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I.

Die technische Untersuchung der Florabüste.

Wichtig für die folgenden Erörterungen ist die bekannte Tatsache,
daß eine Wachsarbeit auf zweifache "Weise entstehen kann. Der Laie stellt
sich das Zustandekommen der Büste wohl in der Weise vor, daß eine
Wachsschi cht über die andere gelegt und geknetet wird. Ausschließlich
kleinere Arbeiten sind in der Tat seit frühen Zeiten so hergestellt. Man
spricht dann vom „Bossieren" in Wachs. Auf diese Weise lassen sich natür-
lich nur Originalwerke schaffen.

Bei Herstellung einer Wachsbüste verfährt der Bildhauer unserer
Zeit anders. Die plastische Idee modelliert er in Ton und führt sie
soweit wie möglich in diesem Material aus. Um die Arbeit fester und
haltbarer zu machen, wird sie nach der Aushöhlung im Ofeu gebrannt,
oder mit verlorener Form in Gips gegossen. Um das Modell in Wachs
zu übertragen, muß zunächst ein Negativ in Gips gegossen werden; bei
einer runden Arbeit, insbesondere bei einer in der Größe der Florabüste,
besteht dieses Negativ aus einzelnen Stücken (Stückform). Man gießt
nämlich zunächst den Gips nur über einen einzelnen Teil des Kopfes
oder des Körpers, der leicht abnehmbar und nicht unterschnitten sein
darf; nachdem dieses Stück fest und sauber beschnitten ist, bedeckt man
die benachbarte Fläche des Modells mit Gips usw. Die fertige Form
besteht schließlich aus einer größeren Zahl einzelner Stücke, die sich
auseinandernehmen und zusammenlegen lassen, und die durch einen — -
wiederum gesondert gegossenen — Gipsmantel gehalten werden. In diese
Form wird nun das Wachs in einer oder mehreren Schichten hinein-
gegossen. Der Wachsguß, den jeder geschickte Former oder Wachsgießer
verfertigen kann, bildet eine getreue Wiedergabe des Originalmodells.
Aus der gleichen Form können nacheinander eine größere Anzahl von
Abgüssen hergestellt werden.
 
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