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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0153
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der Zeit Assarhaddons angehören. Falls der auf S 3566 auf dem unteren Rande genannte
Eponym Ba-ab-a-a identisch ist mit dem Namen Ba-an-ba-a, Ban-ba-a1), würde die
lafel in das 5. Jahr Assarhaddons (676) gehören. Das Datum der anderen Urkunde (S 3566 a)
ist leider weggebrochen. — Bemerkenswert ist, daß auch in Karkemisch eine einzige Keilschrift-
Urkunde eng verwandten Charakters gefunden ist; s. Woolley Carchemish II S. 135ff. Die
Täfelchen sind ungebrannt, 7,5 X 4,4 x 2,3 cm und 8,5 X 4,5 X 2,4 cm groß; sie waren mit
Petschaften gesiegelt.
Es ist nicht gut denkbar, daß solche Kaufverträge anders in den Brandschutt des
Kalamu-Palastes geraten konnten, als deswegen, weil sie zur Zeit der Katastrophe schon in
jenem Raume aufbewahrt lagen. Denn während der Kämpfe können sie doch nicht von einem
Assyrer dort verloren worden sein. Wir würden damit ein schwaches Zeugnis für den Handels-
verkehr zwischen Sendschirli und Assyrien in der Hand halten, für den ja auch die emaillierten
Fläschchen und sonstige keramische Kleinigkeiten zu sprechen scheinen. A.

H. GRÄBER.
Die Toten nicht innerhalb der Wohnstätten der Lebenden beizusetzen, ist uralter und
weitverbreiteter Brauch, der für Europa schon aus den ältesten prähistorischen Zeiten belegt
ist. Nur bei einigen wenigen Völkern, besonders im tropischen Afrika, wird der Tote innerhalb
seiner eigenen Hütte begraben, während im Gegensatz dazu manche Ozeanier die Leichen ihrer
verstorbenen Anverwandten in weit entfernten hohlen Bäumen oder in schwer zugänglichen
Höhlen verbergen oder sogar sich ihrer so vollständig entledigen, daß sie sie auf einen kleinen
Kahn binden und bei Ebbe in das offene Meer hinaustreiben lassen.
Die scharfe Trennung der Toten von den Lebenden war auch antiker Brauch, so daß
z. B. in Rom Gräber, die innerhalb der servianischen Mauer liegen, für einwandfrei älter gelten
als diese, und daß andere Gräber, die sich zwischen der servianischen und aurelianischen Mauer
finden, auch zeitlich zwischen die Errichtung dieser Mauerzüge eingereiht werden. Völlig anders
scheint es im Bereiche der alten orientalischen Kulturen gewesen zu sein, und trotz recht genauer
Untersuchung mehrerer alter Ruinenstätten sind uns bisher von keiner einzigen besondere Nekro-
polen bekannt geworden. Die Gräber fanden sich stets in der unmittelbaren Nähe von Wohn-
häusern und sind um so seltener unberührt auf uns gekommen, je häufiger die benachbarten
Wohnhäuser Planierungsarbeiten zum Opfer gefallen oder sonst zerstört worden sind. Sollten
jemals richtige Nekropolen außerhalb der Burgen und Städte gefunden werden, so würden sie
uns vermutlich eine gewaltige Menge wichtiger Kleinfunde bescheren und damit unser Wissen
über das Leben im alten Orient wesentlich bereichern.
In Sendschirli und seiner Umgebung haben wir Jahr für Jahr systematisch, aber ganz
vergeblich nach eigentlichen Nekropolen gesucht, aber stets nur zufällig einzelne Grabstätten
gefunden, vermutlich von Leuten, die schon zu Lebzeiten auf der Burg selbst gewohnt haben,
wobei selbstverständlich nicht ganz ausgeschlossen ist, daß ab und zu einmal Leute aus der Unter-
stadt auf der Burg beigesetzt wurden, weil eine feindliche Belagerung eine Beisetzung außerhalb
der Burg unmöglich machte.
Die Gräber waren im allgemeinen ganz einfach und schmucklos; wir haben nur ein einziges
reich ausgestattetes Grab gefunden, von dem A. i. S. II, S. 140 bereits die Rede war; es ist die aus
mächtigen, in Asphalt verlegten Doleritblöcken errichtete große Grabkammer mit der Stele
einer fürstlichen Dame, die wir aus stilistischen Gründen etwa in die Zeit um 730 zu stellen
1) S. Tallqvist, Assyrian Personal Names S. 51.
Mitteilungen aus den Orient. Samml. Heft XV (Sendschirli Heft V).
 
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