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lungen, auch Minderungen aller Art durchgemacht. Von Rudolf II.
nach Prag, in die Nähe der berühmten Kunstkammer auf dem Hrad*
schin übertragen, von seinem Nachfolger Matthias wieder an seinen
alten Sitz in Wien zurückgebracht, erscheint er seit Ferdinand II. nach
Ort und Wesen fortan stabil. Das älteste Inventar, das möglicherweise
noch in die Tage jenes Herrschers oder seines Nachfolgers Ferdinand III.
(1637—1657) zurückgereicht haben mag — thronte doch des letzteren
merkwürdiges Porträt, ein Wachsautomat, in der Schatzkammer — ist
uns leider nicht mehr erhalten; die ältesten Beschreibungen beginnen
erst nach der Mitte des XVII. Jahrhunderts. Die charakteristische
Scheidung in eine «weltliche» und «geistliche» Schatzkammer ist alt;
völlig aus dem Zusammenhang gelöst und der Obhut des Burgpfarrers
unterstellt wurde die letztere freilich erst, den Anschauungen des Zeit*
alters der Aufklärung gemäß, durch Josef II. Sie scheidet also auch
aus unseren folgenden Betrachtungen aus. Eines der wichtigsten Data
in der Geschichte der Wiener Schatzkammer ist das Jahr 1747. Damals
übertrug die junge Kaiserin Maria Theresia die Neuordnung der
Schatzkammer einem Manne dunkler Herkunft, der sich aber durch Ge*
schick und Rührigkeit zu hohen Posten zu erheben verstand und der
in der Geschichte der Wiener Kunstsammlungen eine keineswegs uns
bedeutende Rolle spielt, Joseph Angelo de France (i* 1761).
Sie wurde mit einer für dieses Zeitalter charakteristischen Rücksichts*
losigkeit durchgeführt. Ein möglichst dekorativ wirkendes, prunkvolles
Ganzes sollte geschaffen werden, und dergleichen verstand dieses Spät?
barock. Wie einige Jahrzehnte vorher bei der unvergleichlich pomp*
haften Aufstellung des im wesentlichen auf Erzherzog Leopold Wilhelm
zurückgehenden Besitzes an Bildern und Kunstwerken in der alten
«Stallburg» (des Grundstockes der heutigen kaiserlichen Galerie), über
den wir noch durch gleichzeitige Bilder* und Stichwerke unterrichtet
sind, mußte sich das Einzelobjekt auch hier einer oft sehr weitgehenden
Adaptierung fügen; solche, die nicht mehr in den Geschmack der
Zeit paßten, wurden entfernt, ja, waren sie aus edlem Material, ein*
geschmolzen und zu Geld gemacht. So ging der kostbare, von

W. Jamnitzer herrührende und einst auf der Burg in Prag befind*

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