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Julius Schlosser.

moderne Zeilen hinein im Grunde als ästhetisch verdächtig.
Armenini rührt an das heikle Problem der Ähnlichkeit', wenn
er behauptet, ein guter Akt sei weit schwieriger, und ein
ähnliches Porträt gelinge auch einem mittelmäßigen Maler;
aus es damit auf sich hat, lehrt die sich anschließende Er-
wagung, Porträts großer Meister zeigten meist geringere Ähn-
lichkeit' als die von Durchschniltsmalern. Das für die Kunst
als Ausdruck Wesentliche, daß es auf die geistige Er-
fassung durch die Künstlerpersönlichkeit ankommt, die ,na-
turalistisch' oder .idealistisch' gerichtet sein kann, ohne daß
damit über den Werl von vorneherein etwas ausgesagt isl,
wird von dieser Auffassung bloß gestreift, die wie Buridans
Esel zwischen den zwei Heubündeln der Forderung nach
Naturtreue und der künstlerischen Stilisierung ungesättigt
bleilil. Bis Ln den Klassizismus des 1K. und 19. .Jahrhunderts
hinein vererbt sich dann auch die Anschauung, daß die L a n li-
sch a £ t als eines der am tiefsten stehenden Genres zu werten
sei, eine Anschauung, die eigentlich erst die deutsche l\o-
manlik mit Ph. 0. Runge energisch bekämpft hat: trotz der
hohen Schätzung, deren sich die niederländische Landschaft
dauernd in Italien erfreute -— auch Gilio bezeugt es —, trotz
der Aufmerksamkeit, die ihr die niederländische Theorie selbst
(in van Mander) und ab und zu ein Venezianer (wie Sorte)
zuwendet, hat die Theorie wenigstens diesen allzu gehahnten
Weg nicht verlassen. Sie ruht ja wesentlich auf der von
der Antike übernommenen Grundüberzeugung, besonders der
Renaissancepoetik, daß eigentlich nur die Handlungen der
M 8 n s c Ii e n darstellenswert seien; Proteste, wie sie ein Era-
castoro unter ausdrücklicher Berufung auf ein großes antikes
Muster, Yergils Georgiea, erhoben hat, änderten nicht viei
daran. Die Landschaft der Italiener ist auch niemals zu der
selbständigen Bedeutung und Ditferenzierung wie im Nor-
den gelangt. Hier scheiden sich die Wege romanischer und
germanischer Welt am deutlichsten.

Hier ist auch der Ort, um wenigstens mit ein paar Worten
die berühmten und berüchtigten St ilgesel ze zu streifen,
die auf dem Boden der Decorumsforderung in dieser Zeit ge-
bildet worden sind, und zwar wieder vornehmlich von der
richtungsweisenden Poetik der Spätrenaissance; Spingarns
 
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