A. Burg«: Goldene Luft in Frankfurt.
die Tatsache bestehen, daß sich in Dielmanns Kunst
eine höchst interessante Parallelerscheinung zu jenen
Neuerungen in der Behandlung der Farben- und der
Beleuchtungsprobleine darstcllt, die gleichzeitig auch die
französische Kunstwelt und, wie bekannt ist, nicht nur
diese allein in Spannung hielten. Sind doch eben
damals der schon genannte Eduard Schleich mit Lier
und Spitzweg in München, Karl Blechen in Berlin,
Valentin Ruths in Hamburg, Richard Burnier in
Düsseldorf, um nur diese paar dem engeren deutschen
Reichsgebiete angehörigen Namen aus einer Zahl,
die sich leicht vermehren ließe, herauözugreifen, in der
Verfolgung gleicher Ziele gleich rühmenswert hervor-
getreten. In der Reihe dieser Neuerer ist Dielmann
als einer der Ersten vorangegangen und er darf, was
Frankfurt anlangt, das besondere Verdienst für sich in
Anspruch nehmen, daß er jene wichtigste Reform-
bewegung, die sich im Gebiet der farbigen Darstellungs-
kunst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts vollzog,
in Verbindung gebracht hat mit den bodenständigen
Elementen des Ortes selbst.
Dielmann sind die Früchte seiner Tätigkeit nicht
mühelos in den Schoß gefallen. Er hat sie sich in
andauernder, ernster Arbeit erworben. Bei allen, die
ihm näherstanden, hat sich insbesondere die Erinnerung
an eine eigentümlich bedachtsame Arbeitsweise, die er
zu beobachten gewohnt war, erhalten. Er konnte ängst-
lich zaudernd mitten in einem angefangenen Werke
stehen bleiben oder, wenn ihm ein Stück daran nicht
gefiel, ließ er es sich nicht verdrießen, so lange und so
oft von neuem darüberzugehen, bis der nach seinem
Ermessen vollkommene Ausdruck dessen, was er suchte,
gefunden war. An einen: Bilde wie den: schönen von
l858 datierten Motiv aus Aßmannshausen, das in der
Galerie des Städelschen Instituts hängt, hat er den
Vordergrund wohl siebenmal abgekratzt und wieder neu
gemalt, bis er mit sich selbst zufrieden war. Aus dieser
langsamen, zuweilen ganz aussetzenden Art zu arbeiten
erklärt es sich auch, daß die Zahl der von ibn: er-
haltenen Werke nicht besonders groß ist. Sie hätte
wohl kaum ausgereicht, um ihn: den vorbildlichen Ein-
fluß in den jüngeren Reihe:: der Frankfurter Künstler-
schaft zu sichern, dei: er tatsächlich besaß, hätte ihn:
nicht gleichzeitig eine ungewöhnliche Redebegabung zu
Gebot gestanden, vermöge deren er sich im Kreise von
Freunden nicht ungern über Fragen und Forderungen
des künstlerischen Berufes in ebenso geistvoller als lehr-
reicher Weise hören ließ. Dieselbe Ursache dürfte dazu
beigctragen haben, daß er, obwohl er in der Intimität
und Frische seiner wertvollsten Schöpfungen von keinen:
seiner Nachfolger erreicht worden ist, dennoch auch diesen
in der weiteren Ausbildung und Verwertung der von
ihm gefundenen Darstellungömittel die eine und andere
ungelöste Aufgabe zurückließ.
In diesem jüngeren Kreis tritt ergänzend neben
Dielmann vor allen: die kecke und impulsive Persön-
lichkeit von Anton Burger, den nut den: Genannten eine
Geistes- und Arbeitsgemeinschaft der seltensten Art ver-
band. An zwanzig Jahre lang führte Burgers täglicher
Weg nach Tische, wie er des öfteren selbst erzählt hat, in
Dielmanns Atelier. Er durfte sich dort in kamerad-
schaftlichem Gedankenaustausch mancbeS treffende Wort
und manchen praktischen Wink aneignen, aber doch nicht
ganz ohne Gegenleistung von seiner Seite. Wenn
Dielmann in seiner gewohnten Art cs nicht über sich
gewinnen konnte, mit dieser oder jener Arbeit abzuschließen,
so wurde Burger angestellt, um vollends die letzte
Hand anzulegen. In Tlielmanns späteren Lebenslagen,
in denen seine Arbeitskraft zusehends durch Krankheit
gelähmt wurde, hat ihm Burger diesen Liebesdienst
sogar sehr oft erwiesen, wenn nicht etwa auch einmal
Schreyer in gleicher Weise mit auöhalf. Möglich war
das natürlich nur bei einer so weitgehenden Einstimmig-
keit von Anschauung und Arbeitsweise, wie sie in diesem
Falle wohl ebensosehr in der persönlichen Freundschaft
beider Künstler, als in der Beschaffenheit ihrer natür-
lichen Begabung im voraus bedingt war. Verschieden
in dem Maße der Ergiebigkeit, mit der die schaffende
die Tatsache bestehen, daß sich in Dielmanns Kunst
eine höchst interessante Parallelerscheinung zu jenen
Neuerungen in der Behandlung der Farben- und der
Beleuchtungsprobleine darstcllt, die gleichzeitig auch die
französische Kunstwelt und, wie bekannt ist, nicht nur
diese allein in Spannung hielten. Sind doch eben
damals der schon genannte Eduard Schleich mit Lier
und Spitzweg in München, Karl Blechen in Berlin,
Valentin Ruths in Hamburg, Richard Burnier in
Düsseldorf, um nur diese paar dem engeren deutschen
Reichsgebiete angehörigen Namen aus einer Zahl,
die sich leicht vermehren ließe, herauözugreifen, in der
Verfolgung gleicher Ziele gleich rühmenswert hervor-
getreten. In der Reihe dieser Neuerer ist Dielmann
als einer der Ersten vorangegangen und er darf, was
Frankfurt anlangt, das besondere Verdienst für sich in
Anspruch nehmen, daß er jene wichtigste Reform-
bewegung, die sich im Gebiet der farbigen Darstellungs-
kunst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts vollzog,
in Verbindung gebracht hat mit den bodenständigen
Elementen des Ortes selbst.
Dielmann sind die Früchte seiner Tätigkeit nicht
mühelos in den Schoß gefallen. Er hat sie sich in
andauernder, ernster Arbeit erworben. Bei allen, die
ihm näherstanden, hat sich insbesondere die Erinnerung
an eine eigentümlich bedachtsame Arbeitsweise, die er
zu beobachten gewohnt war, erhalten. Er konnte ängst-
lich zaudernd mitten in einem angefangenen Werke
stehen bleiben oder, wenn ihm ein Stück daran nicht
gefiel, ließ er es sich nicht verdrießen, so lange und so
oft von neuem darüberzugehen, bis der nach seinem
Ermessen vollkommene Ausdruck dessen, was er suchte,
gefunden war. An einen: Bilde wie den: schönen von
l858 datierten Motiv aus Aßmannshausen, das in der
Galerie des Städelschen Instituts hängt, hat er den
Vordergrund wohl siebenmal abgekratzt und wieder neu
gemalt, bis er mit sich selbst zufrieden war. Aus dieser
langsamen, zuweilen ganz aussetzenden Art zu arbeiten
erklärt es sich auch, daß die Zahl der von ibn: er-
haltenen Werke nicht besonders groß ist. Sie hätte
wohl kaum ausgereicht, um ihn: den vorbildlichen Ein-
fluß in den jüngeren Reihe:: der Frankfurter Künstler-
schaft zu sichern, dei: er tatsächlich besaß, hätte ihn:
nicht gleichzeitig eine ungewöhnliche Redebegabung zu
Gebot gestanden, vermöge deren er sich im Kreise von
Freunden nicht ungern über Fragen und Forderungen
des künstlerischen Berufes in ebenso geistvoller als lehr-
reicher Weise hören ließ. Dieselbe Ursache dürfte dazu
beigctragen haben, daß er, obwohl er in der Intimität
und Frische seiner wertvollsten Schöpfungen von keinen:
seiner Nachfolger erreicht worden ist, dennoch auch diesen
in der weiteren Ausbildung und Verwertung der von
ihm gefundenen Darstellungömittel die eine und andere
ungelöste Aufgabe zurückließ.
In diesem jüngeren Kreis tritt ergänzend neben
Dielmann vor allen: die kecke und impulsive Persön-
lichkeit von Anton Burger, den nut den: Genannten eine
Geistes- und Arbeitsgemeinschaft der seltensten Art ver-
band. An zwanzig Jahre lang führte Burgers täglicher
Weg nach Tische, wie er des öfteren selbst erzählt hat, in
Dielmanns Atelier. Er durfte sich dort in kamerad-
schaftlichem Gedankenaustausch mancbeS treffende Wort
und manchen praktischen Wink aneignen, aber doch nicht
ganz ohne Gegenleistung von seiner Seite. Wenn
Dielmann in seiner gewohnten Art cs nicht über sich
gewinnen konnte, mit dieser oder jener Arbeit abzuschließen,
so wurde Burger angestellt, um vollends die letzte
Hand anzulegen. In Tlielmanns späteren Lebenslagen,
in denen seine Arbeitskraft zusehends durch Krankheit
gelähmt wurde, hat ihm Burger diesen Liebesdienst
sogar sehr oft erwiesen, wenn nicht etwa auch einmal
Schreyer in gleicher Weise mit auöhalf. Möglich war
das natürlich nur bei einer so weitgehenden Einstimmig-
keit von Anschauung und Arbeitsweise, wie sie in diesem
Falle wohl ebensosehr in der persönlichen Freundschaft
beider Künstler, als in der Beschaffenheit ihrer natür-
lichen Begabung im voraus bedingt war. Verschieden
in dem Maße der Ergiebigkeit, mit der die schaffende