Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
zur Eitelkeit, zur lächerlichen Hoffahrt, zum Neide unv
zurschnödenVerachtung anderer,verwöhnen das jugend-
liche Herz, und verführen es zu weichlichen und weibi-
schen Gesinnungen. Unter der persischen Jugend
sand ehemals kein andererUnterschied statt, als welchen
das persönliche Verdienst machte, und unsere gesittete
Jugend sollte auch erst durch Fleiß, Talente uud gute
Sitten Unterscheidungen erwerben. Von rechtswegen
müßte unter ihnen, so viel nur möglich, eine Gleichheit
seyn, alle Unterscheidung zur Belohnung ihres vorher-
gehenden Verhaltens dienen ; und sie sich nach eben der
Art untereinander achten, und nach ihrem persönlichen
Werch schätzen lernen, als sie selbst von ihren Aufsehern
und Vorgesetzten geschätzt würden.
Wie fern nun dieseGedankeu undVorschlage genutzt,
verbeßert und zur vollkommen Erziehung des Menschen
und Bürgers wirklich angewandt werden können ; dar-
über will ich gern das Unheil wohldenkender Kenner ver-
nehmen, und ihre geprüfteuAussprüche gelten lasten. Die
große Achtung, welche ich für den menschlichen Verstand,
dieß ehrwürdige Geschenk des Himmels, empfinde; dec
Wunsch, daß eine gesunde Denkensart , gute und edle
Gesinnungen allgemeiner werden möchten, und die Ueber-
zeuguug, daß es durch Unterricht und Erziehung zu bewir-
ken sey; haben vielleicht an diesem Versuche, wenigstens
an dem Triebe ihn bekannt zu machen, eben so viel und
noch mehr Antheil, als die nähere Veranlassung, die ich
zuerst wider Willen und Vermuthe bekommen hatte,
über diesen Gegenstand nachzudenken. Je langer ich
darüber nachgedacht habe, desto mehr bin ich in derMey-
nung bestärket worden, die ich aus Hochachtung gegen
die menschliche Natur und ihren Urheber imer geheget
habe, die Natur hat ihre Gaben nicht karg ausge-
Heilet.mnd Genie, Talente und Fähigkeiten dein mensch?
 
Annotationen