Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
380

Theodor Schreiber,

[1 I 0

IV. Kapitel.
Die Inschriften der Schnabelgefässe.
Die Aufzählung des vorigen Kapitels hat eine Liste von Metall-
gefässen und Geräthen ergeben, die zunächst durch das Ansatzmotiv
der Griffe und Henkel mit den Grifftypen der alexandrinischen Form-
steine in engstem Bezug stehen, dann aber auch unter sich durch
die Gleichartigkeit der Geräthformen, der dekorativen Ausstattung,
des Bilderschmuckes, ja in vielen Fällen auch durch mehr oder
weniger genaue Übereinstimmung in Stil und Ausführung als eine
einheitliche Denkmälergruppe erwiesen werden.
Dürfen wir nun, dem Zeugniss der Formsteine trauend, von
dem sicher alexandrinischen Leitmotiv der Schnabelansätze ausgehen
und diese ganze Gattung der durch sie charakterisirten Vasen der
alexandrinischen Kunst, ihrer hochentwickelten Toreutik zuschreiben?
Dieser natürlichen Folgerung scheint auf den ersten Blick das
Verbreitungsgebiet der aufgezählten Vasen bestimmt zu widersprechen.
Während eine grössere Anzahl aus den vom Vesuv verschütteten
Städten Campaniens herrührt, sind andere in Spanien, Frankreich,
England, Deutschland, in der Schweiz und in Ungarn gefunden
worden. Ein vereinzeltes Beispiel — ein einfacher Henkel mit
Blätterkelchschmuck und Schnabelansätzen, im Schema dem in Form-
stein A', 20 ähnlich — ist mir aus dem Ruinenfeld bei Monteu am Po,
dem römischen Industria, bekannt; er ist von Ariod. Fabretti, dell'
antica cilld d'Induslria della prima Bodincomago e de' suoi monumenti
(in den Atli della socieia di Archeologia e Belle Arti per la pro-
vincia di Torino Vol. III tav. 10, 43) veröffentlicht worden. Eine
stark fragmentirte Hohlform aus Terrakotta, welche zur Herstellung
von thönernen Schnabelgriffen mit dem Ansatzmotiv des Griffes
Nr. 7* diente, ist auf der Insel Cypern zum Vorschein gekommen;
vgl. Alexander Palma di Cesnola, Salaminia 2. ed. p. 255 Fig. 320.
Sonst finde ich kein weiteres Zeugniss, vor allem keines aus Aegypten,
der Heimat der Formsteine mit den »Schnabelgriffen«. Der von
 
Annotationen