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MYSTERIUM

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der Hauptwerke Waldens und Wauers eine Pantomime
»Die Toten der Fiametta«. Vor den Gestalten der Dramen
August Stramms mußten die besten Schauspieler Max
Reinhardts versagen, da sie sich bemühten, »Menschen«
darzustellen. Sämtliche Bühnenkunstwerke der STURM-
Bühne wurden notwendigerweise in beweglichen Mas-
ken dargestellt. Aus den bewegten Masken tönte dann
das Wort.
Wie jedes Spiel der STURM-Bühne ein Mysterienspiel —
eines des 20. Jahrhunderts — war, so ist jedes Wortkunst-
werk des STURM ein Mysterientext, entweder der gött-
lichen Aussage oder der widergöttlichen Aussage. So ist
auch die STURM-Dichtung wie die STURM-Kunst religiös
bedingt, ist es auch dort, wo sie — freilich sind dies nur
Ausnahmen — atheistisch ist. Fast stets ist sie ein Streben
nach dem Göttlichen. Sie umkreist das Mysterium des
Gottmenschen, schon früh in den Gedichten von Gün-
ther Mürr, auf der Höhe in den Gestalten der »Strahler«
des Dramas »Geschehen« von August Stramm. Und über
der Klage meines Dramas »Kreuzigung« schwebt der
dreimalige leuchtende Wortklang »Heiland«.
Wenn ich zurückblicke auf die vier Jahrzehnte nach dem
Beginn des STURM, so ergibt sich, daß die Ergebnisse der
Wortkunst des STURM sehr gering sind neben den über-
wältigend großen Ergebnissen der bildenden Kunst des
STURM.
Oft haben wir Überlebenden uns in der Folgezeit gefragt,
was der Grund für die offensichtliche Ergebnislosigkeit
 
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