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so daß ich, um es herauszubekommen, den Ofen einschlagen muß. Dies
sowie die Herstellung der Form wird in dieser Woche noch vorgenommen
und bringen wir hoffentlich Alles wieder in Ordnung, freilich nicht ohne
große Arbeit, Anstrengung und Ausgabe. Ich war meiner Sache so gewiß,
daß ich -Meister Bernardino zugetraut hätte, er könne das Metall ohne
Feuer schmelzen; auch will ich nicht sagen, daß er ein schlechter Meister
sei und nicht das rechte Interesse daran gehabt habe, aber irren ist
menschlich, das ist diesmal bei ihm zur Wahrheit geworden zu meinem
und seinem großen Nachteil. Denn man hat hier in einer Weise über
ihn gesprochen, daß er sich vor den Leuten kaum sehen lassen darf . . .
Wenn jetzt Alles gut abläuft, hoffe ich in vierzehn Tagen bis drei Wochen
fertig zu sein und nach Florenz zu kommen, gellt es nicht gut, so muß
ich noch einmal ganz von vorn anfangen."

„Bis zum August dauerte die erneute Arbeit. Michelangelo mußte
den Geschützmeister alle Monate mit 30 Ducaten aus seiner Tasche be-
zahlen. Dafür gelang der Guß das zweite Mal vortrefflich. . Im Oktober
schreibt er sehr zufrieden über den Stand der Dinge, er hoffe jetzt rasch
zu Ende zu kommen und große Ehre einzulegen. Im November gewinnt

s. 265. die trübe Stimmung wieder die Oberhand . . . „Ich befinde mich, lauten
seine Worte, hier in der unangenehmsten Lage. Wenn ich diese ange-
strengte Arbeit, die mir Tag und Nacht Iceine Ruhe läßt, zum zweiten
Male tun sollte, ich glaube kaum, daß ich es durchzusetzen im Stande
wäre. Ich bin überzeugt, kein Anderer, dem diese Last aufgelegt worden
wäre, hätte es ausgehalten. Mein Glaube ist, daß eure Gebete mich
aufrecht und gesund erhalten, haben. Denn Niemand in Bologna, selbst
nach dem glücklichen Verlauf des Gusses nicht, glaubte, daß ich mit der
Statue gut zu Ende käme: vorher glaubte kein Mensch, daß der Guß
gelingen würde. Bis zu einem gewissen Punkte habe ich sie nun ge-
bracht, vollenden werde ich sie jedoch in diesem Monate nicht, im nächsten
aber jedenfalls und dann komme ich. Bis dahin seid guten Mutes, ich
werde halten, was ich versprochen habe . . ."

s. 267. „So stand es in Bologna zu der Zeit, wo die Bildsäule des Giulio

fertig auf dem Hauptportal von San Petronio aufgestellt ward. Am
"21. Februar 1509 geschah es. Unter Glockengeläute, Getön von Trom-
peten, Pfeifen, Trommeln und Geschrei des Volkes ging die Enthüllung
vor sich. Mit Erleuchtung der Stadt, Feuerwerk und Festlichkeiten wurde
der Tag geschlossen." —
 
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