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Schönhuth, Ottmar Friedrich Heinrich
Chronik des ehemaligen Klosters Reichenau, der ersten Pflanzschule süddeutscher Bildung, Wissenschaft und Kunst: e. Beitrag zur schwäbischen Geschichte aus handschriftlichen Quellen dargestellt — Freiburg i. B.: Waizenegger, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.51060#0056
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benützen dürfte. Kcrbald, der Graf, mußte geloben,
daß ein jedeö der Bücher, wenn cs abgeschrieben
wäre, zurückgegeben werden sollte. Doch der Bischof
hielt nicht Wort, zum großen Schaden der Reichen-
auer Bibliothek, da sie zugleich auch Bücher verlor,
welche ein gewisser Sachse Ebefried, der unter Petrus
Mönch geworden, in sächsischer Zunge geschrieben
und dem Kloster hinterlassen hatte. Petrus war 5
Jahre lang Abt auf der Au: er starb den 21. Febr.
im Jahr 786 *').
Sein RRckffolger wurde Abt Waldo, der zuvor
in St. Gallen Abt gewesen war. Bischof Egino von
Konstanz, welcher nur zu sehr in die Fußstapfen des
Sidonius trat, der den frommen Otbmar verfolgt
hatte, war mit Waldo, als er noch in St. Gallen
war, in Streit gerathen wegen der in der schon
genannten Urkunde enthaltenen Rechte. Der Abt
widersetzte sich ihm und seinen ungerechten Unter-
nehmungen lange Zeit. Endlich aber ward er müde
des Streitens: er entsagte mit guten: Willen des
Königs seinem Amte, und erwählte die Reichenau zu
seinem einsamen Aufenthalt. Hier brachte er cs bald
zu gleicher Würde wegen seiner trefflichen Gelehrsam^
keit und seiner Lebens-Verdienste
Mit ihm wird das Kloster jene merkwürdige
Anstalt wissenschaftlicher Bildung, worin sich nur
2 andre, St. Gallen und Hirsau ihm an die Seite
stellen. Seit Abt Waldo ist die Au nicht nur eine
reiche Aue an irdischen, sondern auch an geistigen
Gütern. Die Betrachtung dieies Gegenstandes gibt
uns zugleich das deutlichste Bild hes inneru LcbcnS
in der herrlichen Anstalt des Pirminius.

*-> Ohcm S. 85 — 86.
**) NnweiN lle Oas. L4n!i. 81. (tiUI. e. 4. a?. 6ol<1.
 
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