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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 7
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Amann, R.: Farbige Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0259

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Uniform: Heroen, Süaoeti, ^hrtfittffe, SRobonnen,
gaune, (Sottcr! S'g tfittttn nicht ab,^timeffett, trag bttrch
biefen iBer^icht auf iBemalung ben SBerfen btefer ßeit
an iSirlung oerloren gegangen ifi; nicht ab^umeffen
auch, mag bobutch bie ^)la)tif einbü^te, ba^ Donatello
auf bem einmal non ihm betretenen 3Bege nicht aug-
harrte unb nicht Nachfolger burch fein fraftigeg unb
über^eugenbeg IBetfptel aufrtef. 3Bir Ratten heute mieber
eine Überlieferung für bie polpchrome SMptur ähnlich
ber, bie ftcf) bie (Griechen burct) jahrhcmbertelange Übung
gefctmffen hotten. Statt beffen arbeiten feit tuet ßahr-
hunberten bte iBtlbhauer auf bem gunbamente eineg
burct) btinbe Anbetung entfianbenen ßrrtumg meiter
unb gemohnten nicht blo§ ftct) felbfi, fonbern auch 'h^
^)ubttfuman cine^luttfi,
bie im ßnnerften beiben
gleich abfurb erfcheinen
mu^. Unb mit btefem iBor-
bilb finb mir nicht nur ^ur
garbloftgfeitberipiafiifge-
fommen, fonbern big ^utu
ülntichtomtgmug, big ^u
jener garbenfetnblichfeit,
mie fie bei iSündelmann
Dogma mürbe unb mie fie
heute noch fpaft in bent
Schlagmott non ber „teü
nen gorm" unb in ber
Scf)ct$ung beg meinen 9Nar-
morgolgbeg„eblenS)?ote-
rialg", beffen jungfräuliche
Schönheit butch garbe
nicht entmeiht merben bur-
fe! Damit mar ber polare
(Segenfa$ ^ur 31ntife er-
reicht, bie ung bigher fo
laut mie gebanfenlog im-
mer alg bog ^u erfirebcnbe
gbeal aller plafiifchen jlunfi
nor klugen geftellt mürbe.
Die Spuren, bie immer
noch %ut griectfifchen Kn-
fchauung ^urüd^uleiten
fcheinen, ober einer im
iBolfe noch hoftengebltebe-
nen Drabition entspringen,
finb inbeg immerhin noch
^um Deil oorhanben: bie^-NiajoHfo, bie non ben erfien
Zünftlern ber gomilie bella Nobbia in menigen gat-
ben gehalten, oott (Siooanitt bella Nobbin bantt big
^um oollftanbigen, ob auch menig erfreulichen Na-
turoligmug geführt toutbe; eine Drabitton für bie
ernftere jbunfi fchufen biefe iBetfudfje inbeg nicf)t; ihre
tecfmifchen Mittel maten in ihrer iBetmenbung ^u be-
fchräntt, um meiter mitten %u lontten. Dann bie fat-
bige, ebenfallg naturalifiifche fpantfcfte ^lafiif aug bem
17. ßcf)thmibett. Sie nahm einen rafcften Slnlouf, er-
mattete aber fehr halb unb lief; nur menige, freilich
oollgültige Njeiftermerte ^urüd ((Grablegung 6f)tifH oon
Nolbon; ber heilige SSruno oon Siontane^ unb ein
Niabonnenfopf (mit ber @lagperlentrane) im Sßerlinet

Nlufeum). gerner bie jüeinplafM, oormiegenb bem
(Senregebiet ongehcrtg, bie beinahe ougfchüefjlich im
iBolfe, im iBauetm unb ^)anbmerferfianb gepflegt mürbe
unb batob ononpm blieb. @nb!icf) bie ^or^ellanplafiif,
fomeit fie fich ber garbe bebiente. Denn auch unter
biefen gefälligen Meinen hbunftgebilben hat bag metffe
(Sefpenft gehäuft, ßm (Sanken aber herrfchte auf biefen
(Gebieten hoch ber gefunbe ßnftinft beg iBolleg, ber
nicht in namet, fonbern in recht bemufjter unb bebacbtcr
iBeife beftimmte, baff bei ber Nacltbilbung ber Statut
nicht gotm oon garbe getrennt mürbe.
Diefe iBerfuche, mie ermahnt, hatten nicht bie .Kraft,
bie (Stofjplofiif %u beeinfluffen unb eine Drabition für
bie garbigfett ber SMptur ^u fchaffen. gft bag nicht
im hechften (Stabe metü
mürbig? ünbfaftunbe-
gteifltch? 91ochunbegteif-
liehet inbeg fcheint eg mir,
ba§ auch t)ie neue ßeit
nicht meiterrüden mill, unb
bo§ eg noch eine gtoffe
ßoftl Zünftler gibt, bte,
mettn fte nicht bie @tnfat-
bigfeitooll@tfetoerteibt-
gen, hoch bte ^lolpchtomie
ber jüeinffulptur ^billigen,
für bie gro^e ^laftif aber,
befonberg bie aug Süarmor
ober aug IBron^e, bie gatb-
lofigfeitforbern. SPitiRecht
fugte mit ein iBtlbhauer,
ben ich übet biefe Dinge
befragte, ungefähr bieg:
Sollen mtt bie gleiche got-
betung für bie SRaletet
ftellenunbetmogefiatten,
ba^ bte SStlber eineg Spi$*
meg, etneg iBtlh- TÜe^, et-
neg ^arburger unb anberer
Oenregemür^ratiter bunt
unb farbig gehalten feien,
bie etneg 9cethel,9??areeg,
iBodlin, geuerbach unb
^obler aber alg .Kattong
in ^ohle ober Dufcfte, im
(Büfte etneg (Kcmtegetg. beften galt in Schmary
3Beif{? 9Bag für bte 9)lale-
rei recht ifi, folftc für bie ^laftit utittbefieng billig fein.
Denn trenn jene mit bem liol^fchnitt ober ber 9iabierttng
unb bem Stich immerhin gemiffe im 3Befen beg Sujetg
Itegenbe 3Birlungen unb %bficf)ten erfüllen fann, fo
lann bte ^)lafW fich ^attm barauf hmaugreben, mit ber
„reinen gornt" erreiche fie iBeffeteg, bem 3Befen ber
Sache mehr ülbaquateg alg mit gotm unb garbe.
Doch gerat meineg Stacfjteng mitHich bag Starre
in glufj. S^ei ben befien Sßilbhauern ifi heute bag
garbenempfinben fein ouggebübet, bag Morijtifche (Se*
miffen gefcharft. 9)tan trifft auf ben 31ugjM!ungen
hoch nicht mehr fo oft bag unerbittliche Schneemetff
beg (Sipfeg, felbfi beg 9Rarmotg nimmer. 3Benn ung
aber biefe garbe nicht mehr heilig/ fonbern fcfmn eher


Statt3 Schc-

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