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Schmitzer, Ulrich; Wissenschaftliche Buchgesellschaft [Contr.]
Rom im Blick: Lesarten der Stadt von Plautus bis Juvenal — Darmstadt: WBG, Wissen verbindet, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.72413#0199
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6.1 Statius: Kleindichtung vom großen Rom

195

dern er war darauf angewiesen, durch seine Dichtung (in Wettbewerben)
und durch die Zuwendungen von Mäzenen die materielle Existenz zu si-
chern. Daraus erklärt sich auch die enkomiastische Ausrichtung seiner
Werke namentlich in den Silvae, der Sammlung von Gelegenheitsdichtun-
gen5 in fünf Büchern, da potenzielle Gönner und Fürsprecher nicht vor
den Kopf gestoßen werden durften. Auch Martial musste sich materielle
Unabhängigkeit, den Rang eines römischen Ritters, ein Landgut und ein
Haus in Rom sowie das ius trium liberorum6 erst durch seine Dichtungen
erarbeiten, so dass auch für ihn die Orientierung an den Interessen der
einflussreichen Männer dringend angezeigt war.7
6.1 Statius: Kleindichtung vom großen Rom
P. Papinius Statius8, ca. 40 n. Chr. geboren, stammte aus dem griechisch ge-
prägten Neapel, scheint also Latein erst als Zweitsprache erworben zu haben.
Er war in Rom demnach ein Außenseiter, dem künstlerische Achtung und so-
zialer Rang nicht einfach zufielen, vielmehr musste er sich dies erarbeiten.
Konsequenterweise zog er sich auch wieder in diese griechische Umwelt zu-
rück, als der Erfolg in Rom nicht mehr gewährleistet war, möglicherweise
wurde für ihn Kampanien auch zur Gegenwelt des Rom unter Domitian.9 Sein
episches Hauptwerk ist die Thebais in zwölf Büchern, unvollendet blieb die
Achilleis; von besonderem Interesse für die Spiegelung von Statius' Gegenwart
in der Literatur sind die Silvae, eine Sammlung von Gelegenheitsgedichten in
fünf Büchern.
Statius' Perspektive unterscheidet sich erheblich von den bisher vorgeführ-
ten Formen des Umgangs mit Rom. Er versucht mit aller ihm zu Gebote
stehenden Macht, die offizielle Lesart der Stadt zu Literatur werden zu las-
sen: Die Flavier hatten dem bisher von der julisch-claudischen Dynastie ge-
prägten Rom ihren Stempel aufzudrücken versucht, und Statius begleitet
diesen Prozess mit seiner Dichtung. Man kann die Art und Weise von Sta-
tius' Zugriff durchaus als Reprise der Erfahrungen von Vergils Tityrus und

5 Ulrich Schmitzer, Neuer Pauly 4 (1998) 893-894, s. v. Gelegenheitsdichtung; umfas-
send zu den Silvae als Gelegenheitsdichtung Rühl 2006.

6 Marion Lausberg, Neuer Pauly 7 (1999) 957-961, s. v. Martialis [1].

7 Davon unabhängig zu sehen ist die immer wieder diskutierte Frage nach möglicher Iro-
nie und Subversivität dieser Texte: Auf ihrer Oberfläche müssen die Gedichte von Statius
wie von Martial jedenfalls als affirmative Äußerungen funktionieren, um nicht das gesamte
poetische Projekt zu gefährden.

8 Zu den positiv eruierbaren Daten über Statius siehe immer noch Vollmer 1898, 1-21.

9 So dezidiert Newlands 2002, 30.
 
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