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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 10
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Gischler, W.: Fragen der Bildhauerkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0372

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Stagen bet SMfbftnttetfunjl.

SBefeng beftimmen/ unb bem 3)tunb 33eethooeng etn
Untersteh befteht/ tto§bem bie gunttion im @tunbe
biefelbe geblieben ift; fcl) lieblich fontntt in febeg @eficht
bte Rebenggefchicftte beb Sltenfchen fttnetti^ bet eg ^ut
Schott trägt; mag ifn übet anbete erhebt/b. [).bebeutenbet
macht/ mu^ fich in feinen gotmen attgfptechen. 31uch
ein 9toturabgu^ wirb baoon ein Slbbilb geben tonnen/
wofür bte befannte Stogfe 33eethooeng (nietet an bem
Doten fonbetn bem Rebenben abgegoffen) ein 33eifpiel
ift; abet et wirb/ wie febe Photographie/ aig ülugenblidg:
ntacf)e auch auf ^on 9tugenbitcf/ b. h. auf beffen ßufallg-
augbtud angewiefen fein, Sache beg ätünftletg bagegen
ift^ beffen Ülugbtuü in oielen 31ugenbltden unb ßuftanben
^u beobachten unb fich bataug eine innete 31nfchauttng ^u
entwickeln/ in weichet alle entfeheibenben gotmen feineg
31ugbtudg oetetnigt finb. iSohigemerft feinet gotmen;
benn auch bet ätünftler mu§ ftch an bog (gegebene in
einem 31ntli$ halten; tuet fich allein aug ben (Sonaten
33eetf)ooeng fein 33tlb fonfttuieren wollte/ mütbe noch
faifchet gehen aig einet/ bet ftch "ut an eine zufällige 31uf-
nähme hielte. iSiebetum btafiifch gefagt/ gibt eg aig
@egenfo$ beg SPenfcften mit ben gte^met^eugen ben
biutieeten/ bem man garntcht meht glaubt/ ba^ et
Paftung ^u fich nimmt; foichet 31rt wirb ein bebeutenbet
jtopf nie fein/ et %eigt gewiffetma^en bie Steigerung einet
ftatf animalifcbctt Einlage ing 33ebeutcnbC/ b. h, bie natüt-
itch geworbene Harmonie aüet Einzelteile/ wobei febet
füt fich feibft fcftatf entwickelt ifi; wie man einem Oeficlft
feine Reibenfchoften abiefen kann/ fo auch feine 33tlbttng:
aüeg abet fchwebt nicht aig ein ^eiltgenfchein übet ihttt/
fonbetn fpticftt ftch aufg beutiiehfie in gotmen aug, Diefe
gotmen fo %tt geben/ ba§ fie ihre SSebeutung fiat attg-
btücfen: bog ift bte Eitunblage bet
fünfifetifchen 31tbett in einem 33tlb-
ntg/ foweit bog unb nicht eine freie
fünftietifche Schöpfung tn gtage
fieht.
Um btefe 33ebeutung abet harn
beit eg ftch fchiie^itch auch m febent
anbetn ätunftwert; fO/ wie biefe
Phoma=33ü)te tut @egenfa$ zu ben
anbetn übet bie natutaüfiifche
iStebetgabe unb fchbnüche Steige^
tttng ober beforatio= ftiliftifche 93et-
Wertung h'nauggeht/ fo tnüffen
auch beifpieigmetfe bei einet Stattie

bie gotmen einet fBebeutung entfptechettb empfunbett
ttnb batgefieüt fein, gebe Steilung eineg ätotperg
ift auch otne Eiefte/ bte etwag augbtüA/ unb fei eg
nur bie Eingabe im Scfüaf; btefe Eiefte^ nicht nur bet
Körper oetlangt %ut Darftellung. Eg ifHunmbgltch/
ift rein notutolifttfeh nahe ^u fommen/ intmet müffen
bie befottbeten gotmen^ bie jebe gutiftion mit ftch
btingt/ ^um 31ugbtuck gebracht werben. iSenn z- 33.
iBolz feine abgebübete Statue „ßugenb" nennt/ hat
et mit ihren feffnfüchtig aufgewotfenen Firmen bie un-
gebulbtge ^ieüofe Erwartung eineg fungen Pienfchen:
iebeng augbrüefen woÜen. Daoon einen Einbtuck %u
geben/ oetmag z- 33. bie Skizze etneg ieibenfehaftiiehen
Entpfinbetg auch ohne piafUfcfteg Tonnen/ wie eine tein
afabemtfehe gertigfeit butch ihre @mpfinbunggiofigfeit
batan gehinbett fein fann. 3)te Rofung beg ^Tcbiemg
abet ift etft ba/ wenn wir bte bebeutenbe @efte einet
fotpetiiehen Satfteüung etnoerieibt fehen^ beten i9iecho-
nigmug fünftietifch in Otbnung gebracht tft.
bie bübenben fünfte ang 3)iotetiai wte an bog
natütfiche SBotbtib gebunben finb/ macht ihre Rebeng-
mogfichfeit etft aug; fie müffen mit hetbem reftiog fettig
werben/ bie iBebeutung tfret 0eften auf biefem natüt-
üct)en Untetgtunb fuchen; ^u gto^e Eingabe ang 9)tateriat
führt ^um jtunftgewerbe/ Übetfchä$ung beg iBotbübeg
^um 9iatutaitgmug, Untetfcha$ung beibet ^ut iitetatifchen
sphnntaftefunft, batan wir in bett testen ßahten genug
ctiebten. Dag gtofie 3Betf Stobing toat^ füt bie mobetne
^ntpfinbung btefe Einheit wiebet gerettet $u haben; ba);
feine ütochahmer bte Rebenbigfeit feinet Oberflächen
abioften ttnb bataug ihr aHeintgeg sptobfem ntoebten^ war
bag SRifjoetftanbnig bet mobetnen impteffioniftifchen
^Pioftif; ohne biefeg ^!i§oetftänb-
nig wate bte ßttgenb nicht tnit
foichet Retbenfcf)oft bent iBotbiib
9tinitioig gefoigt/ bet bie ^btpet-
tttaffen recht attffäüig wiebet itt
ftch ^ttfatttttten^og. iBon ihren
3Begen ift ein 33iibhattet tote 33of;
ittttttet gleich 'ucit entfernt ge-
toefett. ülbet eg muf; in feinet
Runft bet Sinn plaftifchcr ^tgttrett:
btlbttng auch tut afabetnifchen @e-
toanb lebenbtg geblieben feitt/ fonft
hätte et nicht bet Rehtet einet oot-
trefflichen Schületfchat werben
tonnen. iS. @tfcf)!et.


pcttitattii $ol;: „ßtiacttb", 33t'Mi,;cflatttettc.

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