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Hofmann, Ludwig [Hrsg.]; Redslob, Edwin [Hrsg.]
Ludwig von Hofmann, Handzeichnungen — Weimar: Kiepenheuer, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.45054#0030
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Denn das ist die bestimmende Eigenart solcher Blätter: sie geben mehr als
eine Abschrift der Natur, sie geben den Traum der Dinge. So verbunden ist
hierbei Gestalten und Erkennen, daß sich dieser Traum bald wie eine Sehn-
sucht nach nie Geschautem, bald wie ein Hauch der Erinnerung vor uns erhebt
Trotz dieser Kraft zur Beseelung hat Hofmann niemals, wie das etwa
die Generation des alten Preller tat, aus Studien Bilder gemacht. Seine Kom-
positionen sind nicht wie aus Kulissen und Staffage zusammengebaut, sie sind
als Ganzes gesehen.
Wo ihn die Wirklichkeit anregte, zeigt sich gerade, daß sie nur in ihm
Ruhendes zur Erfüllung brachte. Das Ausbreiten eines Bademantels am Strand,
ein schneller Lauf, ein Kampf mit dem Eigensinn eines Pferdes, oder nur das
Aufleuchten einer Farbe am abendlichen Himmel geben den Ausgangspunkt,
der wie ein Funke die Zündung erregte.
Daher denn auch nachträgliche Notierungen gesehener Bewegungsmotive
unter den Studien ein wichtiges Material bedeuten, ohne daß die Grenze
zwischen Beobachtung und Erfindung dabei scharf zu ziehen wäre. Mehr noch
als die Studien zu bestimmtem Zweck haben derartige Aufzeichnungen sein
Formengedächtnis und die ihm angeborene Empfindung für das Organische
gesteigert.


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