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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 14.1907

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Heftt 11
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Schäfer, Wilhelm: Die Sonder-Ausstellung für christliche Kunst in Aachen 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.26457#0163

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Jan Thorn Pritter, Krefeld: ,,^loU ms trrn^oi-s".


Wolbrandt zeigten, wie der unablässig anregende
Geschmack der Künstler uns trotz allein Protest
der Handwerksmeister und Fabriken in wenigen
Jahren weiter gebracht haben, gerade in tech-
nischer Hinsicht. Mit Vergnügen sah man hier
Aachener Firmen wie Stecnarts und Witte in
vortrefflichen Stücken gemeinsamer Arbeit mit
entwerfenden Künstlern. Je rascher hierin die
Verständigung gesunden wird zwischen Künstler
und Handwerker, Entwerfer und Ausführer, um
so eher werden wir uns auch auf dem Gebiet
der kirchlichen Kunst den alten Leistungen
nähern.
Denn wer wollte leugnen, daß man die
Bravourstücke von C. A. Beumers in Düsseldorf
nur mit dem schmerzlichen Bedauern sieht, daß
in ihnen eine unübertreffliche Meisterschaft in
Nachahmungen vergeudet wird. Diesem Zauber-
künstler ist nichts Technisches mehr unerreichbar,
er vermag die wunderbare Schönheit alten
Emails sowie jegliche Pracht fein gearbeiteten
Metalls so vollkommen herzustellen, daß auch
der beste Kenner, durch seine Nachbildungen
alter Reliquienkästchen getäuscht, sie nicht mehr
von den Originalen unterscheiden kann. Ist es
nicht eine Verschwendung, daß diese einzige
Meisterschaft im Technischen nicht der feinsten
künstlerischen Erfindung unserer Tage dienstbar
wird? Schon die gelegentliche Verbindung
Beumersscher Technik mit dem Geschmack von
Oeder zeigte, was hier zu erreichen wäre, wenn
sich eine übersprudelnde Erfindung damit ver-
bände.
Gelegentlich der ersten Düsseldorfer Aus-
stellung wurden schon einmal in dieser Zeitschrift
die Geschwister Kremers in Aachen erwähnt, die
auch diesmal durch einige wohlgeratene Stickereien
angenehm auffielen. Damit müßte nun eigentlich
die Aufzählung der gelungenen Einzelleistungen
beginnen; so angenehm und verdient sie für
manchen Aussteller wäre, den Leser würde sie doch nur
verdrießen. So seien nur noch die Glasfenster von
Freitag in Düsseldorf und Rößler in Dresden genannt
und der Aachener Bildhauer Burger, der in dem „Friedhof"
durch einige Arbeiten interessierte.
Daß auch die moderne graphische Kunst in christ-
lichen Wandbildern wie im Druck christlicher Bücher
herangezogen war, belebte das Bild bei der Durch-
wanderung sehr. Hier zeigten die englischen Drucker
ihre Überlegenheit und wieviel wir Deutschen da noch
zu lernen haben; und hier wurde die verzweifelte Energie
verständlich, mit der die Schriftgießerei der Gebrüder
Klingspor in Offenbach seit einigen Jahren das deutsche
Druckmaterial zu verbessern sucht.
Daß der Name Wilhelm Steinhausen allein in dieser
Abteilung vorkam, war eigentlich der einzige schwer-
wiegende Mangel der Ausstellung. Genau genommen
ist er der einzige Künstler, der in der christlichen Monu-
mental-Malerei als Meister angesprochen werden kann,

freilich nur ganz im evangelischen Sinn, als klarster
Gegensatz katholisch mnstischcr Übcrschwcnglicbkcit.
So war die Ausstellung zu Aachen, trotzdem Über-
lebtes darin überflüssig viel und einiges Lebendiges nicbt
vertreten war, im Ganzen wohlgceignct, für jegliche
Frage der modernen kirchlichen Kunst-Übung und -Pflege
Beispiele zur Anregung und Lösung beizubringen. Und
nicht vergessen soll ihr werden, daß sie in eine nicht
eben günstige Eiscnhalle geschickt und würdig eingebaut
war, wofür das Hauptverdienst wohl außer dem aus-
führenden Architekten Francort den beiden wiederholt
genannten Männern zugerechnet werden muß, die in
gemeinsamer Arbeit einer größeren handwerklichen Aus-
stellung diese interessante Beigabe verschafften.
Von dieser handwerklichen Ausstellung selbst zu reden,
fällt nicht in den Rahmen dieser Zeitschrift, ausgenommen
die Zimmer der Aachener Kunstgcwcrbcschule, in denen
einzelne Kamine von derber und matcrialgcrcchter Arbeit
besonderes Lob verdienen. S.

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