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Towarzystwo Naukowe <Lublin> [Hrsg.]
Roczniki Humanistyczne: Historia Sztuki = History of art = Histoire de l'art — 45.1997

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Kuczyńska, Jadwiga: Einige Dekorationsmotive der Nürnberger Messingschüsseln
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https://doi.org/10.11588/diglit.27403#0170
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JADWIGA KUCZYŃSKA

der Kreis der Kundschaft stândig verbreitete. Davon scheint ein Fragment des
Gedichtes von dem bekannten Nürnberger Meistersànger Hans Sachs zu zeu-
gen, das unter einem Holzschnitt von Jost Ammant, der „Beckenschlager”
betitelt war, angebracht wurde:

Wie groB Hernn und Balbierer han,

Auch gring fiir den gemeinen Mann3.

Ein breiter Kreis der Abnehmer hatte verursacht, daG sich die Beckenschla-
ger veranlaGt fühlten den Geschmack und die kimstlerische Gewandheit ihrer
Kundschaft zu beriicksichtigen und sogar gezwungen waren, dereń asthetischen
und geistigen Bedürfnissen entgegenzukommen. Nicht immer stimmten sie mit
den aktuellen Tendenzen in der Kunst zusammen und deshalb treten auch im
Dekor verschiedene Fassungen desselben Motivs oder derselben Darstellung
auf.

Bei der Wahl der Thematik spielte noch ein anderer Faktor eine wichtige
Rolle: ein betrachtlicher Teil der ganzen Produktion wurde fiir den Export
bestimmt. Der bereits erwàhnte Dichter lieB in seinem Gedicht den Becken-
schlager folgende Worte nicht ohne Stolz aussprechen: „mein Becken flihrt
man in weite Land”4. Es unterliegt keinem Zweifel, daG die fiir den Export
bestimmten Schiisseln einer dekorativen Darstellung bedurften, dereń Sinn und
Bedeutung auch fiir deutsche Kâufer verstândlich wâren. Deswegen iiberwie-
gen Ziermotive von einem universalen Charakter, insbesondere mit religioser
Thematik oder allgemein verstândliche allegorische Szenen. Man begegnet vor
allem Darstellungen der Erbsiinde und der Verkündigung. Aus anderen bibli-
schen Themen wurden Jozue und Kaleb gewahlt, die gernaG der traditionellen
Ikonographie mit riesigen Weintrauben, die sie aus Kanaan gebracht hatten,
abgebildet waren, oder Samson, der mit einem Lowen kampfte, sowie auch
die Opferung von Izaak. Man fand auch die Szene der Verkündigung mit
einem Einhorn und anderen mariologischen Symbolen sowie die unbefleckte
Empfangnis Maria. Nicht selten wurden für die Dekoration verschiedene reli-

3 Das ganze Gedicht und der Stich wurde in dem Buch Eigentliche Beschreibung aller
Stande auss Erden, Frankfurt am Main 1568; das Gedicht wird zittiert u.a. von H.
S t e g m a n n, Zur Geschichte der Herstellung und Verzierung der geschlagenen
Messingbecken, „Mitteilungen aus Germanischem Nationalmuseum”, 12(1899), S. 15; A.
W a 1 c h e r von M o 1 t h e i n, Geschlagene Messingbecken, in: Altes Kunsthandwerk,
Bd. I, Wien 1927, S. 8; H. P. L o c k n e r, Messing. Ein Handbuch über Messinggerat
des 15. und 17. Jahrhunderts, München 1982, S. 79; Kuczyńska, s.o., S. 138.

4 Ebd.
 
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