KONSTANZ UND SEINE UMGEBUNG
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gemalten Altars im dortigen Münster trug, nachdrücklichst vor allen ührigen
Konstanzer Malern mit dem Bemerken anempfahl, „dass er sins handwerchs
aln maister hoch berümpt sy"1.
Der Hand des so hochgeschätzten Künstlers möchte ich für die Epoche am Bo-
densee, einstweilen noch unter allen Vorhehalten, das im vorletzten Jahrzehnt
des XV. Jahrhunderts entstandene, heute in der Gemäldegalerie der Akademie
zn Wien2 aufbewahrte Bildnis des Konstanzer Patriziers Heinrich Schilter
d. J. zuweisen (Ahb. 24), dem eine andere, wenig geschickte Hand nachträglich
Namen und Familienwappen samt Jahrzahl 1394, das mutmaßliche Geburtsjahr
des jüngsten der drei Konstanzer „Heinrich Schilter" zufügte. Dieser scheint,
obwohl schon in den vierziger Jahren Ratsherr, in späterer Zeit außerhalb der
Stadt, wohl in Ermatingen seßhaft gewesen und gegen 1480 gestorben zu sein,
da 1482 bereits seine Witwe Margarete, aus dem Konstanzer Patriziergeschlecht
der Lind, verzeichnet wird3.
Man hat nicht so unrecht getan, wenn man dies für die Kunstentwicklung am
Bodensee wichtige Männerbildnis einstweilen in der Werkstatt des vielberufe-
nen, noch immer ohne Heimatschein in der Kunstgeschichte umherirrenden
Hausbuchmeisters unterzubringen suchte. Weitere eindringende Quellenfor-
schung mag hier am ehesten Klarheit und verläßliche Unterlagen bringen, auf
denen erst mit Sicherheit auf- und weitergebaut werden kann .
Zwischen Jobanni 1494 und 1495 scheint Walther zu Konstanz gestorben zu
sein, da er in den Steuerbüchern nicht mehr genannt wird und bald darauf im
Tümpfel eine Margarete Walther, mutmaßlich des Malers Witwe, in den Steuer-
listen erscheint, indessen im Pflug der Sammlungsgasse der Bildhauer Ulrich
Griffenberg bereits 1495 als Bewohner einzieht. In einem Bildhauer Matthäus
Walther, der von Freiburg i. Br. herkommt und 1501 zu Konstanz als Geselle
dient, können wir mit ziemlicher Sicherheit einen Sohn des Malers erkennen.
Über alles weitere aber, was wir über diesen und die Künstlersippe der Walther
noch wissen möchten, schweigen vorerst die Akten und Pergamente, und nur
das Frauenkloster Baindt bei Ravensburg scheint des toten Meisters fürbittend
zu gedenken; denn ein Eintrag in dem dortigen Totenbuch zum 16. August ver-
1. Qu. p. 20.
2. R. Eigenberger, Die Gemäldegalerie der Akademie 1927 p. 125 f; bis jetzt als Jak. Eisner
in Nürnberg untergebracht. Größe 29 : 20.
3. Mit dem ältesten Heinrich Schilter (nachw. von 1368—1419), jenem Ratsherrn, der beim
Einzug des Papstes Johannes XXI11 zu Konstanz 141-1 den Himmel trug, wie mit dem Heinrich
Schilter dem mittleren (nachw. seit 1396), der 1426—32 neben dem Maler Balth. Sünder
wohnte und vor 1452 starb, hat der obige nichts zu tun. Letzterer ist mutmaßlich des mittleren
Sohn. G. L. Arcli., Cpb. 1099 fol. 67, z. 1448 und Cpb. 1102 fol. 138, z. 1482 „Margarethell
Lindinen, Hainrieb Schilters witwe, des obigen Linden tochter"; beidemale Ermatingen er-
wähnt. Kindler-Knobloch, Oberb. Geschlechterb. II, 515 und dessen handschr. Nachlaß im G.
L. A.; Z. G. 0. XXVIII, 69. Bis 1464 ist er im Konst. St. Buch nachweisbar; seine Witwe später
im Tümpfel wohnhaft, bis 1484.
4. Vgl. die neueste, die Wissenschaft kaum fördernde Arbeit über den Hausbuchmeister in
Oberrh. Kunst V (1932), 83 f (J. Dürkop).
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gemalten Altars im dortigen Münster trug, nachdrücklichst vor allen ührigen
Konstanzer Malern mit dem Bemerken anempfahl, „dass er sins handwerchs
aln maister hoch berümpt sy"1.
Der Hand des so hochgeschätzten Künstlers möchte ich für die Epoche am Bo-
densee, einstweilen noch unter allen Vorhehalten, das im vorletzten Jahrzehnt
des XV. Jahrhunderts entstandene, heute in der Gemäldegalerie der Akademie
zn Wien2 aufbewahrte Bildnis des Konstanzer Patriziers Heinrich Schilter
d. J. zuweisen (Ahb. 24), dem eine andere, wenig geschickte Hand nachträglich
Namen und Familienwappen samt Jahrzahl 1394, das mutmaßliche Geburtsjahr
des jüngsten der drei Konstanzer „Heinrich Schilter" zufügte. Dieser scheint,
obwohl schon in den vierziger Jahren Ratsherr, in späterer Zeit außerhalb der
Stadt, wohl in Ermatingen seßhaft gewesen und gegen 1480 gestorben zu sein,
da 1482 bereits seine Witwe Margarete, aus dem Konstanzer Patriziergeschlecht
der Lind, verzeichnet wird3.
Man hat nicht so unrecht getan, wenn man dies für die Kunstentwicklung am
Bodensee wichtige Männerbildnis einstweilen in der Werkstatt des vielberufe-
nen, noch immer ohne Heimatschein in der Kunstgeschichte umherirrenden
Hausbuchmeisters unterzubringen suchte. Weitere eindringende Quellenfor-
schung mag hier am ehesten Klarheit und verläßliche Unterlagen bringen, auf
denen erst mit Sicherheit auf- und weitergebaut werden kann .
Zwischen Jobanni 1494 und 1495 scheint Walther zu Konstanz gestorben zu
sein, da er in den Steuerbüchern nicht mehr genannt wird und bald darauf im
Tümpfel eine Margarete Walther, mutmaßlich des Malers Witwe, in den Steuer-
listen erscheint, indessen im Pflug der Sammlungsgasse der Bildhauer Ulrich
Griffenberg bereits 1495 als Bewohner einzieht. In einem Bildhauer Matthäus
Walther, der von Freiburg i. Br. herkommt und 1501 zu Konstanz als Geselle
dient, können wir mit ziemlicher Sicherheit einen Sohn des Malers erkennen.
Über alles weitere aber, was wir über diesen und die Künstlersippe der Walther
noch wissen möchten, schweigen vorerst die Akten und Pergamente, und nur
das Frauenkloster Baindt bei Ravensburg scheint des toten Meisters fürbittend
zu gedenken; denn ein Eintrag in dem dortigen Totenbuch zum 16. August ver-
1. Qu. p. 20.
2. R. Eigenberger, Die Gemäldegalerie der Akademie 1927 p. 125 f; bis jetzt als Jak. Eisner
in Nürnberg untergebracht. Größe 29 : 20.
3. Mit dem ältesten Heinrich Schilter (nachw. von 1368—1419), jenem Ratsherrn, der beim
Einzug des Papstes Johannes XXI11 zu Konstanz 141-1 den Himmel trug, wie mit dem Heinrich
Schilter dem mittleren (nachw. seit 1396), der 1426—32 neben dem Maler Balth. Sünder
wohnte und vor 1452 starb, hat der obige nichts zu tun. Letzterer ist mutmaßlich des mittleren
Sohn. G. L. Arcli., Cpb. 1099 fol. 67, z. 1448 und Cpb. 1102 fol. 138, z. 1482 „Margarethell
Lindinen, Hainrieb Schilters witwe, des obigen Linden tochter"; beidemale Ermatingen er-
wähnt. Kindler-Knobloch, Oberb. Geschlechterb. II, 515 und dessen handschr. Nachlaß im G.
L. A.; Z. G. 0. XXVIII, 69. Bis 1464 ist er im Konst. St. Buch nachweisbar; seine Witwe später
im Tümpfel wohnhaft, bis 1484.
4. Vgl. die neueste, die Wissenschaft kaum fördernde Arbeit über den Hausbuchmeister in
Oberrh. Kunst V (1932), 83 f (J. Dürkop).