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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 5
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Gischler, W.: Aus Wiener Werkstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0183

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bafüt fann man je$t bie
iBeifpieleinbenSabenfen-
ftern aller beatmen Stabte
fehen. Sie finb nicht Ron
jener milben Vornehmheit
ber bänifchen ^or^etlane, fie
ftnb bem herberen Vtaterial
entfprechenb auch berber in
ben gormen unb in ber
gerbe — wie fte bie gornt
unterftü$t, belebt unb über-
quellenb macht — tetlmeife
betoratioe VSunbermetfe: je
ber bekannte Vraubenbod,
bie Jütten mit bem iBaren,
bie iBengel mit bet gülle
Ron Trauben ober iBlunten,
bie mit einem biden Strang
aug ihren erhobenen Firmen
fiteren; unb — menn auch
fchlanfer — ber jbnabe auf
ber Schnede (%bb. 10). Vian
prüfe einmal — mag auch
fchon bie Slbbtlbung, beffer
natürlich aber bag Original
^eigt — mie bie gormen aug
bem meidfen Viaterial unb
für bte fliefjenbe (EHafur ge-
arbeitet ftnb. SBeber in
iBrott^e noch tu Stein mären
fie fo %u gehalten, ba mü^te
auch in ber Vereinfachung
bte einzelne gotm Riet ftren-
ger burchgebitbet fein, bie
hier nur angebeutet unb
gan% Ron ber QSlafur über-
floffen fcheint. @erabe bar-
aug aber ergibt fich bte
heit ber feramifchen <5rfchei-
nttng; bag ^tnb lä§t fich
meber abnehmen noch on-
betg fegen, eg ifi mit ber
phantaftifch gefchmüdten
Schnede fo eing gemorben,
baff bie UnmogHchfettetneg
fotchen Schnedenreiterg bent
@efühigarnichtmehtfühi-
bar unb bie^rfcheinttng gan^
fcibftoerfianbttch mirb. iBag
aug ber beforattoen .Kfeim
ptaftif merbcufann, menn
fie bag ftrenge Material ber
Vron^e Rerla^t unb bie gar-
be ^u ^tilfe nimmt, barüber
haben ung biefe entlüden:
ben giguten — bie teiber
fchon Ron ben iBerfftatten
fetber in bequemeren 9tad)-
ahmungen auf ben Viarft
gebracht merben — bie 3tu-
gen recht geöffnet. 3n ihnen


, '

9tb6. 8. 6. D. @;efcftfa: Seitenteif einer Sttberoitrine.
(9tu§ ber StarmfUbter
^unjl;eitjd)rift „^teutfdte Runfl unb iMerntion", iBeriagganjMt
Utetanber^odj.)

fommt eigentlich am feinften
ber orientalifche 6tnfchlag
^um Votfchetn; fo altmtene-
rifch=biebermeteriich bie @e-
ften anmuten, fo blüftenb
finb bte garben unb fo übet-
qttellenb aug einet fchmelge-
rifchen Vtufif bie gormen.
3Benn mir bebentett, mie
jtretig tmb erttfi bagegen
alleg bleibt, mag tuir in
Seutfchianb Öberatnifcheg
machen,etmainbetRortreff:
iichctt Vianufafttir ^u jtarig-
ruhe: mie hie? aber atteg
nur ßtt fptelen tmb auch oft
eine Spielerei fcbeittt, mag
trogbent unoerge^licb ifi
burch eine innere gütte: fo
merben mir gebrangt, an etn
anberegiBtutatg bag unfete
^u glauben, obmogl bte $8te-
nermörtiichmitungbiefetbe
Sprache fprecben.
Sa^ fie in fleinen Säcbel-
eben herzig finb, ba^ fte eine
Seberbofe mit ^tanbRergol-
btittg (2tbb. 15), eine jlaffettc
für Vriefpapter aug (Men-
hot%(%bb. 11), etneSatbii
niete aug Silber (9fbb. 9),
eine Sarbinenfchachtel aug
Silber unb @tag (9tbb. 4)
unb einen Obftatiffag tnit
auggefjan^tem SRetallranb
(31bb. 5)obereitt Stanb-
ührlein aug Silbers unb @olb-
fchmiebearbeit (91bb. 14) tnit
einer gra^iöfen SelbftRer-
jlanbltchfeit machen, bie bem
uorb^unbfübbetttfchenUtmft^
gemerbe bigher unmöglich
fcheint, ba§ fie nie in jene
geietltcfdett oerfallett, bte bei
ung aug einem )ter^enleucl:-
ter all^ulcicht einen hiorati-
fcbett @egenftanb inacbt:
biefe quellenbe Ceichtigfeit
fcheint ung fchon eher an ben
iBienern ber Vrabition ent-
fptechettb. Siefettnbefüm-
nterte Dingbaftigfeit hatten
fte immer; aber ba§ fie fo-
Rtel ntoberneT)rcfftir einmal
mit folget gülleoetbinben,
ba^ fte ung SReichgbeutfchen
in ber Sauberteit ihrer
gormen unb garben ein-
mal Sehrmeifier fein mür-
ben: bag fonnten mir laum
ermatten.
 
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