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von Herrschaft und Macht. Dann die purpurne und golddurchwirkte
«Toga picta», der goldene Lorbeerkranz, die Corona triumphalis, freilich
nicht getragen, sondern im Triumphzug von einem Sklaven schwebend
über dem Haupt des Triumphators gehalten, endlich das Schwert als das
Abzeichen des Offiziers. Alles das stammt durchaus aus der Amts?
tracht des römischen Magistrats, der auch die roten «senatorischen»
Schuhe (calceus senatorius), bei den Patriziern noch durch ein besonderes
Abzeichen, die «lunula», hervorgehoben, zukommen. Auch das alte
Abzeichen der Königswürde, das Szepter, ist mit seinem elfenbeinernen
Adler auf der Spitze, zum Amtssymbol geworden, freilich nur in den
Triumphalprozessen zur Anwendung kommend. Ursprünglich ist es
nichts als der Lanzenschaft, seiner kriegerischen Wehr entkleidet und
außerhalb des Feldlagers als friedlicher Stab getragen.

Die alten einfachen republikanischen Sitten haben lange in die Kaiser?
zeit hinein fortgewirkt, und der Kaiser selbst trug die gewöhnliche
Bürgertracht; nur das uralte Königssymbol des Diadems blieb noch
lange eine Unmöglichkeit. Das ändert sich seit dem III. Jahrhundert,
wo das altrömische Leben immer stärker von orientalischen Elementen
durchsetzt wird, landfremde Dynastien wie die der Syrer den Thron
besteigen und die große Peripetie des antiken Lebens einsetzt, die ihre
Krisis am Schlüsse dieser Periode in diokletianischer Zeit hat. Das
von Anfang an vorhandene, von den hellenistischen Dynastien des
Orients her wirksame religiöse Element, die Vergöttlichung der Herr?
scherperson, die Apotheose des «divus», beginnt stärker zu werden.
Ist es auch keineswegs nachzuweisen, daß Aurelian, jener Orientale,
der den Kultus des persischen Sonnengottes, des Sol invictus in
Rom einführt, das Gotteskaisertum offiziell proklamiert hätte, so steigert
sich doch die Kaiserwürde innerlich und äußerlich zu immer mäch?
tigerem Pathos. Vor dem Christentum muß freilich die heidnische
Strahlenkrone des Sol weichen, aber an ihre Stelle tritt seit der Reichs?
teilung nunmehr ständig der uralte Stirnreif der Königswürde. Das
Schwert behält seine alte Rolle, seine Besitzergreifung bedeutet noch
immer die Übernahme des Imperium im ursprünglichen Sinn, und
im III. Jahrhundert, der Zeit der Soldatenkaiser, beruhte dieses mehr

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