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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 7
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Halm, August Otto: Über die Variation, [1]
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Mauthner, Fritz: Begriff
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0274

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ÜßetbieiBatiaiton.

Scßwung unb 3Bblbung. Det SRßptßmug bagegen iß
oßne ^)oße unb Diefe, et iß ein t e i n ^eitlicßeg Qjejcßeßen.
Dag iß bet Da ft ja ebenfallg; bennocß untetjcßeiben jicß
beibe jeßt wejentlicß oon etnanbet. Sebe Daftatt läßt
eine gülle oon iRßptßmen %u; unb icß fann einen unb
benjelben Stßptßmug innetßalb gan^ oetjcßiebenet Daft-
atten untetbttngen. Dataug geßt ßetoot, baß bie DafF
atten nicßt etwa Gattungen jinb, aug weiten bie
einzelnen Sftßptßmen jicß ßetleiten, wie bie Spe^teg aug
bem (Senug, obet bag einzelne Stemplet aug bet Spe^ieg.
gebe Daftott ßat ^wat oetjcßiebene Betonungen, jo-
genannte gute unb jcßlecßte, b. ß. ßatfe unb jcßwacße
Daftteile (bag SBott: jcßlecßt ßat ßtet ben Sinn beg
ftüßeten Sptacßgebtaucßg jcßlicßt, einfacß, anjptucßglog).
(Somit fiat aucß bet Daft Siliebetung unb Dtbnung.
Stelle icß mit abet eine Daftatt oot, %. B. ben Daft:
! j* ^ f i* / f^ feßlt mib bocß wag ^ einem
geotbneten @ejcßeßen geßott, nämlicß ein 3fbjcßluß; eg
geßt immet weitet: 1234 ! 123 4, oßne Snbe; ja,
eigentlich iß bann aucß bet 31nfang nicßt ootßanben, et
iß willfütlicß; bet Daft jelbß iß unenblicß aucß nacß bet
Betgangenßeit: nutbag taute ßäßlen, obet
bieBotßellungbegDaftg ßatte einen Anfang.
@an^ anbetg bet Sftßptßmug, et ßat einen Anfang unb
ein Snbe, et iß fein ^ufälliget unb gleicßgültiget 31ug-
jcßnitt aug einem Unenblicßen, jonbetn et entjptingt
einet entjcßlojjenen unb ftäftigen 3Baßl aug oielen 9Rog-
licßfeiten atg ein @ebilbe, eine Dat beg menjcßlicßen
(Seißeg. Det Daft bagegen iß feine Dat, jonbetn eine
Sigenjcßaft unjeteg @eißeg; fein gegtiebetteg @ejcßeßen,
jonbetn bag (Bejet; eineg (Sejcßeßeng, wie bie Donleitet
feine SRelobie, jonbetn bag Spßem bet SRelobtf iß.
Die SRocßt beg SRßptßmug ßat atjo Beetßooen be-
jonbetg ^u jeinem Dienß ßetange^ogen. Spielt man
nut einmal bie etße bet betüßmten 32 Batiationen übet
ben 2Bal%et oon Diabelli, jo ßat man jcßon ben oolligen
Sinbtud beg gewaltigen unb füßnen @tiffg, mit welchem
Beetßooen bie Diemen anjaßt, um jie um^ufotnten unb
in anbete Späten ^u oetjeßen obetempot^uteißen. Dag
ßübjcße, bocß unjcßeinbate Dßema nimmt jicß babei aug
wie bet fteine Qianpmeb in ben stauen beg 31bletg. Sin
anbeteg Beijpiet einet ^wat wentget gewattjamen, abet
bocß gewaltigen Betänbetung, welcße bet Sßataftet beg
Dßemag etfäßtt, iß bie jünjte bet F-dur;Batiationen
cp. 34.
Sn bet leßten bet As-dur:Bnttationen, oon benen
unjete Bewachung ouggeßt, ftnbet eine eigentümliche
Betmijcßung oon melobijcßet unb tßptßmijcßet Batiation
ßatt. Die SRelobie jcßwebt hiet nicßt übet bet ^atmonte,
jonbetn jie witb in bie Begleitung aujgenommen, laßt jicß
oon i^t umhüllen. Dag iß ähnlich wie bei bet ^weiten
Batiation beg Des-dunDhemag (Süittelja^ bet Sonata
appassionata in F-moll op. 57). Die SMobie oetßecft
jich bott jo^ujagen in bet Begleitung, zugleich 3^^ ttjt
flatet 91h9^tnug oetloten, inbem bie melobiebilbenben
Done jicß nicßt tegelmäßig folgen, jonbetn Ißet auf bie
betonte, bott wiebet auf bie unbetonte ßeit einfinben.
ßut Betbeutlichung jpiele man bieje Batiation ohne bie
gefcljilbette Betjchiebung. Biele Hlooietfpielet wollen
an biejet Stelle bie 9Mobie hetaugheben, bag Betßecfte

jjetaugfjolen, unb jie betonen ^u biejem ßwecf jeben
3Relobiejchtitt, ob et nun auf eine betonte obet unbetonte
Duft;eit fällt. Dabutch entßeljt abet eine unangenehm
oet^ettte, aufbtingltcß beutlicße SKelobie, wähtenb hoch
bie gelobte hiet wie butcß einen leichten Sclßeiet hin-
butcß, obet wie bag ülbbilb eineg tuhigen @egenßanbeg
in einem leicht bewegten SBnffetfpiege! gejehen fein will,
gn bem etßen Deil unjetet As-dur=Batiatton fommen
bie 3)ie!obiejchtitte ßetg auf bie unbetonte ßeit, meißeng
zugleich butcß einen Bothalt obet Botjcßlag bet obeten
iRebennote oet^bgett. Damit iß etwa noch bie leiße
Batiation beg C-dunDtjemog ($Rittelja$ bet G - dur-
Sonate op. 14) %u oetgleichen. 31. Ipalm.
((ÜinatoeitetMußnbfofgt.)
gcß h"^ (^- 265 ff.) augfühtlicfj
bat^ulegen oetfucßt, wie oetfelwt bieiRangotbnung iß, in
welche bet Begtiff bet fotmalen Sogtf hetfbmmlich ein-
geteiht witb. SRiehl h^l ^^f^ Umwettung am füt^eßen
auggefptocßen butcß ben Sa§: „Begtiffe jinb potentielle
Utteile", b. h- olle Utteile, nicßt nut bie analptifcßen,
jinb in ißtem Subjeftgbegtiffe jcßon enthalten. Seh
gezeigt, baß bie Begtiffe obet SBotte bet (Semeinjptache
aug ißten Umfängen entßanben jinb, nicßt aug ißten
Snßalten, baß bie Begtiffgumfänge in ben oetjcßiebenen
gnbioibualjptacßen unb nun gat in ben oetjcßiebenen
Bolfgjptacßen octfcßieben jinb, baß aljo bie Sogif gat
nicßt in bet Sage wat, mit ißten Begtiffen alg wie mit
fonoentionellen unb batutn einbeutigen matßematijcßen
ßeicßen ßcßet ^u opetieten. Die matßematijcßen ßeicßen
jinb ißtem 3Befen nacß unioof, bie SBotte bet (Semein:
jptacße jinb immet äquioof. Scß habe batauf ßinge-
wiejen, baß bet jcßolaßijcße SRißbtaucß bet Sogif, bie
Betwecßjlung bet SRoglicßfetten jptacßlicßet Datßellung
mit ben SRbglicßfeiten bet matßematijcßen, welcße Bet-
wecßjlung jicß bann nocß an bet gotm oon Spino^ag
Sebengwetfe jo ätgetlicß täcßte, big in bie SReu^eit ßinein
butcß ben augjcßließltcßen @iebtaucß einet toten Sptacße
untetßü$t wutbe, baß bie tote Sptacße unb halb batauf
bie fotmale Sogif pteiggegeben wetben mußten, weil
mit bet Gtfotjcßung bet 3Bitflicßfeitgwelt obet mit bet
5Qatutwijjenjcßaft @tnß gemacßt wutbe. gcß ßabe an
ben Slttbegtiffen ^u etfläten oetjucßt, watum unjete
8Botte ben Sbealbegtiffen bet Sogif nicßt entjptecßen
unb niemalg entjptecßen fbnnen. S<(ß mocßte nun etwag
übet bie pjpcßologijcße Dätigfeit ßin^ufügen, bie wit „be-
gteifen^ nennen, gteilicß fonnen wit SRenjcßen babutcß,
baß wit eine Batutetjcßeinung auf einen Begtiff btingen,
übet ben Sinnegeinbtucf ßinaug ^um Dingmmjtcß bet
Stfcßeinung nicßt ootbtingen, wie jo ungefäßt oon bet
SReßt^aßl bet ß)ßilojopßen geglaubt wotben iß. Det
pjpcßologijcße Botgang etjcßeint abet bocß oiel einfacßet,
wenn man ißn mit einfachen 2Botten bat^ußellen wagt.
311g @egenja$ benfe man an ben jelbßbemußten Sambett,
bet meinte: eine Sacße begteifen ßeißt, jicß jelbtge jo
ootßellen, baß man bie Sacße füt bag anjießt, wag jie iß.
* 9tug SWnutßnctg 9B6ttet6ucß bet Spßifofopßie (iBetlag
@9. ÜRAtfet, SWüncßeti). (gieße Sefptecßung am gcßtug beg .ßefteg.

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