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Scheffler, Carl
Rudolf Levy — Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Berlin, Band 17: Berlin: Werkkunst-Verl., 1926

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BESPRECHUNGEN
anläßlich der Levy-Ausstellungen in der
Galerie Flechtheim
Das ist eine fröhliche Kunst. Nicht weil dieses südfranzö-
sische Dorf am Mittelmeer ein sonniger und lieber Fleck Erde ist.
Dies allein und eine getroffene Abmalung würden eine solche
Bezeichnung noch nicht rechtfertigen. So etwas kann noch
immer rechtschaffen langweilig und, als Kunst angesehen, trist
sein.
Es ist gerade die Art des Schaffens, die ich mit jenem Satz
kennzeichnen will.
Unser Gegensatz zu der letzten Kunst meinte ja nicht die
Richtung, sondern die ganze Art des Betriebes. Die gerunzelte
Stirnweise — dieses Selbstzitat spart Erklärungen — war es,
die alles so unerträglich machte, die gewollte Bedeutsamkeit,
die vorgetäuschte Dämonie, die ausgetüftelte Problematik,
deren Träger man doch schließlich als gute Jungen kannte,
denen es gar nicht einfiel, so zu sein, wie sie nach dem Mode-
programm erscheinen wollten und vielleicht mußten.
Levy ist durch viele Schulen gegangen und durch das gefähr-
liche Kaffeehauskunstgerede, in seinem Fall im Cafe du Dome.
Dieses Dorf Sanarv hat ihn von allen Theorien und Lehren be-
freit, was die Natur immer kann und tut, wenn man sie auf sich
wirken läßt. Und diese Befreiung ist ihm zu einem beglückenden
Bewußtsein geworden. Nur aus einer solchen Beglückung ist
es zu erklären, wie seine Hand nicht die Wirklichkeit nachzieht,
sondern in freiem und tänzerischem Schwung den Pinsel führt,
daß er das Wesentliche der Erscheinung zusammenfaßt. Das
ist die einzige Art von Schwung, die künstlerischen Sinn hat,
und die am Ende aller guten Malerei eigen ist. Aber heute wirkt
er bei einem jungen Maler als Neues, weil die letzte Ästhetik
alles verwirrt hat und als Gegensatz zur Pedanterie nur eine
fahrige Geste kannte, die über alles Charakteristische und gar
über alle Feinheit gefühllos dahinraste.
Will man den Künstler durchaus irgendwo anhängen, so
könnte man sagen, daß hier die logische Fortbildung des so-
genannten Impressionismus zu sehen ist. Übereinstimmend ist
das starke Gefühl für das Leben des Lichtes und die Freude am
getroffenen Ton. Abweichend sind die Mittel. Die Farbenfläche,
von Cezanne und Matisse betont, ist wieder in ihr Recht ge-
treten. Reine, leichte, lebhafte Farben werden geschlossen und
entschlossen hingestrichen. Aber es ist keine gewollte Synthese.
Beide Gefühle sind lebendig und verbinden sich selbstverständ-
lich.

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