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Rodenwaldt, Gerhart
Der Fries des Megarons von Mykenai — Halle a /​ S., 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.14692#0052
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tobt ein ernfter Kampf. Die mykenifcben Paläfte fteben nicht in der Ebene, fondern erhöbt,
mindeftens auf einem rings fteil abfallenden Hügel wie Tiryns. Sicherlich müffen wir uns
v unter der Palaftarchitektur die Felfen des Burgberges dargeftellt denken, zu denen die von
Tfundas erwähnten Fragmente von »Schuppenmuftern« (f. oben S. 22) gehört haben können.
Auch diefes Motiv ift nicht unerhört in der kretifcb=mykenifcben Kunft; bauen ficb doch die Türme
der oben erwähnten Darftellung der Zakrofiegel auf einem Hügel auf und find Terrainwellen
am unteren Rande des 6oldplättchens von Volo angegeben.110) Über der Architektur und rechts
und links von ihr war der Kampf dargeftellt. Die Blicke der Frauen galten wohl den Szenen
zur Rechten, da uns fchwerlicb die Vorftellung zugemutet werden foll, daß ihre Aufmerkfamkeit
auf den hinter ihnen befindlichen Wagen gerichtet ift. Die Architektur ragte ja hoch hinauf in
die im übrigen ganz von kämpfenden, fahrenden und laufenden Figuren bedeckte Fläche.
Gerne wüßte man, ob etwa unterhalb des Burgfelfens auch noch Kampffzenen waren, fo daß
der Kampf eine aus der Ebene auffteigende Burg auf allen vier Seiten umtobte. Aber dafür
gibt es keinen Anhaltspunkt; die Vorftellung ift vielleicht auch zu kühn und würde eine febr
große Höhe des Friefes vorausfeßen.

C. Fallende und laufende Krieger.

(Nr. 10-14).

lO. Fallender Krieger. Neu gefundenes Fragment. Größte Höhe 13cm, größte
Breite 18 cm. Das Fragment lag wenige Zentimeter rechts von Fragment 8. Wenn die Stücke,
wofür das richtige Zufammenliegen der beiden Teile von Fragment 8 fpricbt, ficb noch in Fall-
lage befanden, müffen wir das Fragment rechts von der Architektur oder der darüber be-
findlichen Kampffzene anfe^en. Es ließ ficb nur mit großer Mühe aus dem Boden nehmen;
durch Wurzelfafern war es in viele kleine Stücke zerfprengt, zwifchen denen Erde faß und die
durch die Verbrennung fo mürbe geworden waren, daß fie bei der Berührung zerfielen. Ich
mußte es ringsum und von unten mit Gips und Zement umgießen, um es herausnehmen zu
können. Nur teilweife ließen ficb allmählich die Refte der Darfteilung enträtfeln; die Fugen
dicht aneinander zu fchließen, war unmöglich. Das in Abb. 20 wiedergegebene Aquarell von
Gillieron gibt das ficher Feftftellbare wieder.

Die Geftalt eines mit Chiton und Gamafchen bekleideten Mannes ift von der Schulter
bis beinahe zu den Knöcheln erhalten. Durch die nicht ganz feft anfcbließenden Fugen find der
untere Teil des Chitons und die Oberfcbenkel noch etwas breiter geworden, als fie es fcbon
tatfäcblich waren. Der Chiton zeigt ein etwas helleres Braun als die nackten Teile, war alfo
gelb. Der Gürtel beftebt aus zwei, durch fchräg fitjende Querftriche verbundenen fcbwarzen
Linien. Hinter der Bruft kommt die in ihren Umriffen ausgefprungene linke Hand zum Vorfchein.

Die Bewegung der ganzen Figur (Rekonftruktionsfkizze Beilage III 10) ift wohl erhalten;
die Beine laffen ficb mit Sicherheit ergänzen, nur die Haltung des Kopfes kann nicht ganz genau
feftgelegt werden. Über das Motiv kann kein Zweifel fein. Um einen laufenden Mann kann
es ficb nach der Stellung der Beine nicht handeln, auch nicht um einen ruhig ftehenden. Viel-
mehr fteben die Beine feft auf dem Boden auf - die Oberanficht ift hier erheblich ausgeprägter
als auf Fragment 2 und entfpricbt etwa der Perfpektive bei der ftehenden Frau des großen
Friefes von Hagia Triada -/während von den Knieen aufwärts der Körper in plö^licher Be--
wegung hintenüber fällt. Entfprecbend ift die linke Hand höher gehoben als bei ftehenden
Figuren, und der Kopf war wohl zurückgeworfen. Refte von Waffen fehlen merkwürdiger--
weife. Das Motiv des Zurückfinkenden ift dasfelbe, das die arcbaifche griecbifcbe Malerei und
 
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