scheint für Reliefplastik und Mosaik dankbare Flächen
zu erhalten.
Ob, wenn eine kritische Bemerkung erlaubt ist, die
Frontseite des Langhauses nicht zu einfach wirkt, ist mir
eine Frage. Die Gestaltung der Orgel-Emporenscite
habe ich nicht zur Hand. Zweifellos würde ein groß-
zügiges Fenstermotiv den Laien sehr ansprechen, oder
aber könnte der rechtsseitige Anbau mit dem Treppen-
aufgang durch solche Fenstermotive mehr Sprache be-
kommen.
Das Pfarrhaus aus der linken Frontseite stellt eine
der glücklichsten Lösungen dar, die ich kenne. Pfarr-
häuser neben Monumentalkirchen sind sehr ost zu
architektonischem Tode verurteilt. — Dieses Pfarrhaus
hier ist mit seiner breiten Dach- und Fcnsteranlage ein
selbständiges Bauglied, das zu dem vertikalen Gang der
Kirchcnfassadc mit seiner horizontalen HauptgÜederung
einen anregenden Kontrast bietet.
Dasselbe gilt von der Rückseite der ganzen Kirchen-
anlage, die mit den beiden belebten Flanken des Kon-
firmandensaales und des Pfarrhauses noch fast ge-
schlossener wirkt, als die Front. Das einfache Massiv
der Kirche steigert sich hier zu mächtiger Monumentalität.
Dies die Hülle über dem relativ einfachen Grundriß.
Für uns ist die Ausbildung der Chorwand das
Wichtigste. Und diese Chorwand weist in allen ihren
Zügen bewußt protestantisches Denken und — Suchen
aus. Ich sage „Suchen", weil eö eine vollendete pro-
testantische Choranlage noch nicht gibt, vielleicht nie
geben wird. Die ästhetischen und dogmatischen Diffe-
renzen sind wohl zu groß. Doch — ein andermal davon.
Halten wir uns an das Gegebene. Und das ist
sehr gut. Wir Freunde einer neuen protestantischen
Kirchenmalerei werden es doppelt gut finden. Ist doch
der Chorwand ein Monumcntalbild in Fresko (oder
Mosaik) zugedacht, daß uns das Herz im Leibe lacht.
Nehmen wir allein die Proportionen für diese gedachte
Christusfigur! Das müßte groß wirken.
Die Freunde zu Hagen könnten also zwei Taten
aus einmal tun, und die Anklagen, die nicht mit Unrecht
Professor Clemen gegen die Kirchenmalerei erhoben hat,
könnten an dieser Wand von einem ersten Meister
widerlegt werden. Bei Freskomalerei wünschte ich in
der Nische Fenster für seitliches Licht eingesprengt aus
Grund herber Erfahrungen mit einem der größten
protestantischen Kirchenbilder unserer Tage. Die großen
ruhigen Wandflächen zu beiden Seiten des Chors sind
ein edler Verzicht des Architekten zugunsten des Malers.
Nicht alle Architekten denken so nobel.
Der erhöhte Altar wirkt einfach-feierlich. Altartisch
und Altar kreuz — statt Hochaltar — sind echt pro-
testantisch.
Die Differenzierung von Kanzel, Altar und Taus-
stein entsprechen der Ansicht einer starken Partei in
dieser Frage. Neu ist die architektonische Betonung der
Prävalenz des Altars.
Künstlerisch originell ist die harmonische Gestaltung
von Kanzel und Taufstein. Beide sind eingelassen in
eine trapezartige Fläche. Wenn ich noch eingehendere
Zeichnungen habe, werde ich über diese glückliche Lö-
sung, die sich bis jetzt nur nachsühlcn läßt, mehr sagen
können.
Der Emporeneinbau ist mit den einfachsten Mitteln
der Säulenbildung bewerkstelligt. Hier ist die architek-
tonische Gestaltung des Jnnenraums aus den einfachsten
Begriff zurückgesührt.
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