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I. Scheftelowitz

Wirkung-, wie die roten Fäden, üben die an den Amulett-
schnüren befestigten Hirschhufe, rote Perlen und Korallen
aus, wie sie z. B. bei den Eingeborenen von Britisch Nord-
Amerika, bei den Dajaks, Veddas, den Berbern und den
arabischen Beduinen vorkommen \

Bei vielen Völkern wurde das ursprüngliche Schiingen-
amulett zu einem heiligen Leibgürtel. Der chinesische Priester
hat ein rotes Band um seine Taille gewunden, wenn er
böse Geister verscheuchen will2. Bei den Indern und den
Anhängern der altpersischen Beligion wird der Knabe in die
heilige Gemeinde mittels Bekleidung mit einem Gürtel oder einer
Schnur aufgenommen. Der Brahmane wird im achten Jahre,
der Ksatriya im elften Jahre und der Vaisya im zwölften
Jahre mit der Schnur versehen. Erst nach der Umgürtung
darf der Lehrer den Schüler die Vedas und die Keinheits-
gebräuche lehren3. Bei den Zarathustra-Anhängern wird das
Kind, das bis zu sechs Jahren als sündenfrei gilt, im siebenten
Jahre mit einem Gürtel (Äimyaonhana) bekleidet K Nach
Vendidad 18, 9 muß man den Gürtel auch während der Nacht-
zeit anhaben. In dem Orden der Bakhtasiyah in Bukhara
ist ein Gürtel im Gebrauch, der gleichzeitig als Talisman
dient. Beim Ablegen desselben sagt man: I tie up greedincss
and unbind generosity, I tie up anger and unbind meekness, I
tie up avarice and unbind piety, I tie Up ignorance and unbind
the fear of God, I tie up passion and unbind fhe love of God,
1 tie up hünger and unbind Spiritual contentment, I tie up Sata-
nisme and unbind Divineness 5. Die Eingeweihten von Samo-

1 C. Hill-Tout British North America I 1907, 207; H. Ling ßoth
Ndtives ofSarawak 1896 I 259; Seliginann Veddas 1911, 205 f.; A. Featherman
Soc. Hist. of races of mankind V, London 1881, 273. 359.

2 De Groot Beligious System of China 1910, Vol. VI 1261.

3 Asv. Grh. Sütra I 20; Yäjnavalkya I 14, 37. Der Hindu-Gott
Brahma ist stets mit einer Gebetsschnur abgebildet (Juynboll, Katal. d.
ethnogr. Reichsmuseums V 1909, lff., 20).

4 Vgl. F. Spiegel, Awesta I (1852) 9. In Persien wird gewöhnlich ein
Stück von der Schnur, die sonst als Kleidergürtel dient, zwecks Heilung
von Krankheiten zu Asche verbrannt und dem Patienten zu trinken ge-
geben (S. Seligmann, Der böse Blick I 306). Hier scheint noch ein Überrest
von dem ehemaligen Glauben an die heilige Schnur vorhanden zu sein.

5 Thompson Semitic Magic 169.
 
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