Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Riedl, Peter Anselm
Die Heidelberger Jesuitenkirche und die Hallenkirchen des 17. und 18. Jahrhunderts in Süddeutschland: ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Baukunst — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, N.F., 3: Heidelberg, 1956

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36444#0020
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

Die Heidelberger Jer^iteKbircbt'

von gekuppelten Pilastern eingefaßt. Je ein Pilaster ist den äußeren Wangen
der Fassade vorgelegt, wendet der Schauseite also eine Schmalseite zu. Alle
Pilaster haben einen hohen, einmal leicht abgetreppten Hauptso&el (einem
Pilasterpaar ist jeweils ein breiter Sockel gemeinsam), eine Plinthe und eine
steile attische Basis, deren oberer Wulst sich zwischen den gepaarten Pilastern
als Wandprofil fortsetzt. Bekrönt werden die Stützen von niedrigen jonisie-
renden Kapitellen dieser Gestalt: über einem sAwachen Fußwulst entwi&elt
sich aus dem glatten Kapitellkern beiderseits je eine Volute; die Voluten ver-
bindet ein Eierstab; ein sparsam profilierter, leicht konkaver Abakus de&t das
Ganze. In die Volutenansatzzwickel und vor die Ecken des Kapitellkernes sind
Akanthusblätter gelegt, über dem Eierstab entfaltet sich gegen den Abakus hin
eine unscheinbare Rocaille. — Auf den Kapitellen ruht das mächtige, Unter-
und ObergesAoß trennende Gebälk: es ist über dem Mittelteil, der Tiefen-
staffelung der Fassade und dem Stützensystem folgend, verkröpff (einem
Pilasterpaar entspriAt dabei eine einfache Verkröpfung), über den Seitenteilen
fluAtet es (die Angabe bezieht sich auf die Friesebene) in der Pilasterstirnebene
bis jeweils über den äußeren Rahmenpilaster gerade durA, um dann an den
Wangen zweimal zurückzuspringen. Das Gebälk setzt siA aus einem drei-
stufigen Architrav mit Kopfgesims (stehender Karnies und Plättchen), einem
glatten Fries und einem reich profilierten Kranzgesims (Gliederabfolge: kleiner
stehender Karnies, kräftiger Zahnschnitt, kleiner stehender Karnies, starker
hängender Viertelstab, Hängeplatte, kleiner stehender Karnies, kräftig aus-
ladender, großer stehender Karnies, De&platte,sAräge,gesAieferte Verdachung)
zusammen. Soweit die struktive Gliederung desUntergesAosses. Auf den Mittel-
teil des Untergeschosses kommt ein großes Portal und darüber ein Fenster, auf
die Seitenteile je ein Portal und je eine FigurennisAe. Das korbbogige Haupt-
portal hat ein schlicht profiliertes, aus der Wandebene kaum hervortretendes
Gewände mit glatter Stirn und innen von zarten Leisten gerahmter Hohlkehle.
Der Keilstein und das Mauerwerk oberhalb des Portals sind roh bossiert, der
leiAt bügelförmig geschwungene, das Ganze bekrönende Giebel dagegen ist
wieder sauber ausgearbeitet. Den Raum zwisAen diesem Giebel und dem
Architrav des Hauptgebälks nimmt ein breites Fenster — es ist das einzige
Fassadenfenster — ein. Seine aus bandförmigem Fußgesims und Deckwulst
bestehende Bank berührt in der Mitte den SAeitel des Portalgiebelbogens; sein
Gewände setzt über einfaAen So&elstü&en als flaAes Band mit dünner Innen-
leiste und betonter, einwärts gekehlter Außenleiste an; die Innenleiste um-
schreibt sAlicht den Stichbogenumriß der Fensteröffnung, die Außenleiste ist in
der oberen Fensterzone zu Ohren ausgesAwungen und über dem Fenster als
bewegte, doppelt gebroAene SAweiflinie geformt. Eine AkanthuskartusAe
sAmü&t den Keilstein. — Mit dem Hauptportal und dem Fenster in der
Fassadenmitte korrespondieren Ae Portale und die FigurennisAen der Fas-
sadenflügel. Die Nebenportale sind indessen anders ausgebildet als das Haupt-
portal: sie sind stichbogig, ihre Gewände treten kräftig aus der Wand heraus
 
Annotationen