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Hofmann, Ludwig [Hrsg.]; Redslob, Edwin [Hrsg.]
Ludwig von Hofmann, Handzeichnungen — Weimar: Kiepenheuer, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.45054#0035
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DIE ZEICHNUNG ALS SELBSTÄNDIGES WERK
Wie es den Dichter, wenn er als Zuschauer im Theater sitzt, innerlich er-
greift, welche Welt an bunten Möglichkeiten aufzublühen vermag, sobald
der Vorhang sich hebt und die Gestalten sich lösen, so wird wohl auch der
bildende Künstler oft vom bloßen Anblick eines neuen Zeichenbogens bewegt
werden, dem er nun alles Leben entlocken darf.
Denn nur der Dilettant hält die Striche, die er zeichnen will, für das einzig
Tatsächliche; der echte Graphiker weiß, daß auch die reine Fläche mitspricht,
daß er sie nicht fortzeichnen darf, daß er sie vielmehr mit seinen Linien zu
gemeinsamer Wirkung verbinden muß.
Dies Geheimnis vom Zusammenklang der gezeichneten und der frei-
bleibenden Töne hat Ludwig von Hofmann klar erkannt. Ihm ist das Blatt
Papier in seiner Helligkeit und in seiner Abgrenzung nach der Höhe als der
Breite wirklich Bühne. Er zieht einige Linien, da weitet sich die Begrenzung,
da wird die Fläche zur Tiefe. Und Träger alles Lebens wird der Raum. Der

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