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Towarzystwo Naukowe <Lublin> [Hrsg.]
Roczniki Humanistyczne: Historia Sztuki = History of art = Histoire de l'art — 45.1997

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Mazurczak, Urszula M.: Zur Problematik des Motivs des "Gelehrten im Atelier": am Beispiel des Porträts von Filippo Buonaccorsi auf dem Epitaphium in der Krakauer Dominikanerkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.27403#0166
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URSZULA MAŁGORZATA MAZURCZAK

Um zum AbschluB den Umkreis der Verwandtschaft der polnischen Kunst,
insbesondere was Krakau betrifft, mit der byzantinischen Tradition einzu-
schrânken, sei auf das Triptychon von Mikuszowice verwiesen, das vier Kir-
chenvâter zeigt. Die Gestalten der Pâpste âhneln in ihrer Komposition der
Gestalt Kallimachs auf seinem Epitaphium. Dieses Triptychon besitzt auch
Analogien zum süddeutschen und norditalienischen Kunstkreis. K. Estreicher
glaubt in diesen Portrâts eine Art „Konservatismus” zu erkennen - und zwar
wegen der Nachahmung orientalischer Miniaturkunstwerke'''8. Das Tryptichon
von Mikuszowice (il. 8) hat viel gemeinsam mit anderen Bildern, z.B. mit
dem Dreifaltigkeitstriptychon auf der Krakauer Wawelburg und dem Bilder-
zyklus aus dem Leben und der Passion Jesu in der Krakauer Katharinenkirche.
Diese Werke sind in den sechziger und siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts
in demselben Krakauer Werkstattkreis entstanden. Deshalb ist es moglich, daB
Veit StoB sie gesehen hat. AuBerdem gab es in Krakau umfangreiche Biicher-
sammlungen mit Bildnissen der Evangelisten im byzantinischen Stil, wie sie
seit Jahrhunderten in den Bibliotheken der Klôster und des Konigshofes ge-
sammelt wurden. Griechische Kodizes besaB auch Kallimach selbst in seiner
reichhaltigen Bibliothek. In seinem Testament iibereignete er seine ganze
Bibliothek an den Kardinal Friedrich den Jagiellonem

Kallimachs Portràt auf dem Epitaphium in Krakau besitzt mehrere seman-
tische Ebenen, die durch die Form dieses Werkes bestimmt wurden. Erstens
zeigt es das Motiv des „Gelehrten im Atelier”, wodurch wir in einen Fragen-
kreis eingeführt werden, der mit diesem für die Kunst sowohl des Nordens
ais auch des Südens aktuellen Motiv im Zusammenhang steht. Die Entschei-
dung über das konkrete EinfluBgebiet führte uns zur Genese dieses Motivs,
das sich schon in seinen Anfângen ais dichotom und uneinheitlich erweist.
Diese Unterschiedlichkeit ist darin begriindet, daB der Status des Autors selbst
auf zweifache Art verstanden wird: er steht unter dem EinfluB der Inspiration,
plaziert sich auf der Ebene der Wissenschaft jedoch im Bereich der Rhetorik.
Die Serie spâtgotischer und Frührenaissance-Portrâts von Humanisten im Ate-
lier ist also nicht einheitlich und bedarf weiterführender Arbeiten im Kontext
dieses Wissensgebietes.

Aus dem Polnischen übersetzt von Herbert Ulrich

58 K. E s t r e i c h e r, Tryptyk w Mikuszowicach. Ze studiów nad malarstwem kra-
kowskim 2 poł. XV wieku (Das Triptychon in Mikuszowice. Studien zur Krakauer Malerei
der zweiten Hâlfte des 15. Jahrhunderts), „Rocznik Krakowski”, 27(1936), S. 27 und passim.
 
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