Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bringe Hermann Grimms Darstellung ihrer Anschaulichkeit wegen als
Anhang II') zum Abdruck.

Zahlreiche ähnliche Aufzeichnungen, in denen Fehlgüsse beklagt
werden, sind aus Leonardos Zeit bekannt. Sie bestätigen den Beweis,
daß man das heutige Bronzeguß verfahren nicht kannte.

Wir kehren zurück zum AVach sguß. Oben habe ich festgestellt,
daß in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zuerst Stückformen aus
Gips angewandt worden sind. Aron diesem Augenblick an war es also
theoretisch möglich, einen runden Wachsguß herzustellen. Noch aber
folgte man dem bisherigen Brauch, den Gips nicht unmittelbar auf das
Ton- oder Lehmmodell zu bringen, sondern zwischen beide eine Lage
Metallblättehen zu legen. Erst dadurch, daß Ende des IC. Jahrhunderts
das neue Bronzegußverfahren eingeführt wurde, wurde Gips in großen
Mengen gebraucht und die Gipsteehnik wesentlich vervollkommnet. Erst
jetzt wurde man in den Stand versetzt, scharfe und gute Hohlwachsgüsse
herzustellen. Es ist mir wahrscheinlich, daß man diese Hohlwachsgüsse
zuerst nur als Hülfsmittel für den Bronzeguß verwandt hat. Erst später
wird man dazu übergegangen sein, sie als selbständige Vervielfältigungen
zu verwerten.

Die bisher genannten zahlreichen Gründe führen
mich zu der klaren Ueberzeugung, daß ein runder
Wachsguß mit so feinen Details wie die Florabüste im
Zeitalter des Leonardo nicht entstanden sein kann.

IV.

Von wem ist der Wachsguß der Flora gefertigt?

Nicht viele Künstler haben sich mit Wachsarbeiten beschäftigt, deren
Ausführung von vorn herein in diesem Material gedacht war. Der Voll-
ständigkeit wegen führe ich auch die älteren Arbeiten an, welche nach
dem Tode Leonardos, das ist nach 1518, entstanden sind. Perin da Vinci
(1520—1554), der Neffe Leonardos, der viele Wachsmodelle gefertigt hat,
hat sich ausschließlich der Bossiertechnik bedient.

1) Unten S. 61.
 
Annotationen