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WILLIAM WAUER

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des 20. Jahrhunderts —, stand er im Ausstellungsraum vor
seiner Plastik, von einem großen Kreis von Menschen
umgeben, und erklärte der teils staunenden, teils von sei-
nen Worten befriedigten Mitwelt, daß diese Plastik die
Arbeit eines Stümpers sei, und er wies Fehler über Fehler
nach, die gar nicht vorhanden waren. Er sprach mit töd-
lichem Ernst, der nur wenig gemildert wurde durch den
sächsischen Dialekt. Rudolf Blümner, der herzukam,
hüpfte verzweifelt von einem Bein auf das andere, fas-
sungslos über die dialektischen Spekulationen des Bild-
hauers, der alle Spekulationen, endlich einmal eine Pla-
stik verkaufen zu können, vergessen hatte. William
Wauer war so verbiestert in die Ablehnung seiner bedeu-
tenden Plastik, daß er, als sich sein Zuhörerkreis ver-
laufen hatte, auch Rudolf Blümner und mich von der
Stümperei überzeugen wollte. Ich protestierte energisch.
Rudolf Blümner lachte kurz auf. William Wauer rief be-
geistert: »Ich will dir gleich das Gegenteil beweisen!«
Dieser Satz ist berühmt geworden. Wohl kein Diskus-
sionsspiel über die Kunst im STURM oder am Bauhaus hat
ohne diesen Satz stattgefunden.
Wauer hat in unser aller Leben hineingespielt, und das
Spiel hat in uns allen Spuren hinterlassen. Sie begleiten
den Weg des Expressionismus in Deutschland.
Else Lasker-Schüler hat Wauer in ihren Essays ein klei-
nes Denkmal gesetzt. Kokoschka hat ihn schon in früher
Zeit gemalt. Herwarth Waiden hat die Musik zu Wauers
Pantomime »Die vier Toten der Fiametta« komponiert.
 
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