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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 7
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Halm, August Otto: Über die Variation, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0273

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Übet bie 33atiation.

gehört, in feinem melobtfcbcn ßttfammenhang Retflanben
Ztt metben oetbiente.
Helmen mit zutud zu bet iBatiation tnt allgemeinen,
mo mtt fie Mt bet iBefptecbung bet Passacaglia oeti
laufen haben. 3Bit etflatten, ba§ unb matum bie .f?ati
monie meifleng, in bet ^)auptfacbe mentgfleng, unoet-
febtt belaßen mitb, unb mebt bie melobifche SSatiation
bet obeten Stimmen beliebt ifl. Sine gletcbbleibenbe
^atmonte ifl bag befle iBanb fut bte iBetanbetungen,
bet ßufammenbang mebtetet 9)Mobie=(Seflaltungen
unteteinanbet mitb butcb fie beutlich gemacht; auf ibt
fann man ftcb bag utfptungltcbe Shema fietg ebne 9)?ube
Rotflellen, bte Stinnetttng finbet ficb auf biefem ÜBeg
Zu bem Utbilb bequem unb angenehm zutücf.
Siefe SJlöglicbfeit oetmettenb, geminnt iBeetbooen
in bem lebten Sa§ bet ^aflotalgfpmpbonte eine ubetattg
febene unb auggezeiebnete iSttfung mit einet alltäglichen
jpntniontefolge: (ginale, 16. big 19.Saft tot bem Schluß
einet SlffotbRetbtnbung, melche bem fimpelften SPunbi
obet ßtebbatmonifafptelet geläufig ift. 91uf ibt mat Rot-
het bet fchone 31bgefang (2. unb 6. Saft totbet) etblubt;
fe$t fchmeigt bte Gelobte unb ifl entfebmunben, unb nut
ibte SSfoglicbfeit, fo^ufagen bet (Seif! bet iBlute, febmebt
übet bet ^atmonie. Sg tfl bieg etn Siegenbtlb zu bet ent-
mtdelnben, eine 31tt zutudentmidelnbet iBatiation, ba
fie zu bem Siementaten zutudfubtt.
Sie iBatiationenfotm menbet fiel) an eine gcttnblegenbe
Sigenfcbaft beg menfcbltchen Sleifleg, an bie Steigung,
^Beziehungen zu entbeden, zu Raffen; bet @etfl mtll
otbnen, oetgleicben, ßetflteuteg untet gto§ete (Seficbtgi
punlte fatnmeln, Sntmidlungen tont jfetnt bet tetfolgen,
Sntmidelteg zum jteim zutudbenfen; bet Steiz bet 93a-
tiation liegt in bem Spiel bet Stinnetung mit bet neu-
geatteten (Segenmatt; in bet iBefiegttng unb Stbebung
bet zeitlichen golge butcb bag iBegtetfen beg logifchen
ßufommenbangg. Sie obige SSeftimmung beg Stetig,
melchen bie iBatiationenfotm bem guten ßuhbtet ge-
mäbtt, ift eigentlich ganz auf beffen aftioe Sätigfeit bei
gtunbet, infofetn bet ßuhbtet eine Ron bem ^ontponiflen
gesellte Aufgabe lofl, nämlich ftcb fietg übet ben ßui
fammenhang bet SBatiatton mit bem Shema zu otiem
tieten, ben 33eg hin unb zutud zu finben. ßut Stgänzung
biefet iBeflimmung mate bte mebt pafftoe Seite beg (Sei
nuffeg bet jbunfl zu bettaclften, melche im allgemeinen
batin befiehl bet ßeuge eineg Stegg zu fein, ßd) fage
abfichtlich: bie „mebt paffioe Seite", benn um bet oet-
flanbige ßettge zu fein, muff man mtffen, um mag eg ftcb
hanbett, alfo etfennen, alfo geijltge Sltbeit leiften. Sine
t e t n paffioe Seite beg ^unflgenttffeg ifl, mag Rtele fut
bag Süchtige halten: ftcb hinzugeben, ftcb in Stimmung
oetfe$en, futz ficb ttgenbmie ubetteben zu laffen: ein
ttübet ßttflanb, bet feine ^Beliebtheit unb btette ^ettfebaft
einet bteifacben iBequemlicbfeit, bte et zulä^t, Retbanft:
einmal fann man ihn ohne etnfleg Stubium etteteben,
fobann enthebt man ficb bubei bet iBetantmottung beg
Utteilg; enblich fann man übet ihn unb alfo übet bag
^unflmetf, melcbeg ihn jemetlig oetanlaffü ohue SHttbe
unb ohne naebgebaebt zu haben^ ein geutlleton febteiben.
Set Sieg nttn^ beffen ßeuge zu fein ben (Senuf; bei
teitet, mttb blat oon bet spbantafie übet thte iBefcbtan-
fung etfochten. Ste iBefcbtanfung liegt in bem (Sebot,
bie ^Beziehung zu bem Sbema fefizubalten; biefe mttb

fteilicb nicht za^fl^'l/ fonbettt nut alg iBefcbtanfung bei
fiegt, fo ba§ bte ^hantafie eben nicht mebt alg befebtanft,
fonbetn im Gegenteil alg befebmingt etfebeint.
31nbetg gefagt: Sag Sinengettbe eineg (Sefe$eg mitb
aufgehoben butcb feine i8enu$ung, fein Slacbteiligeg mitb
beftegt butcb bte Sntbecfung unb 3fugnu$ung feinet Saugi
liebfetü feinet Sugenb. ßebeg gute Qiefe^ bat eine negatioe
unb eine pofitioe Seite; bet Stumpet unb Sot mißachtet,
bet Unftete unb Unfettige befolgt eg, bet gteie unbSHeiffet
bebient ftcb feinet; bte mähte ^Phantufie flützt nicht (Sefe$e
um, fonbetn fie entbeeft beten 3Bett unb gtucbtbatfeit.
311g bet eigentliche S)?etflet bet SSatiation gilt iBeeti
hooen, unb et hat auch mitfltcb fut biefe gotm fomohl
gto^e ßuneigung alg auch eine etnztgattige unb ubet-
tagenbe gabtgfeit bemtefen.
91ie$fcbe nennt einmal S^anz Schubett ben ibealen
Sptelmann, ^eethooen ben ibealen ßuhbtet. Schubett
etfinbet, mill et bamit fagen, in bet Spielfteubigfeit
feine 38etfen, iBeethooen hbtt bte Sbemen an, et bei
iaufebt ben in ihnen oetfcltloffenen, nach oieletlei @ei
flaltung btängenben Sebengmillen; et beftagt, et bei
btangt fte, big fie ihm ibte (Sehetmniffe offenbaten. So
etbob et bte gotm bet iBatiation aug einem Spiel mit
bet SMobie, unb gebtuuebt fie, itt gto^züglgau Snü
midlungen, zu iBilbetn, in melchen bte jleimftoft bet
muftfalifcben Singe in einet ootbet fattnt etbotten SIBeife
Zut Stfcbeinttng fornntt. iBeetbooen etmeitett bie Sechnif
bet SSutiution befonbetg nach bet thptbtutfcb^ Seite bin.
UBafmenb oot ihm bie melobifcbe SBattation ootgebettfebt
hat, geminnt et butcb feine SUbtUbrntif ein meiteteg @ei
biet füt feine (Seflaltunggftaft.
Slbptbmug ifl bie geotbnete unb gegltebette ßeiti
folge bet Sone, abgefehen von thtet Sonb&be- @ln
SRhptbntug fann auf eine m Son, et fann auch ohne
eigentlichen ntufifalifcben Son, nut butcb ^lang obet
auch (Sethufcb etfebeinen; ein Stommlet fann einen
Slbptbmug oollfontnten batflellen. iBeetbooen !ä§t eini
mal, zu Anfang beg Scbetzog fetneg F-dunCluattettg
op. 59 bag Sello auf bem einen Son B beginnen unb auf
bemfclben Sott ben fubtenben Slbptbniug, bag thpth'
nttfcbeSbeuia: IJ j Ql]) ! !
ttagen. St hat bte SJiacbt beg SUbptflutug entbeeft unb ibt
ein ganz ueueg (Sebiet etobetf. Siefe Stelle ifl begbalb
auch befonbetg bezetebnenb fttt ferne 31tt unb IBeife, ba
fie ein SSetttauen tn btefe SJlacbt befunbet, melcbeg fteii
lieb Ron feinen ßeitgenoffen nicht tmmet begttffett unb
geteilt motben ifl: man etzablt Ron einem Selltflen, bet
ftcb getoeigett hat, bag Sdfetzo zu fptelen, aug gutdft,
auggelacbt zu metben, menn et allein funfzebnmal nacb-
etnanbet einen unb benfelben Son anfltetcbe. 311fo eg
gibt Slbpthmug obneSOlelobte, unb z'uot butchaug lebengi
ftäfttgen Slhptbmug; bag Umgefehtte: Gelobte ohne
Slbpthntug, ifl febon febmtetiget, ficb Rotzuflellen; bie
SJlelobie ifl ohne Slbpthmug baltlog, eine oetfummette
unb febattenhafte Sttflenz; ein iBetfptel bafut bietet
manchmal bag spfalmobteten bet ^tieflet, melcbeg fteü
lieb tuebet Roll molobifcb ifl noch auch Rollig auf ben
Slhpthmug oetztebtet. Sie SRelobie haben mit oben mit
einet Pinie oetglichen; fte ifl, gegettubet bem Slhpth^
mug, bag mefm IRäumlicbe, obgleich auch fte in bet ßeit
gefebteht; fie hat 31ugbehnung nach ^obe unb Siefe,

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