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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 14.1907

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Heft 10
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Baer, Casimir Hermann: Das alte und neue Schweizer Bürgerhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.26457#0137

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Abb. Z. Vom Hause „Am alten Wiese" in Glarus.



Abb. L. Wildtsches Haus am St. Pctersplatz in Basel, erbaut 17LZ.

„Meise" an der Limmat oder das Palais zum „Rech-
berg" am Hirschengraben in Zürich, Werke von David
Mors (1700 —I77Z), oder wie daö Haus zum „Delphin"
in Basel, eine Schöpfung von Samuel Wercnscls
(1720 —I8OO), so sympathisch ansprechend und so boden-
ständig mit ihren landesüblichen Besonderheiten. Ob
wir ein schmales Seeländer Giebelhaus am Gestade des
Bielersees mit weit vorragendem, vorn abgewalmtem
Dache vor uns haben,
ein Berner Landhaus
mit dem charakteristi¬
schen Holzgewölbe der
„Ründi" (Äbb. I), ein
Berner Stadthaus mit
seinen Arkaden, seiner
giebellosen Front und
den hohen, mit nie¬
deren Eisenbrüstungen
geschützten Fenstern,
ein Toggenburger
Haus mit lustig ge-
schwungenem Giebel
(Abb. 2), ein Glarner
Haus mit reizvollem
Turmanbau (Abb. Z),
oder ein schlichtes Zür-
cherHaus mit strengen
ungegliederten Fassa¬
den und hohem Sattel-
dach (Abb. 4), immer
ist das Gefühl vor¬
handen, daß Haus
und Bewohner innig

zueinander passen und daß so und nicht anders der Bau
hat auögcführt werden müssen. Daö wiederholt sich
selbst bei jenen reicheren Palastbautcn, bei denen nach-
barliche oder sonstige fremdländische Einflüsse mitgcwlrkt
haben. Das Rathaus zu Zürich mit seinen italienischen
Renaissancefassadcn konnte nur in Zürich sein charakte-
ristisches Dach erhalten. Die Solothurner Paläste, wie
der Blumcnstein oder das Haus der Familie Sury,
die Landsitze der vor-
nehmen Berner Fa-
milien (Abb. 5), die
weiträumigen Stadt-
häuser der Basler
Handelsherren (Abb.
6), selbst ältere unter
italienischem Einflüsse
entstandene Bauten,
wie das Stockalpcr
Schloß in Brig oder
der Rittersche Palast
in Luzern, alle haben
ein heimisches Cachet,
bald etwas Derbes,
Kräftiges, das weiche
Linien zu strafferem
Ausdruck zwingt, bald
etwas ungemein
Frisches, Naives und
Heiteres, das den
bekanntesten Formen
doch immer wieder
Persönlichkeit undReiz
zu geben vermag.


Abb. 7. Pavillon" am Thunplatz in Bem. Gartenansicht. Architekt:
H. B. von Fischer in Bern.

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