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— 33 —

Arbeiten, nämlich die kleine Frauenbüste, jetzt noch nach Firnis roch,
ist nicht aufgeklärt. Die von Lucas im Jahre 1847 geschaffene kleine
Büste (22 cm hoch) — - Abb. 12 — ist voll gegossen und riecht nicht
nach Firnis.

Die Analyse des Chemikers Herrn Dr. Georg Pinkus-Berlin ist am
Ende dieser Schrift zum Abdruck gelangt.

Aus der bei vielen Arbeiten von B. C. Lucas wieder-
kehrenden eigenartigen Behandlungstechnik, bei welcher
besonders die Verwendung von Stoffen zur Füllung des
Inneren auffällt, ferner aus der chemisch festgestellten
Übereinstimmung des Wachses der Florabüste mit dem
aus der Athenefigur bin ich zu dem Schlüsse genötigt,
daß der Wachsguß derFlora nur von E. C. Lucas herrühren
kann.

V.

Von wem kann das Original der Florabüste herrühren?

Nach meinen bisherigen Ausführungen kommt für den Wachsguß der
Florabüste weder Leonardo noch einer seiner Zeitgenossen in Frage. Ich
versuche nun, bevor ich in andern Zeitaltern nach dem Autor forsche,
festzustellen, ob nicht das Original - Tonmodell doch von Leonardo da
Vinci geschaffen sein kann.

Von seinen Bildhauerarbeiten ist uns nichts erhalten, das absolut
authentisch wäre. Denkt man aber an Leonardos Gemälde, so fällt auch
bei der Büste das aus vielen, seiner Porträts bekannte Lächeln auf. Die
Augen dagegen sind starr und entbehren des reizvollen Ausdrucks in
Leonardos Frauengesichtern, sie ähneln vielmehr den Augen der Clytia, der
bekannten Büste im British Museum, die 1772 in Neapel an Townley
verkauft und erst hierdurch bekannt geworden ist. Daß die Clytia eine
Antike sei, ist stets bezweifelt worden1); das Blätterwerk, welches ober-
halb ihres Büstenfußes angebracht ist, ist mir bei Kunstwerken des Altertums
niemals entgegengetreten. Sollte es sich trotzdem um eine Antike handeln,
so ist sie — wie gesagt — doch erst im 18. Jahrhundert bekannt geworden,
zu Leonardos Zeit dagegen war sie nicht bekannt. Besonders im Profil
gesehen, ist die Ähnlichkeit der Flora mit der Clytia ein« große.

1) Vgl. Bernouilli, Ikonographie, Band 2, S. 222.
Schauss, Die Leonardische Flora. 3
 
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