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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 2
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[Besprechungen und Notizen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0085

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utib gtcifbat witb, wie abet bie feßnfücßtigen SRenfcßen, übet:
btüfftg beg tetwutmten Stbteitg, bem bie neue 93otfcßaft fo Aßntidi
(ie^t, nicht mctfen, wag ihnen gebeten witb. 3ßte Seßnfucßt iß
ba, abet noeß nicht tcif ;ut Stfültung, unb atfo iß Quint „um
Bßtißi wiHen ;um hatten gemotben".
60 ttitt aug bem fettfamen Sefpinß bet Stoffibee bet geizige
@ebantc ßatf unb einbtingficß ang Sicht, tief butcfsbacßt, abet un:
etfcf)6pftid) unb baßet ßetg weitetgteifenb unb neue Sebanfen
antegenb. Ob Quinta fRetigiongpßitofopßie witfticß neu iß —
man witt eg tetneinen — batübet mag icß nießt utteiten, benn
aud) ßiet fagt bag Sefüßt ja, Wo bet 93etßnnb tietfeicßt nein
fagt. 3eb<?nfa[[g etinnett et an atte ß)topßeten, fo aueß an neue.
@o ßabe icß ;wifcßen bet Settüte URatt SBßitmang „Stagßatme"
aufgefchfagen unb fanb in manchem ßiet ben hatten in Shtißo
wiebet. Sie fpotm beg fRomang ift fcßön unb fielet gebaut, mit
bewußtem Stitgefüßt bteibt bie .ßsanbfung abfofut am Jpetben
gebunben, unb gefeßieft ttitt ißt hin unb wiebet bag tetatbietenbe
SRoment ;ut Seite, um bie ftoefenbe 3ntwicftung weitet ;u ep:
ponieten. Saß bei biefet fonfequent buteßgefüßtten Sotm gum
(Scßtuß afle fRebenfAben faß mwetmitteft bet ^anb beg 3t;Aßtetg
entfatien, nut bet Jf)auptfaben noch eine SBeite ;ittetnb ßAtt unb
bann auch ptößfieß abteißt, mag afg ein ateßiteftonifeßet geßtet et:
fcheinen; ich weiß eg nicht, mit feßeint eg fonfeguent.
— ^ Scßwetbtfeget.
S)lnn;cf(ttt Jungfrau.
Set gtauenbunb ;ut @ßtung tßeintAnbifcßet Sichtet ßat
atg ;weite ^aßteggabe ein 93ucß ton 93enno fRüttenauet ßetaug:
gebtaeßt unb babuteß einem Scßtiftßetter eine Sßtung ;ugefptocßen,
bet mit feinet Sltt in Seutfcßtanb gegenwüttig feftcnb gewoten iß.
SBit feßen naeß ben SRatutatißen jeßt woßf eine Senetation ton
jungen Seuten nuffommen, bie fieß fpißfinbig um bie gotm beg
Stamag unb bet ßcotetfe bernüßt, beten fptüßteife attftug ton ben
Singen fpticfü, bie fonß meßt Sa^e bet SReißet waten: im Sanken
abet feßtt unjetet iBitbung bag, wag icß in meinet Scßtift (bei
fRütten & Soening) atg ben „Scßtiftßeffet" bat^ußetten fueßte:
Set StRann, in bem bag Sewiffen unb fBewußtfein bet ßeit waeß:
gewotben iß, oßne baß et fieß in tetigiöfen obet fonßigen Quad:
fatbeteien enttAbt, bet mit feinet 93itbung buteß bie SBiffenfcßaften
ßinbutch (nießt batan totbei) ^u einet Sttt ton UnioetfatitAt ge:
tommen iß, in bem bie Stünbticßfeit fieß big %ut Stegan; buteß:
gebitbet ßat. Ofch witt nicht behaupten, baß fRütteuauet biefe fettene
Sttt in bet ßsottenbung batßette, ba;u iß et ;u eigenbtöbtetifcß
unb aueß Woßt, feinet Senetation entfptecßenb (atg Secßgunb:
fünfziger), etwag &u pßitotogifcß: abet et teptüfentiett biefen not:
wenbigen Tpp beg Scßtiftßetfetg in einet ßeit beg SRangetg unb
in einem 93otf, bag — im Segenfat; ^u unfeten meßtießen Scacßbatn
— immet meßt Sicßtet unb Senfet atg Scßtiftßetter hatte.
Seine „ßttin;effin Jungfrau" tarn biefet fcßtiftßeftetifcßen 93e:
gabung SRüttenauetg infofetn entgegen (obwoßt ße füt fieß fefbet
ein {Roman iß), atg et aug ben tietbünbigen SCRemoiten ton „SRabe:
moifette" ein angebtießeg Tagebucß maeßte. 3t btaueßte fieß babuteß
nießt in einen füßten Sßtonifenton {u zwingen, fonbetn fonnte bie
Sptacße bet getegenttießen Sßiebetfcßtift gebtaueßen, bie feinem
Temperament feßt tiegt. SBag füt eine Sttt Ölunßwetf bataug ge:
motben iß, tetfueßte icß in einem iBotmott fo ^u fagen:
SBenn iBenno fRüttenauet in biefem 83ucß nießtg gübe atg eine
Mugmaß! unb itbetfeßung aug ben 9Remoiten ton „füRabemoifette"
(ütnne ßRatie Souife ton Otteang, .^et^ogin ton 9Rontpenfiet)
tünnten ißm bie Sefcßicßtgfteunbe banfen, baß et ißnen ein fo
teießeg ßRatetiat ^ut gittengefeßießte beg ftnnaöfifcßen ^)ofeg untet
Subwig XIV. {ugüngfießet maeßte. Satf&cßficß abet ßat et aug
biefen ÜRemoiten eine Siebeggefcßicßte ton metaneßotifeßem iRei;
gefüß. 3nbem et bie mitten SBeittAufigfeiten bet ÜRemoiten in
ejn Sagebucß umwanbette, aug bem wüßen Sutcheinanbet ßißo:
tifeßet iBegebniffe nut übetnaßm, wag feinet jpanbtung biente, ßat
et ein 93ucß gefeßaffen, bag man nießt um feinet ßißotifcßen Stimmung
unb iBebeutung mitten, fonbetn aug bet Teitnaßmc an einem un:
gewößnticßen §tauenfcßitffat mit Spannung %u @nbe tieß.
Obwoßt atfo feine ß)tin;effin ^ungftau im tanbt&ufigen Stnn
feine fteigefcßaffene Sicßtung iß, auf ein totßanbeneg URemoiten:
wetf autütfgeßt unb bag fogat in einjetnen Süßen wötttieß übet
feßt, iß fie citt fetbßünbigeg Ülunßwetf gewotben. %g „SRabe:
moifette" ißte ÜRemoiten niebetfeßtieb, wat fie eine atte ftömmefnbe
Stau, bie untetbeffen aueß bie @nttüufcßung an Sau}un ubetfebt
ßatte; bet oetmunbete ßRenfcß in ißt ttug nun bie äfeibet einet
atten TCettbame, bet ;uteßt boeß nießtg wießtiget wat afg bet ^of.

3nbem fieß fRüttenauet ißt Sttebnig mit Sau;un atg giet feinet
Satßettung ßettte unb fein Tagebuch mit bet noeß jungen Sütßin
beginnen fieß, gewann et geit unb Stunbe ißteg bewegten Scßitf:
fatg ;utücf unb fonnte ung fchtittweife in eine Jpanbtung füßten,
bie im ßißotifcßen @emanb oieteg anftingen [Aßt, wag im mobetnen
gtauentoman naeß @eßattung tingt.
Sag in einem iBotwott befonbetg ,;u fagen, wüte fein Stunb,
wenn biefeg iBucß nießt atg bie zweite gaßteggabe eineg Stauen:
bunbeg ;ut gßtung tßeintünbifeßet Sicßtet etfeßeinen fottte.* Senn
weit atg Sicßtet in Seutfcßtanb immet noeß betjenige meßt atg
anbete gitt, bet mit %etfen in bet Tiefe bet ß)ßantafie @eßatt unb
Jpanbtung feinet Sicßtungen finbet, fo fonnte fieß bei biefem tBucß
bet gmeifet metben, ob eg nießt oietmeßt ein gefunbenet Stoff
atg eine Sicßtung fei. @emiß wat ßiet bet Stoff oon ^aug aug
ungewüßnticß gut; wet einmat ton bem ütttmAbcßenfcßicffaf in ben
ÜRemoiten bet StRontpenfiet etgtiffen wat, bet ßatte aueß ben
Sttiabnefaben in bet -ßanb, aug beten ÜBittnig unb Seßtüpp mit
einet ßatfen unb ffaten jhanbtung ang Tagegticßt ;u fommen. SBet
abet weiß, wie feßt bei attet €pif unb Sicßtung übetßaupt bag 3Ba?
tiet wießtiget atg atfeg $Bie iß, wenn einet nut bie JpAnbe ßat, eg
feß ^u etgteifen unb ;u oottenben: bet witb einem St^Aßtet aug
feinem S'"betgtücf feinen iBotmutf maeßen. @g iß gatnießt fo
teießt, etwag )u ßnben, unb meßt atg fonß tiegt in bet Hunß bag
Pitücf oietfaeß tetgeffen auf bet Sttaße. S.

tu bw ^tm^.
gg iß woßt feine TAufcßung, wenn bet iBeobacßtet am
ßRatfte beg ^unßtebeng %u bemetfen gtaubt, baß naeß einet aft-
;ugtoßen SBettfcßAßung bet gemaften Spatgefbünbet unb bet-
gteießen jeßt wicbet ttmfcßau geßatten wirb naeß Afunßmetfen,
bie unfete Sinbitbunggftaft in anbete SpßAten tücfen: Oebiete,
bie eine ßößete ßBett umfeßfießen, atg bie bet üttftAgficßfeit.
3g wüte aueß fonbetbat, wenn bie Atunß fo wenig ütnteit nAßme
an att bem teibenfeßafttießen Sucßen, an ben erregten geißigen
Rümpfen unfetet 3cit. Jpoße Singe ßeßen auf bem Spiet — unb
ba fottte bie -Runß müßig ^ufeßen?
l}ß fie jeßt noeß nießt ßatf genug, mit eigenen ÜBetfen ßeugnig
ton ißtet ßRitteibenfcßaft ;u geben: fo finb mit boeß banfbat, ;u
wiffen, wie bie etnße Atunßbettacßtung fieß bet Ütufgabe, bie Afunß
füt biefe ßiete ^utücf;ugewinnen, nießt meßt entließt; wie bie
Stimmen fieß meßten, bie Stunbe bet .Runß auf bie innige
@emeinfcßaft bet (Stoßen unb Jpetben bet Runß mit ben Jpetben
unb Stoßen beg Seißeg im Kampfe füt bag Smiggtoße auf:
metffam {u maeßen. (iine foteße iBettacßtung tiegt in bet Scßtift
tot mit, bie ben Titet füßtt: Set ÜRann Sotteg in bet
bitbenben Alunß ton fjfoßanneg ßRangfopf (Tübingen 1910,
3. 3. 93. 9Roßt. ß)aut Siebecf.)
Sie iß füßn unb ßatf, benn eg bebatf woßt eineg gtoßen 9Ruteg,
Sebanfen Sotteg an SBetfe bet Alünßfet ^u binben, Sebanfen, bie
ben Tob unb bie Ewiqfeit, bag SBetbetben unb bie 3ttettung, bag
Seiben beg ÜRAttptettumg, ben Scßntet; beg Untettiegeng in fieß
betgen unb ben Sieg in bet 3infaft unb im Seßotfam beg Staubeng.
9tbet man btaueßt bann nut bie Seßatten tot fieß auftaueßen ;u
feßen, bie bet iBetfaffet bet Scßtift ung totbitbet obet in ütbßitbctn
ung ing SebAcßtnig tuft, um erfeßüttett ;u werben ton bet 3netgie,
beten unfet itbifeßet Seiß fAßig iß, biefe SBett beg Unficßtbaten in
bag Sicßtbate ;u bannen.
Sieg atfein feßon müßte ÜRaßnung unb ülntegung genug fein,
einmat, unb fei eg nut auf fut^e geit, ton bet oft fo eitfettigen unb
untußigen unb aeß nut a[[;ubteiten ßttobuftion unfetet Tage ßin:
meg;ufeßen — fie ßat ung tietfaeß gebtenbet buteß ißte itten Sicßtet
— bann werben wit in bet Sammtung auf bie größten Singe,
bie bag 9Renfcßenßct; bewegen, wiebet bag giet feßen, bag aueß
bie Runß tot 9tugen ßat: ung ;u etßeben, inbem fie ung bemütigt.
SB. Steinhaufen.

* Set „Stauenbunb ;ut 3ßtung tßeintAnbifcßet Sicßtet" gibt
feinen SRitgtiebetn gegen einen Otaßtegbeittag ton 4 SRatf bag
gebunbene 93ucß eineg tßeinifeßen Sicßtetg, bag babuteß ;ut etßen
Stuggabe fommt. S"t ben Sicßtet bteibt auf biefe SBeife ein 3ßten:
ßonotat übtig unb jebeg SRitgfieb etßAtt füt feineniBeittag ein 93ucß
atg Sntgeft: ißn etßen 3aßt ben „gotn beg Slcßifteg" ton S^mtbt:
bonn, in biefem bie „ßJtittscffin Jungfrau", Außetftcß etn Moman
ton tunb 400 Seiten. iBeibe iBücßet finb in biefet etßen Sonbet:
auggabe (atfo atg fpAtereSettenßeit) gegen Racft,;aßtung beg ÜRtt:
gtiebgbeittageg ton 4 ÜRatf je naeß bet SBaßt fut 19Ö9 unb 1910 naeß-
ttAgticß ;u etßatten. Slnmefbung an grau Suibo Scßoetfet, Suren.
 
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