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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 14.1907

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Heft 8
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Schmidt, Paul Ferdinand: Die neue Baukunst in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26457#0064

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Eberhardt: Villa Berberoth.
schiedenheit in allen Einzelformcn geben bei ihnr überall
den Eindruck einer reinen und männlichen Architektonik.
Neben ihm sind vor allem Berg und Moritz zu
nennen. Berg, der sich von anfänglicher Befangen-
heit im Stilistischen zu immer größerer Sachlichkeit und
Anmut entwickelt hat und stetig noch vorwärts strebt;
seilte letzten Arbeiten, die reizcitdc Rudolf-, die stattlich

und sicher gegliederte Mühl-
bergschule, verraten den Geist
jener durchaus verlebendigten
Einfachheit, auf welche die
deutsche Bauentwicklung offen-
bar hinstrebt; während Moritz
sich ein vortreffliches ländliches
Barock ausgebildet hat, dessen
große Flächen und wirkungs-
voll unterbrechende Details sich
ausgezeichnet dem praktischen
Zweck von Schulen unterordnen.
Es ist ein anderes, den Stil zu
beherrschen, als Künstler auf
diesem Instrument zu spielen
und ihn fortzubilden, wie Moritz;
ein anderes, seine mißverstan-
denen Formeln auf das fertige
Schema zu pappen und es
Rathaus zu nennen, „ein
Schmuckkästchen deutscher Re-
naissance", wie cs so reizend
im Frankfurter Lokalstil lautet.
Aber die Reihe tüchtiger
Künstler ist damit nicht er-
schöpft: Dasen baut der Stadt
prachtvolle technische Anlagen (Müllverbrennungsanstalt);
und Richter wie Restle dienen noch dein fast über-
mäßigen Bedürfnis Frankfurts an Schulen. Hierher
gehört der Komplex der Günthersburg- und Comenius-
schule, den Restle in Gemeinschaft mit dem Stadtrat
Schaumann entworfen hat; farbig wie kompositionell
gleich anmutend.
Die städtische Bautätigkeit durfte mit Recht einen
größeren Raum beanspruchen;
ist sie doch ihrem Wesen nach
in mehrerer Hinsicht vorbildlich
geartet: nicht bloß für die
bürgerliche Baulust, die sich
an ihren augenfälligen Massen
den Geschmack entweder bilden
oder aber verderben kann, nicht
bloß für die Jugend, die in
schönen Schulen das bedenk-
liche ästhetische Ideal ihrer
Väter mit etwas Skepsis be-
trachten lernt — sondern auch
für die anderen Architekten,
deren Schlendrian von neuen,
wirklich tüchtigen Gebäuden
doch etwas geniert wird: und
somit Glückauf! Vielleicht be-
deuten diese Schulen und Fa-
briken den Anfang einer besseren
Zeit für Frankfurt.
In der privaten Baukunst
sieht es freilich noch wenig
tröstlich aus; die paar guten
Gebäude, die schon gebaut sind,
verstecken sich meist noch scham-
haft zwischen dem breitspurigen

Loehr: Vorstandszimmer der Künstlergesellschaft im Steinernen Haus.
 
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