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Anhang I.

Cenninis Schilderung des ältesten Gipsverfahrens ').

Auf welche Weise man nach der Natur ein männliches
oder ein weibliches Gesicht formt.

Willst du ein männliches oder ein Frauenantlitz, von welcher Be- Cap. 182
schaffenheit es sei? Beachte diese Methode: habe einen Jüngling, oder
eine Frau, einen Greis: aber, indem sich der Bart und das Haar schlimm
nachbilden läßt, lasse den Bart abscheeren. Nimm Bosenöl oder sonst
wohlriechendes. Und bestreiche mittelst des groben Pinsels von Bich-
hörnchenhaar das Gesicht. Setze auf das Haupt ein Barett oder eine
Capuze. Nimm eine Kopfbinde eine Spanne breit, und so lang, daß sie
von Schulter zu Schulter reichte. Damit umhülle den oberen Teil des
Kopfes über dem Barett, und nähe den Saum an das Barett von Ohr zu
Ohr. Steche in jedes Ohr, nämlich in das Loch, ein wenig Wolle, und
nähe den unteren Saum der genannten Binde, oder dieses Lappens an den
Anfang des Kragens von der Hälfte des Gesichtes an die Mitte der Achsel
und dann wieder gegen die vorne befindlichen Knöpfe. Mache und nähe
gleicherweise auf der andern Achsel und du gelangst wieder zum Beginn
der Binde. Ist dieses geschehen, so kehre den Mann oder die Frau auf
einen Teppich, einen Tisch oder eine Tafel, nimm einen ein oder zwei
Fingerbreiten Eisenring, oben mit Zacken in Form einer Säge. Und diesen
Ring lege um das Gesicht des Mannes, er sei zwei oder drei Finger
weiter als das Gesicht. Lasse ihn von deinem Gesellen über dem Ge-
sichte halten, ohne den betreffenden zu berühren. Nimm jene Binde und
ziehe sie rundherum, indem du den nicht genähten Saum an die Zähne

,,Bas Buch von der Kunst oder
— Wien 1888. Verlag Wilhelm
 
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