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ißffaratanriijt non ffriföridjfta&t

Burgwälle undCreppencjiebel f riedrtcbftadt a. d. Gid

s träumt alles im Hbendfonnenfcbein.
Still, wie in Gedanken verloren, fpie-
geln Ticb die Bäume am Burgwall im
<üaffer, und hinter ihrem frühlingsgrün
guckt hier und da ein alter Creppengiebel
heraus. 6r neigt fich ein wenig nach vorn,
als möchte er fich, bevor er einTchläft, auch
noch einmal in dem Burggraben beTeben.
Sin reifendes, nur ein wenig melancboHTcb
angehauchtes Stadtidyll!

Jft es die SebnTucbt des grünenden
f rüblings oder vielmehr die Grinnerung an
dahingeeilte Jugendtage, die To ftim-
mungsvoll über dem Städtchen febwebt?
manch febmucher, blonder Kopf ohne
biftorifeben Sinn, manche Burgwallfcböne,
die auf der Bank vor ihrem I^aus mit ihrer
Umgebung mitträumt, meint wohl das
Grfte, aber wer die Ciebc für das Städtlein
felbft im I^erjen empfindet und feine
"jfugendgefebiebte hennt, weiß, daß das
Zweite der fall ift. änd er finnt über
Ceben, Cieben und Ceiden alter Zeiten, in-

dem er verftändnisvolle Bliche mit den
alten Käufern wecbfelt, die über den früb-
ling und fein jetziges treiben binwegfeben
und über die Vergangenheit grübeln.

Der graue Creppengiebel des Grafen-
baufes an der Gehe beim J)ol?brüchletn ftebt
würdevoll da. Gr bat das Recht daju hraft
feines Hlters, das mit eifernen Ziffern
durch fein Geburtsjahr auf feiner Stirn an-
gedeutet ift: 1622. Gewiß bat I)endrih
van Ruytenftein, der bolländifcbe Bau-
meiftcr, der die Stadt anlegte, diefe Zahl
febmieden laffen. Das Grafenbaus war von
altersber ein vornehmes Kaufbaus. Sein
erfter Bewohner gehörte ju den unter-
nehmenden Kaufleuten, die unfere Stadt
gründeten. Jn feinem Kontor hatte er feine
Delfter fliefen mit ftol?en Schiffen in die
l£land einmauern laffen: einen Kauffabrer
und ein Kriegsfcbiff der fieben Provinzen
mit großer flagge und vielen hieinen blauen
Qlännlein. Sie fahren dort bald drei Jahr-
hunderte. Ulir vermuten es nicht, denn
 
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