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Julius Schlosser.

liiiiiius wirkend. Das Laienelement tritt im allgemeinen et-
was zurück; neben Borghin i, den wir bereits kennen, ist
hier besonders ein anderer Florentiner, Boeeh i, zu nennen.
Das v enezianische Mittel mit seinem altbegrün fielen
Sammler- und Liebhaberwesen weist als bezeichnende Erschei-
nung die äußerlich und innerlich mit dem vielbeweglichen
Kritikerl um des Pietro A r e 1 ino verknüpfte Schritt stellerei
des Lod. Dolce auf, nebst mancher Künstlerschrift im
sirengen Sinn des Wortes. Der Einfluß des Laientums ist
aber von einem andern Gebiet her, dem der Inhaltsästhetik
und Kunstpolitik, überaus tief und bedeutend; es hängt mit
der großen religiösen Bewegung der Gegenreformation und
jener Aufrüttelung des Gewissens zusammen, die der letzten
und gewaltigsten Machtentfaltung der Kirche im Barock
vorausgeht. Es ist die Geislesrichlung, deren Spuren schon
bei Borghini sichtbar werden; die Reaktion gegen den un-
befangenen Humanismus älterer Zeit, von kirchlicher und
theologischer Seite her. Ihre erste Äußerung liegt in den
Dialogen des G i 1 i o, ihre bedeutendste in dem Werk eines
hohen Kirchenfürsten, des Kardinal Paleott i, vor.

Nach diesen Grundlinien gliedert sich der im folgenden
gegebene rasche überblick.

1. Der Toskanisch-Römlschc Umkreis.

Für sich steht hier die dem Wesen des Mannes gemäß
sogut wie ausschließlich auf Technisches und Praktisches ge-
richtete Schrittst ellerei des B e n v e 0 u to Celli n i. die
sich mit größerer oder geringerer Ausführlichkeit über die
beiden Künste, deren er selbst Meister war, die Goldsehmiede-
kunst und die Plastik, aber auch über Architektin- und
Zeichnung verbreiten. Der theoretische Einschlag fehlt, wie
es sich in dieser Zeit fast von selbst versteht, nicht ganz,
aber er steht ersichtlich in zweiter oder gar dritter Linie und
ist mehr von außen hineingetragen. Wir erinnern uns, daß
Cellini mit einer sehr charakteristischen Antwort in der
Rundfrage Varehis über den .Paragone' erscheint (Materia-
lien IV, 11); den gleichen Vorwurf hat er noch einmal anläß-
lich der Leichenfeier Michelangelos, wo die ewige Streitfrage
abermals aufs Tapet kam, behandelt, auch findet sieh in seiner
 
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