Die Wohmmgökunst auf der Kölner Ausstellung.
gestellt bat, lind ans die in: Abbildungsmatcrial besonderes
Gewicht gelegt ist, wegen der unmittelbar erkenntlichen und
unschwer für das reale Leben nutzbar zu machenden Vor-
züge, wozu namentlich auch die relative Wohlfeilheit ge-
hört. Diese Werkstätten setzen cs sich zum Ziele, eine
vollständige Wohnungseinrichtung zum Preise von rund
ZOOO Mark zu liefern, und zwar ein Mobiliar, das nicht
sowohl „schön" und schlecht, als vielmehr gut und schlicht,
und nicht nur von heute auf morgen ist. Allen diesen
Räumen ist eine absolute Sachlichkeit und Gebrauchs-
fähigkeit eigen und eine materialmäßige Schönheit; bis
ins kleinste ist alles durchdacht, manchmal scheint es
fast, zu weit: dann spürt inan so etwas nicht gerade
Doktrinäres, aber Puristisches, so Kunsterzieherisch-
Erzogenes. Ein poetisches Gemüt kann vielleicht nicht
mit allem einverstanden sein, aber ein tüchtiger und
praktischer moderner Mensch wird sich behaglich fühlen
in diesen Räumen; jeder, der nicht gerade ein flammender
Schönheitssucher ist, aber auch nicht Banause genug,
um in altem Trödel oder modernitischem Magazin-
schund sich wohlzufühlen; jeder, der das Solide und
ihm wirklich Zukommende mehr schätzt, als verstiegene
Prätentionen; kernige Tüchtigkeit, disziplinierte Zurück-
haltung und kühle Echtheit mehr, denn falsches Pathos
und hohle äußerliche Pracht. Alles ist einfach, streng
und gesund. Charakteristisch auch und sehr erfreulich
die gute Farbcnwirkung in Möbclbezügcn, Wand-
bespannung und Bodenbelag; sic wird verstärkt durch
die bescheidene Verwendung verschiedener Hölzer: zur
dunklen Eiche beispielsweise ist graugrünes Makassar-
Ebenholz, zur Esche rötlicher Birnbaum als Sockel
genommen. Überall an den Möbeln sicht man die
Bevorzugung des Glatten, Abgerundeten, Sauberen,
Knappen, eine Vorliebe für das Schmucklose und Ver-
nünftige. Stark ausladende Profilierungen und Relicf-
schmtzerci sind verschwunden und dafür die glatte
Fläche eingetrctcn, die höchstens eine intime Verzierung
durch Einlagen erhält, in der Weise, daß kleine Stückchen
des gleichen Holzes in verschiedener Richtung der Faser
zu diskreten Mustern zusammengesetzt sind — wodurch
angenehm wechselnde Reflexe erzeugt werden — odel-
gelegentlich auch durch an den Schnittpunkten der
Intarsien eingcfügtc Perlnnttterstückchcn.
Einzelheiten in diesen Formen, die zugleich logisch
und praktisch sind, erkennt man zur Genüge aus unseren
Abbildungen. Das Damenzimmer wurde von vr. inx.
P. Klopfer entworfen, alle anderen Räume von
M. Heidrich. Und allen sieht mans an, wie das
Zusammcnschaffcn voll Werkstätten und Künstler er-
sprießlich wirkt. Es trägt nicht wenig zu dem günstigen
Gesamtcindruck bei, daß diese Möbel so trefflich und
exakt gearbeitet sind; die technische Sauberkeit der Aus-
führung folgte den Intentionen der Künstler mit einer
Sicherheit, die nur durch lange Übung erreichbar ist.
Die aus Stadlers Werkstätten hervorgehenden
Möbel sind wie Paradigmen zu diesen Fundamental-
anforderungen, die an jede gesunde WohnungSkunst
gestellt werden sollten: „Licht, Farbenharmonie und
Bewegungsfreiheit den Bewohnern; für das Einzel-
gerät sachliche Schlichtbeit, klare Konstruktion; jegliches
Ornament ohne Künstelei und Ziererei aus der Form
entwickelt, die es schmücken soll; dauerhafte Rohstoffe,
feinfühlige Benutzung der in diesen gelegenen Farben-
reize, und vollendete Technik in der Ausführung."
Sind diese Fundamentalerfordcrnissc allgemein gültige
Aussprüche geworden, so haben wir die ersehnte neu-
deutsche Wohnungökultur; erst die Blüten daran sind
die individuellen Künstlercrjchcinungen — an denen aber,
und an Menschen, die Eigenes, Neues wollen und
schaffen, wird eS uns nie fehlen. Allgemeingut um-
muß vorerst dieses Eine werden: „die neue Gesinnung".
Arnold Fortlage.
M. Heidrich: Schlafzimmer. (Bernard Stadler.)
gestellt bat, lind ans die in: Abbildungsmatcrial besonderes
Gewicht gelegt ist, wegen der unmittelbar erkenntlichen und
unschwer für das reale Leben nutzbar zu machenden Vor-
züge, wozu namentlich auch die relative Wohlfeilheit ge-
hört. Diese Werkstätten setzen cs sich zum Ziele, eine
vollständige Wohnungseinrichtung zum Preise von rund
ZOOO Mark zu liefern, und zwar ein Mobiliar, das nicht
sowohl „schön" und schlecht, als vielmehr gut und schlicht,
und nicht nur von heute auf morgen ist. Allen diesen
Räumen ist eine absolute Sachlichkeit und Gebrauchs-
fähigkeit eigen und eine materialmäßige Schönheit; bis
ins kleinste ist alles durchdacht, manchmal scheint es
fast, zu weit: dann spürt inan so etwas nicht gerade
Doktrinäres, aber Puristisches, so Kunsterzieherisch-
Erzogenes. Ein poetisches Gemüt kann vielleicht nicht
mit allem einverstanden sein, aber ein tüchtiger und
praktischer moderner Mensch wird sich behaglich fühlen
in diesen Räumen; jeder, der nicht gerade ein flammender
Schönheitssucher ist, aber auch nicht Banause genug,
um in altem Trödel oder modernitischem Magazin-
schund sich wohlzufühlen; jeder, der das Solide und
ihm wirklich Zukommende mehr schätzt, als verstiegene
Prätentionen; kernige Tüchtigkeit, disziplinierte Zurück-
haltung und kühle Echtheit mehr, denn falsches Pathos
und hohle äußerliche Pracht. Alles ist einfach, streng
und gesund. Charakteristisch auch und sehr erfreulich
die gute Farbcnwirkung in Möbclbezügcn, Wand-
bespannung und Bodenbelag; sic wird verstärkt durch
die bescheidene Verwendung verschiedener Hölzer: zur
dunklen Eiche beispielsweise ist graugrünes Makassar-
Ebenholz, zur Esche rötlicher Birnbaum als Sockel
genommen. Überall an den Möbeln sicht man die
Bevorzugung des Glatten, Abgerundeten, Sauberen,
Knappen, eine Vorliebe für das Schmucklose und Ver-
nünftige. Stark ausladende Profilierungen und Relicf-
schmtzerci sind verschwunden und dafür die glatte
Fläche eingetrctcn, die höchstens eine intime Verzierung
durch Einlagen erhält, in der Weise, daß kleine Stückchen
des gleichen Holzes in verschiedener Richtung der Faser
zu diskreten Mustern zusammengesetzt sind — wodurch
angenehm wechselnde Reflexe erzeugt werden — odel-
gelegentlich auch durch an den Schnittpunkten der
Intarsien eingcfügtc Perlnnttterstückchcn.
Einzelheiten in diesen Formen, die zugleich logisch
und praktisch sind, erkennt man zur Genüge aus unseren
Abbildungen. Das Damenzimmer wurde von vr. inx.
P. Klopfer entworfen, alle anderen Räume von
M. Heidrich. Und allen sieht mans an, wie das
Zusammcnschaffcn voll Werkstätten und Künstler er-
sprießlich wirkt. Es trägt nicht wenig zu dem günstigen
Gesamtcindruck bei, daß diese Möbel so trefflich und
exakt gearbeitet sind; die technische Sauberkeit der Aus-
führung folgte den Intentionen der Künstler mit einer
Sicherheit, die nur durch lange Übung erreichbar ist.
Die aus Stadlers Werkstätten hervorgehenden
Möbel sind wie Paradigmen zu diesen Fundamental-
anforderungen, die an jede gesunde WohnungSkunst
gestellt werden sollten: „Licht, Farbenharmonie und
Bewegungsfreiheit den Bewohnern; für das Einzel-
gerät sachliche Schlichtbeit, klare Konstruktion; jegliches
Ornament ohne Künstelei und Ziererei aus der Form
entwickelt, die es schmücken soll; dauerhafte Rohstoffe,
feinfühlige Benutzung der in diesen gelegenen Farben-
reize, und vollendete Technik in der Ausführung."
Sind diese Fundamentalerfordcrnissc allgemein gültige
Aussprüche geworden, so haben wir die ersehnte neu-
deutsche Wohnungökultur; erst die Blüten daran sind
die individuellen Künstlercrjchcinungen — an denen aber,
und an Menschen, die Eigenes, Neues wollen und
schaffen, wird eS uns nie fehlen. Allgemeingut um-
muß vorerst dieses Eine werden: „die neue Gesinnung".
Arnold Fortlage.
M. Heidrich: Schlafzimmer. (Bernard Stadler.)