M. Heidrich: Eßzimmer. (Bemard Stadler.)
Sodann der ortscinheimische Innenarchitekt, der ge-
schmackssichere Künstler lind regsame Arrangeur, der
sein organisatorisches Talent in den Dienst seiner Vater-
stadt gestellt hat: L. Passendors. Zwar als schöpfe-
rischer Künstler ist er bei anderen Gelegenheiten schon
erfreulicher, mehr Neues gebend, hervorgetreten, aber
er zeigt auch hier den ganzen Umfang seines erstaun¬
lich vielseitigen Könnens. Vor-
raum und Garderobe einer
Wohnung sind sehr prächtig
in der Wirkung, aber das
Motiv der hinter einer ver-
goldeten Säulenstellung an-
gebrachten Wascheinrichtung er-
scheint verfehlt lind läßt un-
willkürlich an ein Wannenbad
erster Klaffe denken. — Das
Empfangszimmer ist vornebm
und behaglich, es hat etwas
wienerisch Nobles, verratend
die Schule seines ErstellerS.
Ohne Überladung ist so alles
Schöne zusammengcbracht: die
Größenverhältnisse der Möbel
sind zierlich, ihre Formen weich,
lind überall erhöhen blitzende
Lichter aus dem polierten Kirsch-
baumholz den Reiz des Ele-
ganten. — In Verbindung mit
diesem Raum steht ein be-
laubter Sitzplatz, der den Ab-
schluß eines kleinen Haus-
gartens bildet. Es ist hier
gezeigt, wie mit einem Mini-
mum an Mitteln (mit Gras, etwas Schlinggewächs
und ein paar Lorbeerbäumen) auch so ein von Mauern
umschlossener kleinster Garten innerhalb der Stadt reiz-
voll gestaltet werden kann. Die entzückende Bronze-
gruppe von Hcngstenbcrg (ein badendes Mädchen, das
sich die Haare auswringt) tut das Übrige zur Belebung;
die langsam rieselnden Tropfen unterbrechen kaum die
Stille, und so ist hier einer der anmutigsten, heimeligsten
Plätze im ganzen Ausstellungsgcbäude geschaffen. Und
dann hat Paffendors noch ein
paar Räume in der von ihm zu
einer „Kunstgewerbehallc" um-
gebauten Orangerie der „Flora."
Das Beste ist hier ein elegantes
Damenzimmer in grauem Holz-
werk mit hellblauen Bezügen —
eben das, das man aus der
Handwerks-Ausstellung des
Jahres 1905 sehen konnte.
Ferner ein originelles Hotel-
zimmer, in den: erstrebt wird,
aus möglichst geringem Raume
dem Reisenden doch möglich-
sten Komfort zu bieten, durch
allerhand sinnreich kombinierte
Möbelstücke. Dies aber, mehr
von praktischen:, als von künst-
lerischem Werte, gehört kann:
nach in den Bereich einer Be-
sprechung von Wohnungskunst.
Rühmend aber wäre endlich
der kleinen Folge von Zimmern
zu gedenken, die die Firma
B. Stadler (Paderborn) aus-
M. Heidricb: Herrenzimmer. (Bemard Stadler.)