fabrit wie ein Göte 1hront, die

weißlohenden Eifenbrocken sind funkelnde Augen, die Dampfhäm-

mer drohende Fäuſte, und die ganze Gestalt grinft ihn an, daß
er aufichreten möchte und fliehen; aber da ſieht er, wie alle Men-
jcycu uur Iyir We uepiei cseven vou jichy reißen, ſich niederwerfen
vor dem glühenden ée und wilde Worte ſtöhnen aus ihrem
Herzen. - 1

xDU Mammon“, brüttt der eine, „warum ſtößt du mich von
dirr Wurde ich nicht durch dich zum Einhänder? Haft du nicht
meinen Leiv zettreten? Bin s tit 6 grau und alt geworden in



[iücz f für ECE Bildung und ZI ſ

+ NR R.. .... :. Dr. E. Kraus

L Tahegang [ .

deinem Dienti, und jezt wirfst du mich von dir ivie einen zayu-
Ioſen Hund!“

Die glühenden Augen arinſen aur touch höhnitcher, vis per
Alte schreiend zuſammenbricht.

Da brüllt ein anderer auf: :

„Du haſt mich zerſchlagen, meine Gevanken zerriſſen, ihne :
Sinne zerwühlt, ohnmächtig bin ich vor dir, dein Wertzeus. Was
marterſt du mich noch? . . .
du mir noch das Letzte nehmen, das Menſchſein ?“ , .

„Ja, deine Seele will ich“, donnert der gewaltige Leib, und

die Eiſenfäuſte ſchlagen nieder, daß alles ein ſprühender Funten _ .

r .t Seele wit du?“ schreit ein dritter. „Haft du nicht
meine Seele, haft du ſie nicht Tag um Tag von mir geriſſen,

Fetzen um Feten, bis ich du wurde? War denn mein Hirn nit.
mehr als dein dröhnendes Hammerwerk, waren meine Gedanken
nicht mehr die Räder, und doch liegt deine Fauſt ſchwerer auf mir §

als auf den anderen!“

„Haſt du nicht einen seis, Menfch, einen harten ſchwietigen .

Lei. zt Leib, deine Kraft, deinen Villen will ich habe en,
u Kne

„Und was willſt du von mir, der du mir alles nahniit, die.

Freude, die Liebe, den Mann“, jammert ein junges Weib und
schlägt ohnmächtig nieder. :
noch "F oitend? Hase! und einen verheißenden Schoß? Die will
! lh heres.: - d mit dem ſchlohweißen Haar vrütct er zu: .
„Lebſt du immer noch, zehrſt du immer noch von meinem

| Geld hat dich meine Hand noch nicht zerbrochen, dich, die ich sünf _

zig Jahre mit mir schleppte . . . was iillſt du noch?“ . .
Doch die Alte lächelte ihn ‘bitter und hart an. „Sierben .
mag das alles ſieht der junge Menſch, oört die zerriffenen

Worte und Schreie und immer mehr Menſchen fieht er kommen. .

_ Die Jungen, die einmal blißende Augen hatten . die der .

WMammaonsleib in seinen Sündenpfuhl warf.

Die Mädchen, die einmat wie Kinder sächelten und in seinen ;
Armen Dirnen wurden, und für die alle . . . alle . . . hat er nur

ſsein boshaftes Grinſen und seine höhniſchen Worte. '
Jetzt kommen auch die Kinder der Menſchen, die oleichen .

abgehärmten, aus den lichtleeren Hinterhöfen, aus den dunklen
Mietskasernen. Ste recken ihre mageren Arme, ihre Glieder 'i
tern und beben, leiſe stammeln sie: Hunger . . . Hunger. .
„Brut!“ schreit er sie an, „Gesindel . . fort qus meinen
Augen! Was folt ich mit euch? Wachſt, wer det ftark, dann kommt
wieder, dann will ich euch einſpannen in meine Fron wie Lure

Miütter und Väter!“
î_OYAber die Kinder weichen nicht. Ihre mien Glieder tragen

îe t. . Velen fich alle erbarmend ncigen er schlägt ie mit
einem dröhnenden Hammerſchlag auseinander.

Da hrüllt der junge Menſch auf: „Du . . . du . . .“ uns :

er fühlt alte Kräfte in ſich wachsen, Erbarmen, Lieve unt Mitleien.
ſtrömt aus ſeiner Feels. quillt durch seine Adern, jeine Arme

ſiraffen ſich . .1“ brüllt er noch einmal und jette s Hände .

rütteln an dem " Uähin Eisenpfeiler.
Da erblickt ihn der Götze:
„Willst du nicht auf die Knie, Menjſch? Hehft du deine H ;äide
wider meine Gewalt? Sollen dich meine Hämutrer z zerſchmettern?“
Aber der junge Menſch zuekt nicht zusammen. Seine Augen

blickten feſi in die ſprühenden Lichter des Zianmnenleives hinein.

Er sieht nur die Leiber der zertretenen Brüder und die qual-
vollen Gesichter der armen Kinder. :

vag . .. du . “ schreit er in den heißen Ovenl, „ich trobe
dir . . ü . . em armſeliger Menich, denn in mir find tauſenn
Gewalten aufgeftanden wider dich, die zerriſsſenen Seelen, die
Leiber der Brüder ſind in mir Kraft geworden, Kraft und Liebe,

und die Liebe ift größer als deine Gewalt! Ich rüttle an deiner Â

Fron, sasſe in deine Ketten, zerbreche deine Pfeiler . . , ich . ..
ein nackter Menſch.“ ..

Siehst du nicht, wie ich leide, win.

was ich von vîr will? Haft du uicht .
 
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