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et 21) o

kam mit fflarutendorf für 64 000 Rtblr. an
den Baron I}ans I)inricb von Kiclmansegg,
einen Sohn des bekannten mächtigen und
reichen herzoglichen Kanzlers, deffen Reich-
tum aber keine lange Dauer hatte. Das be-
nachbarte Hmt Kronsbagcn wurde auch von
der familic Kiclmannsegg erworben und
1667 durch einen Permutationskontrakt
den ftädtifeben Gigentumsanfprücbcn ent-
zogen. Die Grcnjc des Befitjtums des
I)ans I)inrich von Kiclmannsegg war alto
der fpäterc Kanal, der flcmbudcr See, die
Kiel - Rendsburger Candftraße und das
Kieler Stadtfeld. I)ier$u kam noch flia-
rutendorf. Cüih, I)affeldieksdamm, I)affee
ufw. gehörten damals jum Kronsbagener
Hmt.

I)ans Einrieb von Kiclmannsegg, der
ältefte Sohn des Slßinifters Johann Hdolpb
von Kiclmannsegg, hatte ein bewegtes
£cben. Hm 29. September 1636 in Schles-
wig geboren, erhielt er eine vortreffliche
Srjiebung, machte die übliche Kavalicrtour
und wurde jum Diplomaten beftimmt.
Schon 1658 verbandelte er in Condon als
Gefandter des J)crjogs Friedrich HL mit
Richard Cromwell. 1664 wurde der Hcbt-
undjwanjigjäbrige 6ebeimrat und Mitglied
der Regierung, bald darauf Hmtmann von
6ottorf, Kiel und Bordesbolm.

Jm "Jahre 1676 trat der Stur? des Kiel-
manseggTcbcn fflinifteriums ein. Jm flßär?
wurde I^ans Hdolpb in feinem Palais in
Schleswig von königlich dänifeben Reitern
aufgehoben, und „nicht er allein," beißt es
in einem Bericht, „fondern auch feine drei
Söhne, jwei in Schleswig und der dritte
von feinem adelicben Gut Qvarenbeck
(I)ans f)inricb) in gleicher Stunde in r}aft
genommen und nachher Copenbagen in das
Kaftcll gefübret."

IQabrfcbeinlicb bat man in Kopenhagen
gewußt, daß I)erjog Cbriftian Hlbrccbt fei-
nemfflinifter nicht woblgefinnt war. jeden-
falls bat er nur Tcbwacb gegen die dänifebe
Gewalttat proteftiert. ffian ließ die Brüder
— der Tater war injwifcben geftorben —
erft nach Zahlung von 100 000 Rtblrn. frei.
Jn Hamburg konnten fie nicht in ihr
Palais jieben, weil Cbriftian Hlbrecbt
darin wohnte. Der ^erjog febeint der Hn-
Ticbt gewefen ?u fein, daß das große Ver-
mögen der Brüder ?u feinem Dachten er-
worben fei und daß er Hnfprücbc daran
habe. Von der anderen Seite wird be-
hauptet, Cbriftian Hlbrecbt fcbuldc dem
I}aufe Kiclmansegg große Summen, fo
allein 31 000 Rtblr. auf das Hmt Krons-
bagen. Jn diefer Dot wandte fieb der 6e-

beimrat Kiclmansegg an den Kaifer Ceo-
pold, der fieb äußerft gnädig gegen ihn er-
wies; er machte I)ans I)inricb fogleicb jum
Rcicbsbofrat und warf dem I^erjog in
mehreren Schreiben in einer für jene Zeit
merkwürdig deutlichen form feine Un-
dankbarkeit vor. Hls Cbriftian Hlbrecbt
nicht antwortete, gingen die Brüder in
dänifebe Dicnfte. Die übrige Cebensjeit
I)ans I)inricbs ging in ärgerlichen Pro-
jeffen bin, in denen meift keine Partei
Recht behielt. Jn dem berüchtigten Rccbts-
ftreit wider die Koblblatfcben 6rbcn —
tlnterfcblagung von 50 000 Rtlrn. während
der Kopcnbagener F>aft — wurden die
Brüder von einer Jnftanj als 6igentümer
von Scbrcwenborn eingefetjt und von der
näcbften Jnftanj exmittiert (Brinkmann
Recbtsleben). Zum ruhigen Genuß feines
Grbteils ift f^ans I)inricb nicht gekommen.
6r 50g fieb nach Quarnbek jurück und ftarb
dort 50 Jahre alt. „Quarnbek, 6.3uni 1686,
Sonntag", febreibt fein Bruder: „ver-
febiedenen Mittwoch um V\ auf 10 Uhr ift
unfer Bruder fanfft und feblicb abge-
febieden." Jn erfter 6be war er mit flleta
v. d. löifcb, in ^weiter 6be mit Dorothea
Reventlow, des Kanzlers Detlev Revent-
low Cocbter, vermählt.

Hls feböner ftattlicber fllann erfebeint
uns I)ans Einrieb nach dem Bilde, das in
der Scblcswiger Gruft gefunden wurde,
der Panjer deutet jwar auf den Offijier,
aber darüber feben wir die feinen Züge
des Diplomaten, die franjöfifcbc Bart-
traebt; der koftbare Spitzenkragen jeigen
ihn als den Cypus einesedelmannes feiner
Zeit. Kiclmannsegg war dänifeber Gebeun-
rat, Generalhricgs-Kommiffär (1683), Rit-
ter des Dancbrogs (1684), Propft juScbles-
wig und Domherr in Schleswig und £übeck.

1685 bat er als Patron die flembudcr
Kirche ganj renoviert und fie mit einer
febönen Orgel und neuem Hltar verfeben,
die hierauf bezügliche Jnfcbriften tragen.

1671 ift in Quarnbek das feböne Cor-
haus von ihm erbaut, ebenfo das alte
Hmtsbaus in Kronsbagen; daneben bat
I)ans Einrieb bedeutende Stiftungen ge-
macht; fo bat er ein Kapital ausgefetjt,
von deffen Zinfen das Gebalt des Pre-
digers von flembude um 150 Clr. erhöbt
wurde. Doch ift die Stiftung verloren.

fllit I)ans Einrieb ift die Glanjjeit
Quarnbehs vergangen. Die Gigentümer
haben feiten mehr auf dem Gute gewohnt.
Das alte Schloß verfiel. Gin kleines
Päcbterbaus kam an feine Stelle: eine
neue Zeit hatte begonnen.
 
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