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Juli u s S c Ii 1ossc r.

seltsamen Vermummungen, eine Holle giespieltj in der be-
kannten ominösen, sozusagen klassisch gewordenen Form tritt
es freilich ersl sehr spät, in vereinzeilen Füllen aber auch
gerade schon in Borghinis Zeitalter auf.

3. Die Lehre aoii der »künstlerischen Idee'.

Im Grunde ein Erbteil von Antike und Mittelalter her,
fügt sich diese vor!reiflich dem vorherrschenden Intellek-
lualismus ein. Aber hinler ihr lauert ein Mißverständnis.
Die Vorstellung von der ,künßtierischen Idee' zielt zunächst
auf nichts weiter als die Intention des Künstlers, das künftige
Werk, das noch angeboren in seinem Geiste lebt. Von diesem
rein seelischen Erlebnis, das als abstraktes Präparat, los-
gelöst von dem ,S1oH". in dem allein es zur Erscheinung kommt
und kommen kann, bedenklich nach der Schule und laien-
haftem Dilettantismus schmeckt, geschieht nun der Salto mor-
tale in die platonische ,Idee', in das objektiv existierende
Universale hinaus; das führt zu wunderlichen Mischbildun-
gen. Der alte Name der ,Einbildungskraft' (imaginafiva)
enthält schon einen Hinweis auf Bild- und Kunstwesen; bei
einem philosophierenden Künsller' wie F. Zuccaro tritt ihr
sogleich die Urteilskraft (cogitafiva) als das Ii ö Ii e r stehende
Vermögen zur Seite. Auf diesem Wege mußte es zu jenem
verhängnisvollen Dualismus kommen; an dein die spätere
.Ästhetik' krankt. Im Zusammenhang mit dem in der Re-
naissance wiederbelebten Neuplatonismus namentlich, der zwi-
schen Denken und sinnlicher Wahrnehmung, (leist und Ma-
terie einen scharfen Schnitt machte, erhiell letztere die Prä
dikate des Toten, Schweren, Dumpfen, letzten Endes Sünd-
haften und Bösen: — in dem physikalischen Satz von der
,Trägheit der Materie' klingt bekanntlich noch ein verlorener
Widerhall davon seltsam in unsere Welt herein. In der Kunst-
lehre des Mittelalters, auch in der Dantes, hatte die Aus-
führung des Kunstwerks im ewig widerspenstigen Stoff noch
einen Abfall aus der reinen Geisterwelt der Idee bedeutet, ein
Apercu gemeiner Erfahrung, von der anscheinend .tückisch'
widerstrebenden Materie rückte zu philosophischer Würde
auf. Aber diese Spaltung eines einheitlichen Phänomens in
 
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