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Schmitzer, Ulrich; Wissenschaftliche Buchgesellschaft [Contr.]
Rom im Blick: Lesarten der Stadt von Plautus bis Juvenal — Darmstadt: WBG, Wissen verbindet, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.72413#0214
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6 Rom loben heißt den Herrscher loben: die flavische Literatur

manifestiert hatte, auf Buchlänge aus und gestaltet daraus das Lob der Fla-
vischen Dynastie.58 Dieses Amphitheater übertraf, was Größe und Luxus,
aber auch was die darin gebotenen Inszenierungen anbelangte, offenkundig
das hölzerne Amphitheater des Nero um ein Vielfaches. Wenn nun auf ein-
mal eine Stätte öffentlichen Vergnügens mit gut 50 000 Sitzplätzen in Rom
gleichsam aus dem Nichts geschaffen wurde, dann löste das bei der noto-
risch vergnügungssüchtigen stadtrömischen Bevölkerung höchste Begeis-
terung aus. Somit rechtfertigt es sich ohne weiteres, dass Martial ein ganzes
Gedichtbuch auf ein einziges Bauwerk und dessen Funktion verwendet
(Abb. 16).



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Abb. 16: Rom, Colosseum; Außenansicht

Dabei spielt Martial konsequent die antineronische Karte59, indem er das
flavische Amphitheater60, das der ganzen Bevölkerung dient, mit der auf

58 Zur Frage, welcher Herrscher konkret gemeint ist (Titus? Domitian? beide?), siehe aus-
führlich Coleman 2006, XLV-LXIV, eine Frage allerdings, die für die hier verfolgten Ziele
keine Rolle spielt. Zur Datierung auch Buttrey 2007.

59 Vgl. auch die demonstrative Zurückhaltung, mit der sich die flavische Baupolitik von
Nero absetzen wollte: Knell 2004, 125-167.

60 Zu Baugeschichte, Architektur und Bedeutung siehe instruktiv Coleman 2006, LXV-
LXXII; knapp Kolb 2002, 599 sowie Wegerhoff 2012.
 
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