Schönhuth, Ottmar Friedrich Heinrich: Chronik des ehemaligen Klosters Reichenau, der ersten Pflanzschule süddeutscher Bildung, Wissenschaft und Kunst: e. Beitrag zur schwäbischen Geschichte aus handschriftlichen Quellen dargestellt (Freiburg i. B.: Waizenegger, 1836)

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Nach Buzelin *) errichtete schon Abt Etto im Jahr
729 öffentliche Schuten in der Reichenau; bald bewarb
man sich um die Kapuze daselbst in solcher Anzahl, daß
späterhin kaum andre ausgenommen wurden, als
Freiherren und Grafen von edlem Stamme geboren.
Dieß mag wobl mehr auf die Zeit Abt Waldo's
sich beziehen, denn in der kurzen Zeit von Pirminius
bis auf Etto wäre es dock kaum möglich gewesen, daß
die Anstalt schon solchen Ruf bekommen hätte, und in
ihrer Einrichtung so weit fortgeschritten wäre. Abt
Waldo's Zeit ist der eigentliche Beginn der Wissenschaften
auf der Reichenau. Er errichtete Schulen auf der Au,
wohl nach dem Muster derjenigen, welche im Kloster
St. Gallen bestanden, nämlich eine sogenannte äussere
Schule (sellola sxterior) welche für Jünglinge war,
die sich ohne einen bestimmten Zweck den Wissenschaf-
ten widmeten, und eine innere Klosterschule, in
welcher Jünglinge unterrichtet wurden, die sich zum
geistlichen Stande bestimmten **). Er gab diesen
Schulen treffliche Lehrer, und wandte überhaupt
Alles an, um Gelehrsamkeit empor zu bringen
Dieß zu fördern, sah er besonders auf einen reichen
Vorrath von Büchern. Schon vor ihm war manche
schöne Handschrift in die Bibliothek gekommen. Das
war auch ganz natürlich, denn von allen Seiten,
ans den verschiedensten Ländern, strömten Männer
herbei, welche solche Werke dem Kloster stifteten.
So ließ Abt Erenfried in der Reichenau Bücher
zurück, als er Bischof von Konstanz wurde. Ebe-
fried der Sachse, unter Abt Petrus, vermachte, wie

*) e!uilsl<rntl» Nkenann. 3. cr. NnesNnn. Francos. s. 1V1. 1667.
") Xoux-rrt. p. 161. INV. Geschichte des K-Mt. St. G-Mn durch
Z. von Arx. I. Bd. S. 188.
*") (lonstalltia Nksu. s. s, 791.