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Abb. 60. Miniatur aus einem Salemer Brevier, 1493/91. Heidelberg, Univ. Bibl.

Christi Kindheit.

ÜBERLINGEN, SALEM UND PFULLENDORF.

Obwohl 1529 Bürgermeister und Rat von Überlingen in einem Fürschreiben zu-
gunsten ihres Stadtmalers Engelhard Hofmann sich dahin äußerten, daß das
Malerhandwerk „vor unser statt unbrüchlich", d. h. an diesem Ort einen Künst-
ler kaum ernähren könne1, so treffen wir in dieser Stadt trotzdem im 15. und
16. Jahrhundert eine Reihe dauernd ansässiger Meister, darunter einen Konrad
Bitzer, den Konstanz-Überlinger Zeitgenossen von Konrad Witz, später den
eben genannten Hofmann und zulelzt seinen Nachfolger Marx Weiß d. J., den
neuerdings oftberufenen Künstler in der Frage nach dem eigentlichen Verfer-
tiger des Meßkircher Altars. Zwar ist der erste, dem Herkunftsnamen nach am
Ort bekannte Bildhauer, der den von Heinrich Rudolf um 1425 vergebenen
Hochaltar des St. Nikolausmünsters schnitzte und malte, ein Ulmer und der
gleiche, der nach der stilkritischen, nicht eben viel besagenden Meinung des
Rottweiler-Überlinger Schulmeisters Joh. Georg Schinbain vom Jahr 1597, den
Fronaltar der Heiliggeistkirche zu Rottweil, in der Hauptsache also ebenfalls
ein Schnitzwerk schuf2.

Spätestens aber seit Beginn der 40er Jahre sitzt der gleich Jost Ammann aus
Radolfzell gebürtige, seit 1427 zu Konstanz nachweisbare Konrad Bitzer in
Liberiingen, erhält daselbst 1441 geschenkweise das Bürgerrecht und auf wei-
tere vier Jahre Befreiung von städtischen Steuern und Lasten, ein deutlicher
Beweis, daß wir es mit einem am ßodensee bereits allgemein bekannten und ge-
schätzten Maler zu tun haben, der hier auch später das öffentliche Vertrauen
genoß und nacheinander Pfleger zu Sankt Leonhard und im Münster war; die
Forschung wird sich deshalb mit ihm in Zukunft noch weiter zu befassen haben.
Am Ende seines Lebens, nachdem er kurz vorher auf der Rcichenau tätig gewe-
sen, zieht er sich nach Konstanz ins Herrenspilal an der Brücke als Pfründner
zurück, einer Anstalt, in der im allgemeinen nur Mitglieder des Domkapitels

1. Qu. P. 142.

2. Qu. p. 146 und J. Bauin in Oberrh. Kunst H (1926/27), 70.
 
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