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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 14.1907

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Heft 8
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Schmidt, Paul Ferdinand: Die neue Baukunst in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26457#0065

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Allerwettskram, und die besten
Entwürfe unserer jungen Archi¬
tekten bleiben, wie üblich, auf
dem Papier. Wie hat man
Bernoully als Phantasten ver¬
lacht, als er, der Erste und
Einzige, vor sieben Jahren mit
seiner feinen, anspruchslosen
Wohnungskunst hervortrat! Und
wie blöde wird noch jetzt das
Haus Kovatschek verhöhnt, das
doch das einzige Miethaus von
Bedeutung in Frankfurt ist!
Aber die Zeiten werden sich
wandeln, und so erstaunlich es
ist, es gibt schon jetzt sogar ein
paar Geschäftshäuser, die sich
sehen lassen können. Nur frei¬
lich liegen sie wieder einmal so
abseits, daß sich der Normal¬
bürger nicht darüber zu ent¬
rüsten braucht, daß an hervor¬
ragender Stelle mit dem Prin¬
zip der Theatersäulen und ita¬
lienischen Palazzi gebrochen wird!
Natürlich ist inan auch hier am glücklichsten und
vorgeschrittensten im Wohnbau und zwar im Innen-
raum, wie eS der allgemeinen Entwicklung entspricht.
Fast alle unsere jungen Architekten leisten hier Hervor-
ragendes: Eberhardt, Bernoully, Leonhardt, Loehr,
Paravicini, Blaum und noch andere; und es ist schwer,
qualitative Unterschiede zu machen, es sei denn mit
Rücksicht auf den mehr oder weniger vorhandenen Luxus
in Material und Ausführung. Daß Eberhardt und
Wollmann in ihren ländlichen
und städtischen Patriziersitzen
darin wirkungsvoller, köstlicher,
schwungvoller sein können als
andere, denen nicht derselbe
Überfluß zur Verfügung gestellt
wird, ist klar; und doch, welch
reiche Abwechslung und Schön-
heit man mit bescheidensten
Mitteln erreichen kann, lehrt vor
allem Bernoully. Seine Land¬
häuschen, so anmutig wie wohn¬
lich, sind meist mit geringen
Summen gebaut und ent-
behren doch niemals eines
zierlichen, behaglichen Daseins;
wo er aber für größere Ver-
hältnisse schafft, wie bei der
Villa Hoffmann in Schönberg,
entsteht ein stattlich und reich
gegliedertes Herrenhaus, wie
er denn, neben Eberhardt, die
glücklichste Hand hat im Orga¬
nisieren auch des Außenbaueö;
und nicht minder im Erschaffen
größerer, öffentlicher Räumlich-
keiten, von denen die Hallen der

Nestle und Schaumann: Günthcrsburg- und Eomeuiusschnle.
Krokodilwirtschaft mit ibrer prächtigen Struktur ein gutes
Beispiel darbieten.*
Das Vorstandözimmer im Steinernen Haus, von
Loehr, vertritt den Typus einer noblen Innenarchitektur
sehr gut, wie er sich nun auch in Franksurt ausbildet:
* Die Abbildung gibt nur eine sehr mangelhafte Vor-
stellung davon.



Bernoully: Speisewirtschaft zum Krokodil.

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