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Studia do Dziejów Wawelu — 4.1978

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Leitsch, Walter: Der Brand im Wawel am 29. Jänner 1595
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https://doi.org/10.11588/diglit.17922#0256
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Der Brand vernichtcte cinige Raume des «Frauenzimmers», also des
von der Kónigin und ihrem Hofstaat bewohnten Teiles des Schlosses. Ais
man den Brand cntdeckte, brfand sich die Kónigin selbst nicht in ihren eigenen
Gemachern sondern im Zimmer der Kammerdienerin Ursula Mcyerin. Es
war Sonntag, nach der Messę und dem Essen saB mm die Kónigin am Kran-
kenbett der Ursula und betrachtete gemeinsam mit ihr, Ernhofcr und Schiechel
ein mit besonders schónen Kupferstichen geschmucktes Buch, das man erst
zu Bcginn des Monats erhalten hatte. Zu Beginn der Ereignisse saBen also
alle jene vier Personen beisammen, denen wir die Bcrichte iiber den Brand
zu verdanken haben. Es war «ungeverlich umb 2 uhr nachmittag», da kam
auch der Kónig und interessierte sich zuerst einmal fur das schóne Buch «und
alweil wir diB buech beschauen, sagt der kónig still, auf das es die kónigin
nit hern solt, zue mir: Es brindt » 8. Auf die Frage, wo es denn brenne, antwor-
tete der Kónig: «Meiner gemachel rauchfang zue der stuben gleich bei der
schón altan». Schiechel hatte auch eine Erklarung dafur, warum der Kónig
so ruhig war und die Sache auf die leichte Schulter nahm: «Die Polagken
aber solches, ais wann die rauchfang brinnen, gar nit achten, also tat auch
mein genedigister kónig, der vermaint, es geschehe nichts» 9. Ais der Kónigin
dieses Gesprach auffiel, wandte sie sich an die drei Herren: «Mein, was bru-
melts haimblich miteinander? Es get gwiB mich an»l0. «Wier schweigen.
Ihr may[est]et der kónig lachlet ein wenig». Dem Kónig war es wohl einerseits
peinlich, bei einer Heimlichkeit ertappt worden zu sein, andererseits wollte
er seine Gemahlin nicht mit der letztlich ja doch nicht erfreulichen Nach-
richt vom Ausbruch eines Brandes beunruhigen. Die Kammerfrau Barbara
von EiB rettete den Kónig aus der Verlegenheit, sie trat ein und mcldete:
«Es brint starek im rauchfang und fallen koleń herab» n. Ernhofer fahrt nun
in seinem Bericht fort:

Da sagen ihr may[est]et der kónig: «Wans allain der rauchfang ist,

so ist wol zu rahten».

Die kónigin sagt: «Eur lieb, es móchte der rauchfang zerspringen.
Mein pater», sagt sie zu mier, «geht halt ihr hin und sehet rechts
darauff».

Sagt der kónig: «Ich wi] sehen».

Geht also ihr may[est]et, ich und der Georg folgen nach. Ihr may[esf-
et schauen in den rauchfang und war eine liechte grosse flam. Ich
schaue auch hinauff und siehe, das das feur auB dem maurbalcken
in camin hinein brinnet, und sage: «Gnedigister kónig, das ist nit
der rauchfang, sonder es ist ein palcke. Eur kónigliche mayfest]-
et lassen unter dem tach sehen».

Ihr may[est]et gehn selbst alsbald hinauff, ich und der Georg
folgen nach. Da wier zum ort komen, da dringt das feur schon allent-
halben mit gwałt unter dem boden zun klunsen auB. Zwen Tattern
bringen ein groB schaff wasser hinauff, aber es war so viel ais nichts.
Ihr may[est]et der kónig eilet alsbald herunter, rueft umb wasser12.
Mit dem Wasser gab es aber Schwierigkeiten, denn das, «so in den kup-
fern wannen stundt, war alles gefrorn». Man schlug zwar gleich Alarm («man
schlegt an»), doch fur den schónen Saal kam jede Hilfe zu spatl3. Aber auch
danach gab es groBe Schwierigkeiten bei den Lóscharbeiten, denn ein Teil

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