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WILLIAM WAUER

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daneben ein Berg guten, echten Bauernbrotes und eine
Flaschengalerie von französischem Sekt. Kaum im Leben
haben uns Butterbrote so geschmeckt wie diese. Feste
konnte Wauer feiern und arrangieren! Auf einem der
großen STURM-Bälle, die Anfang der zwanziger Jahre
eine Sensation für die gute Berliner Gesellschaft waren,
hatte Wauer die viele Quadratmeter großen Wandbilder
gemalt, auf Karton, und mit Buntpapier geklebt, phan-
tastische Tanzbilder, in deren Rhythmen sich Anmut
und Tragik mischten. In diesen Jahren entstanden auch
die meisten der kleinen Plastiken wie »Der Schlittschuh-
läufer«; in allen wandelte Wauer den eigenen Stil ab-
strakter Plastik ab, der ganz unabhängig ist von den
Werken eines Brancusi oder eines Archipenko und ihn
zum dritten der großen Bildhauer abstrakter Kunst ge-
macht hat. Daneben entstand die Reihe der großen Öl-
bilder, in denen er für sich den Realismus und den
Jugendstil überwand. Dazu kommen seine vielen Arbei-
ten über die Kunsttheorie des Expressionismus. Nur allzu
gut kenne ich die Beglückungen und die Gefahren einer
vielseitigen Begabung. Die Beglückungen wie die Ge-
fahren sind an dem Lebenswerk Wauers überaus deut-
lich. Wie gut kenne ich die Gefahr des Spiels, den wun-
derbaren Reiz, von einem Kunstgebiet in das andere
hinüberzuspielen, und wie das Spiel stets an der Grenze
des Kunstwerkschaffens ist! Dabei sind wir Spieler von
einer Spielwut — Arbeitswut — besessen, die keine Gren-
zen der Kraft zu kennen scheint. Was interessiert uns
 
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