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Figur ift ein Stück des vorderen Konturs erhalten; aus den Zügeln und der Peitfcbe läßt fid}
die Haltung der Hände und danach ungefähr die ganze Figur ergänzen. Weiter rechts find
die Zügel, die Längsverbindung fowie ein Stück des Pferderückens und der obere Teil des
Schwanzes erhalten.

Befonders glücklich ift es, daß rechts am Rande gerade noch in ganz beftimmter Sil-
houette ein Mähnenbüfchel des Pferdekopfes fit^t. Es ift nicht feft gefchloffen, fondern auf-
gelockert (vgl. oben Fragment 3). Aus feiner Stellung ergibt ficb, daß der Pferdebals fteil in
die Höbe gerichtet war. Der Kopf oder die Köpfe der Pferde waren nach oben geworfen,
was auch aus der Richtung der Zügel hervorgeht, vielleicht nicht ganz fo hoch, wie in der
Skizze angenommen ift. Die gleiche Haltung haben die Köpfe des trabenden Gefpanns auf
dem mehrfach erwähnten Siegelabdruck aus Hagia Triada, wo indeffen die Zügel nicht wie
hier bei dem ruhig ftebenden Gefpann fchräg herabhängen, fondern geftrafft von dem weit
vorgeftreckten firm des Wagenlenkers in die Höbe gehalten werden.

Im übrigen find die Pferde unter Benutzung von Fragment 2 und Tiryns II, Taf. XII
ergänzt; auf die Fortführung des doppelten Konturs am Kopf ift verzichtet worden. Die
fchematifche fingabe des Joches ift aus Fragment 1 entnommen, ift aber natürlich problematifch.
Der jochbogen wird wohl einen Winkel mit der Längsverbindung gebildet haben; die Knöpfchen
über der Stelle, wo Deichfei, Längsverbindung und Joch zufammenftoßen, find dem Siegelabdruck
von Hagia Triada entnommen.

Bei aller Unficherbeit der Ergänzung im einzelnen ift doch das Gefamtmotiv diefes
Gefpannes gefiebert. Der Wagen ftebt; die Pferde find unruhig und werfen den Kopf in die
Höbe. Wieder ift ein momentanes Motiv glücklich beobachtet.

16. = T. links unten und R. 1. fi. a. 0. Taf. XI, 1. Es ift das einzige Fragment, an
dem der untere Bildrand erhalten ift. Cbarakteriftifcb für mykenifche Kunft ift die Sorglofig-
keit, mit der die Hufe der Pferde über den weißen Randftreifen binübergemalt find, während
daneben die zierlichen Wellen, in die die Pferdefchwänze ficb auflöfen, die Ausführung des
Wagenrades und die Zeichnung der Beine des Mannes von der delikaten Ausführung des
Friefes zeugen.

Die Rekonftruktionsfkizze Beilage IV, 16 foll das Motiv der Figur zur Linken und ihr Ver-
hältnis zum Wagen zeigen, fl. M a. a. 0. ift wohl richtig angenommen worden, daß der Mann
zu dem Wagen gehört. Aber bei dem Verfuch, feine Haltung zu rekonftruieren, zeigte es ficb,
daß er weder als fpringend, noch als laufend ergänzt werden kann, da es ein Knielauffchema
in der kretifeb^mykenifeben Kunft nicht gibt. Entweder kommt man auf eine zurückfallende
Figur, die indeffen wenig glücklich auf den Wagenrand fallen würde, oder, was vorzuziehen
ift, auf die geduckte Stellung eines Bogenfcbü^en.11G) Ganz auffallend ift die Übereinftimmung
in der Stellung der Beine mit dem Bogenfchüßen auf der mykenifchen Dolchklinge mit der
Löwenjagd,117) deffen laufende Figuren wir fchon als Analogie zu Fragment 11 herangezogen
haben. Sehr ähnlich, aber nach links gewandt, ift der Bogenfcbütje auf der von Evans
B. S. A. VII, 44, Fig. 13 nach einer Zeichnung und neuerdings von K. Müller, Arch. Jahrb. XXX,
1915, 262, Abb. 10 nach der Photographie eines Abguffes abgebildeten Scherbe eines Relief--
gefäßes aus Knoffos, die, wie mir fcheint, weder von Evans noch von Müller richtig
geftellt worden ift. Wenn man die Scherbe fo dreht, daß der ausgeftreckte Oberarm genau
horizontal verläuft, kommt das fachlich glücklichfte und der Figur des mykenifchen Dolches
genau entsprechende Motiv heraus.11S) Etwas anders, mehr bockend, ift die Stellung der
Bogenfchütjen auf dem Silberrhyton mit der Stadtbelagerung.119) Leider ift die Figur des
 
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